Zurück in die Stadtzentren

21.07.2023
Gesellschaft, Wohnen

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Menschen im Stadtzentrum brauchen maßgeschneiderte Konzepte für das Zusammenspiel von Wirtschaft, Bildung, Gesellschaft, Kultur, Architektur und Wohnen. Damit ist es möglich, auf die spezifischen Bedürfnisse aller Altersgruppen einzugehen und deren Ansprüchen gerecht zu werden.

Derzeit leben 60 Prozent der Menschen in urbanen Siedlungsräumen – laut UNO werden es bis 2050 zwei Drittel sein. Hier ein paar Ansätze, wie es gelingen kann, Städte für Menschen als Wohnort oder Lebensraum zu gestalten.

Atmosphärische Stadt

Architektur als Gesicht der Stadt unterstützt die Rückkehr in die Stadtzentren. Beliebte Altbauwohnungen, moderne Lofts oder sanierte Wohnungen sind wieder in und werden dann vor allem von jungen Individualisten gesucht.

Im Vordergrund müssen also Überlegungen zu den Themen Dichte und Nutzungsvielfalt, Wohnen und Arbeiten in der Innenstadt und der Versorgung mit Handels-, Gewerbe- und Dienstleistungsinfrastrukturen stehen. Wohn- und Lebenskultur sind gefragt.

Der Vorarlberger Architekt Dietmar Eberle, der international tätig und Ehrenmitglied des American Institute von Architecture ist, kritisiert die Verwechselbarkeit und „Charakterlosigkeit“ wachsender Städte, weil sie ihre architektonische Einzigartigkeit verlieren.

„Einer der Reichtümer Europas ist die Unterschiedlichkeit. Das ist für Menschen emotional wahnsinnig wichtig, sie identifizieren sich, fühlen sich darin geborgen. Diese Internationalisierung ist ein großer Kulturverlust.“

Während die Vergangenheit von Expansion und Ausbau geprägt war, liegen die Herausforderungen der Zukunft vor allem in der Um- und Neunutzung von bestehenden Gebäudeinfrastrukturen.

Unsere Gesellschaft ist durch die demografische Entwicklung und nicht zuletzt durch die Durchmischung der Kulturen vielfältiger geworden. Gerade in Städten ist der Anonymisierung und Ghettoisierung der Menschen im Stadtzentrum unbedingt vorzubeugen.

Das gelingt einerseits durch gezielte Maßnahmen zur Integration und Förderung der Kommunikation. Unterschiedliche Studien belegen, dass Menschen dorthin kommen, wo Menschen sind.

Environmental Mastery

Mazda Adil ist ein deutscher Psychiater, Hochschullehrer und Autor. Adil forscht zum Thema Stress mit dem Fokus auf dessen Entstehung im urbanen Raum, wofür er unter anderem 2015 das Interdisziplinäre Forum Neurourbanistik gegründet hat.

In diesem Institut und seinem Buch „Stress and the City“ hat er das Fachwort „Environmental Mastery“ für Kontrollüberzeugung der Menschen definiert.

Was tun, um die Menschen in die Stadtzentren zurück zu bringen? Dazu stellt er folgende Fragen:

  • Kann ich meinen Wohnraum subjektiv gestalten?
  • Habe ich Kontrolle über meine Umgebung?
  • Kann ich mich hier wohlfühlen und Stress abbauen?
  • Habe ich Zugang zu den Vorteilen, die eine Stadt bietet?
  • Habe ich Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten?

Mazda Adil stellt fest, dass „Menschen, je länger sie in der Stadt wohnen, empfindlicher Stress-Antennen haben, vor allem, wenn es „Overcrowded“ ist.“ Der „Isolations-Stress“ gehört zum zweitgrößten Faktor, daher braucht es die bunte Vielfalt in der Stadt: „Jedes Theater hat hier einen Public-Health-Auftrag, weil es sozialer Isolation entgegenwirkt.“

Jan Gehl hat in seinen Büchern wie „Leben zwischen den Häusern“ sehr ausführlich beschrieben, wie sich die Gestaltung der Architektur auf das Leben in den Städten auswirkt. Um der Anonymität in den Städten entgegenzuwirken und Menschen die Kommunikation zu ermöglichen, sind Anreize notwendig, durch die sich Menschen überhaupt draußen aufhalten und zu Fuß gehen.

Die zwölf Qualitätskriterien von Jan Gehl haben wir im Blogbeitrag Ortskerngestaltung untersucht.

Ein Gespräch zwischen Michael Kerbler und Jan Gehl, können Sie hier nachlesen.

Argumente für das Leben in Stadtzentren

Der amerikanische Soziologe und Stadtforscher Richard Sennett ist überzeugt, dass es viele gute Argumente für das Leben in Stadtzentren gibt. „Für Kinder ist es von großem Vorteil in einer Stadt groß zu werden, weil sie gleich von Anfang an mit der Vielfalt und der Komplexität des Lebens in der Stadt konfrontiert werden und dadurch eine viel größere Chance haben, zu demokratischen BürgerInnen aufzuwachsen.“

Inga Horny, Präsidentin des Dachverbandes Stadtmarketing Austria ist überzeugt: „Orte müssen zu einem Erlebnisraum werden. Es geht um das Narrativ der Stadt oder des Dorfes.

Aufenthaltsqualität, Sicherheit, Sauberkeit und konsumfreie Zonen sind dabei ebenso wichtig, wie spezielle Angebote für die definierten Zielgruppen und die übergeordnete Spange-Qualität. Und es braucht vor allem atmosphärische Stadtgestaltung.“ Mehr dazu ist nachzulesen unter folgenden Blogbeiträgen zum Thema „Vielfalt“ und „Das Agora-Prinzip“.

In diesem Podcast spricht Vizepräsident Edgar Eller mit der Architektin und Schriftstellerin Jana Revedin über atmosphärische Stadtgestaltung.

Kultur und Bildung

Ein hochwertiges Angebot an Kunst und Kultur ist einer der wesentlichen Gründe, warum es Menschen in die Innenstädte zieht. Festivals, Stadtführungen, Feste, Märkte oder Ideenwettbewerbe sind nur einige von vielen Möglichkeiten, das Stadtzentrum kulturell aufzuwerten und zu positionieren.

Stadtgalerie Judenburg (c) Stadtmarketing Judenburg

Kulturelle Identität entwickeln

Jede Stadt/Gemeinde muss sich ihrer kulturellen Identität bewusst werden und ein Konzept für einen passenden Kulturmix entwickeln. Es sollte das Image nach innen und außen stärken und auf der Beliebtheitsskala der Stadt große Pluspunkte bringen – Museen, Bibliotheken, Galerien und Bildungseinrichtungen jeglicher Art sind notwendig.

Hier einige Beispiele:

Kunst bringt Leben in die Stadt

Die Stadtgalerie Judenburg befindet sich in einem ehemaligen Textilleerstand inmitten des Stadtzentrums und wird vom Stadtmarketing Judenburg betrieben. Sie wurde als „PhotowerkSTADT“ im Rahmen des Photomonats gegründet, denn nur so war eine Förderung im Rahmen eines EFRE Projekts möglich.

Seit 2022 gibt es Kunstausstellungen ohne Rahmenbedingungen. Großteils regionale KünstlerInnen bringen Innenstadt-Frequenz – bei den Vernissagen sind regelmäßig Freunde und Familien der KünstlerInnen mit dabei. Bei nur 4 bis 6 Stunden Öffnungszeit pro Woche kommen rund 200-300 BesucherInnen pro Ausstellung.

Vielfältigkeit ist uns wichtig aber auch Nachwuchsarbeit – so gab es letzten Advent mit dem Titel „Newcomer“ eine Ausstellung von Jugendlichen, davor gab es einen Aufruf mit Ausschreibung – 12 GewinnerInnen wurden ermittelt, mit Hilfe eines Sponsors wurde ein Kalender gedruckt“, so Heinz Mitteregger, Geschäftsführer vom Stadtmarketing Judenburg.

Foto © Stadtmarketing Judenburg
Menschen im Stadtzentrum
Foto © Stadtmarketing Judenburg

Was Kunst und Kultur der Innenstadt bringt, beweist auch das Klockermuseum, ein Galeriebetrieb in Hall in Tirol, der durch Vernissagen und Veranstaltungen Menschen in die Stadt zurückbringt und zu einem beliebten Treffpunkt geworden ist.

Mehr dazu, sowie über die Bedeutung von Museen für Orte und kleine Städte ist nachzulesen in diesem Beitrag.

Klockermuseum© Stadtmarketing Hall in Tirol

Wir haben uns dem Thema Kultur und Stadt in verschiedensten Blogbeiträgen gewidmet. In diesem Beitrag können Sie nachlesen, wie sich Kultur heute präsentieren muss, um zum Publikumsmagneten zu werden.

Wie sich Bibliotheken im Zuge der Digitalisierung und dem daraus resultierenden Verlust des Informationsmonopols zunehmend zu Kommunikationszentren mit hoher Aufenthaltsqualität weiterentwickeln und welche Bedeutung sie für Innenstädte haben, ist hier nachzulesen.

Welche Impulse Festivals für die Regionalentwicklung setzen können, zeigt ein Gespräch von Edgar Eller mit dem Kurator und Theatermacher Dietmar Nigsch in diesem Beitrag.

Bildungs- und Freizeiteinrichtungen in Innenstädten

Dass der Erhalt von Schulen und Bildungseinrichtungen in Innenstädten von zentraler Bedeutung ist, besagt schon die Charta für die Gestaltung von Bildungseinrichtungen des 21. Jahrhunderts: „Die städtebauliche und landschaftsplanerische Einbindung von Bildungsbauten ist von besonderer Bedeutung, insbesondere für die Lebendigkeit von Stadtteil- und Dorfstrukturen.

Bildungseinrichtungen sind Teil eines Netzwerks von Gemeinwesen- bzw. Kultureinrichtungen. Im Idealfall wirken sie als  ganzjährig und ganztägig nutzbare kulturelle Infrastruktur für unterschiedliche NutzerInnen.“

Wir haben einige schöne Beispiele aus Österreich und Südtirol herausgesucht:

Musik im Stadtzentrum

Trofaiach verfügte über eine Musikschule am Randbereich der Stadt, welche zu klein geworden. Zudem war das Gebäude bereits in die Jahre gekommen. Ein neuer Standort musste gesucht werden. Dieser konnte in der Innenstadt in einem ehemaligen Bankgebäude gefunden und die Musikschule ins Stadtzentrum zurückgeholt werden.

Heute bietet sie 400 MusikschülerInnen Platz. Erich Biberich, Innenstadtkoordinator, drückt die Veränderung folgendermaßen aus: „Auslagern an den Ortsrand ist out, Integration ins Zentrum in, oder wie Roland Gruber von nonconform veranschaulicht: „nehmt den Krapfen statt dem Donut“.

Die Verlegung der Musikschule ins Stadtzentrum führte zu einer fünffachen Erhöhung der Fußgängerfrequenz rund um die Schule. Es wurde ein Haltebereich direkt davor eingerichtet, der zum Ein- und Aussteigen genutzt werden kann. Die anfänglich befürchteten Verkehrsprobleme erwiesen sich als unbegründet.

Die Parkplätze, die einige Gehminuten entfernt liegen, wurden akzeptiert. Durch die Begegnungszone direkt vor der Musikschule wurde der Straßenbereich erweitert. Es entstand ein kleiner Platz, auf dem temporär kleine Konzertauftritte stattfinden. Während dieser Zeit ist die Hauptstraße gesperrt.

Neubau Schule Zell am See

In Zell am See konnte trotz langer Diskussionen zur Absiedelung eine Schule im Stadtzentrum erhalten und erweitert werden. Neben der Volks- und Mittelschule soll künftig zusätzlich ein Probelokal für die Bürgermusik untergebracht werden. Auch die Sportplätze bleiben im Zentrum erhalten.

„Das ist eine Riesenchance, die wir ergreifen müssen, freut sich Bürgermeister Andreas Wimmreuter. Denn die „Floorballer“ haben immer nach Mittersill und Hintermoos ausweichen müssen. Jetzt werden sie aber die Möglichkeit haben, auch die Trainings und die Ligaspiele in Zell durchzuführen. Das gleiche gilt auch für die Basketballer.“

Wassertempel in der Stadt

Das Paracelsusbad in Salzburg wurde fast 30 Jahre lang diskutiert, verschiedenste Projekte lanciert und eine Absiedelung aus dem Herzen der Innenstadt ernsthaft in Erwägung gezogen. Dass es gelungen ist, das Bad am Standort in der Salzburger Innenstadt zu erhalten, ist ein großer Erfolg. Drei Jahre hat man gebaut. Die Eröffnung erfolgte 2019.

Salzburgs Bürgermeister Harry Preuner erinnerte bei der damaligen Pressebegehung launisch an die vielen geplanten und gewünschten Standorte für das neue Paracelsusbad.

„Zuerst wollte man es in Leopoldskron, dann im Volksgarten, dann wieder in Liefering, anschließend beim Europark, nach einer Unterschriftenaktion und Gemeinderatswahlen einigten sich alle darauf, dass das Paracelsusbad im Kurgarten in unmittelbarer Nähe des weltberühmten Mirabellgartens bleiben solle.“

Menschen im Stadtzentrum
© Honorarfreie Pressebilder: Stadt Salzburg / Alexander Killer
https://media.stadt-salzburg.at/workspace/pixxio/index.html?gs=jq0vchCGW9orJNT27#
Menschen im Stadtzentrum
© Honorarfreie Pressebilder: Stadt Salzburg / Alexander Killer
https://media.stadt-salzburg.at/workspace/pixxio/index.html?gs=jq0vchCGW9orJNT27#

Bildungsangebote für alle

Die neue Musikschule von Brixen ist Teil eines größeren Gesamtkonzepts für das Prielareal im historischen Stadtkern von Brixen. Sie wurde als modernes Gebäude am Übergang von der Altstadt zu einer Häuserreihe und Fläche mit Freizeiteinrichtungen und Parkplätzen errichtet. Sie nimmt innerhalb der städtebaulichen Neukonzeption eine zentrale Stelle ein. Mit bis zu 1.400 Einschreibungen jährlich hat die 1961 gegründete Institution eine wichtige Bedeutung innerhalb der Region.

(c)Nathan Chizzali_ Musikschule Brixen

Die neue Stadtbibliothek von Brixen wollte man an einen anderen Standort auslagern. Doch dann entschied man sich für die Beibehaltung des historischen Ortes am Domplatz. Die neue Bibliothek  wurde dort in einem ehemaligen Finanzgebäude sowie in Teilen eines Gerichtsgebäudes untergebracht.

Bibliotheksdirektor Bruno Kaser erklärte, dass das Siegerprojekt des europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs „durch die großen Fenster und die Öffnungen der Philosophie einer extrovertierten und auf die Menschen ausgerichteten Bibliothek gerecht werde.“

Menschen im Stadtzentrum
BrixenTourismus © PhilippSeyr
Stadtbibliothek(c) Anh Nguyen

Zentrum mit Leuchtturmprojekt

Das Management Center Innsbruck (MCI) Campus Innsbruck im Stadtzentrum gilt als neues Leuchtturmprojekt. Der Neubau beschert dem MCI den ersten einheitlichen Campus seiner Geschichte.

1995 gegründet, wuchs das Management Center rasch über seinen zentralen Innsbrucker Stammsitz hinaus. Die vielen Fakultäten der Hochschule sind über die ganze Stadt verstreut. Im Herbst 2023 sollen die Bauarbeiten beginnen, der Einzug ist für Anfang 2025 geplant.

Dann wird alles unter einem gemeinsamen Dach logieren – ein echter Campus. Das Gebäude ist aufs Umfeld zugeschnitten: Im Süden und Osten grenzt das neue Universitätszentrum an die Stadt. Im Norden und Westen an den historischen Hofgarten und die Alpen ringsherum.

Jede Stadt, ob groß oder klein, profitiert von einer lebendigen kulturellen Szene. Doch die Ansprüche des Publikums an die erlebbaren Kulturformate haben sich gewandelt. Hier in diesem Beitrag können Sie nachlesen, wie sich Kultur heute präsentieren muss, um zum Publikumsmagneten zu werden.

Mobilität und Raum für Menschen

Das Institut für Sozial- und Kulturforschung „queraum“ mit mehreren Standorten in Österreich thematisiert und begleitet Gemeinden bei ihren Konzepten zu den Themen Mobilität und Sozialstrukturen.

Der öffentliche Raum ist gebauter und sozialer Raum zugleich, denn man soll nicht nur die baulichen, sondern auch die sozialen Voraussetzungen dafür schaffen, dass Menschen jeden Alters den öffentlichen Raum ungehindert nutzen und (mit-)gestalten können.

Der öffentliche Raum ist dabei vor allem auch Bewegungsraum: Die selbstbestimmte, gesundheitsfördernde und aktive Mobilität der unterschiedlichen Zielgruppen ist hier ein ganz besonderes Anliegen.

Begegnungszonen, verkehrsberuhigte Bereiche, FußgängerInnen mit Vorrang sind beispielsweise wesentliche Beiträge, um Menschen zurück in die Städte zu bringen. Verkehrspsychologin Bettina Schützhofer stellt daher fest, dass immer mehr 30er Zonen eingeführt werden, „Wenn ich langsamer bin, habe ich mehr Zeit, den Verkehrsraum zu überblicken.“

Zu dem Thema haben wir in diesem Blogbeitrag näher hingesehen. Zur Verkehrsberuhigung können mehr Begegnungsräume und Grünräume beitragen.

Neue Stadträume als coole City-Hotspots

Die Klimaerwärmung und Hitze sind in den Städten eine besonders große Herausforderung: aufgeheizte Betonflächen, keine Windbewegungen in zu engen Gassen, Hitzestau und wenig nächtliche Abkühlung. Parks und Grünraume schaffen Inseln der Erholung inmitten der Stadt, wenn sie langfristig geplant sind und schon lange bestehen.

Temporäre „Klimainseln“ werden vor allem auf großen Plätzen wo keine Baumbepflanzung möglich ist errichtet. Es ist ein mit einem stabilen Holzrahmen geschaffener „Außen-Raum“, der dann von Kletterpflanzen in kurzer Zeit von oben herab begrünt und von der Verdunstung der Blätter gekühlt wird.

Bei Groß-Events werden sie einfach verschoben. Entspannen, Spielen, Kultur aller Art, Informationszentrale für TouristInnen. Beschattung und Verdunstung sind auch dort möglich, wo vergrabene Infrastruktur oder Tiefgaragen Baumwurzeln gefährden würden.

Mobile, wartungsarme Einheiten bringen dann mit smartem Regenwasser-Management hochsommerliche Temperaturen auf ein erträgliches Maß und schaffen so neue, nutzbare, urbane Räume.

Menschen im Stadtzentrum
© Nina Wenzel, Renderings: Arge Klima*Inseln
© Nina Wenzel, Renderings: Arge Klima*Inseln

Weitere Beiträge:

Städte als wichtiger Schlüssel auf dem Weg zur Klimaneutralität

Städtische Radwege: 10 Qualitäts-Kriterien

 

Wirtschaft und Geschäfte

Eine funktionierende Wirtschaft ist die Triebkraft bei der Ortskernbelebung, es gilt daher, die Geschäfte in den Einkaufszentren an den Stadträndern zurück zu führen, damit in den Zentren Belebung und Gründe für die Rückkehr in die Städte entstehen können.

Die Nutzung der Erdgeschosszonen in Innenstädten war einige Jahrzehnte lang vorrangig dem Handel vorbehalten. Um diese Flächen heute wiederzubeleben, sind daher Kreativität und innovative Konzepte gefragt.

Leerflächenmanagement

Ein gutes Leerflächenmanagement kann – zusammen mit einem neuen Branchenmix, der auf die Bedürfnisse der AnrainerInnen abgestimmt ist – Abhilfe schaffen. Neuansiedelung von Betrieben belebt die Stadt und macht Wohnen im Zentrum wieder attraktiv.

Die Niederösterreichische Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Einkaufs in Stadt- und Ortszentren (NAFES) fördert mit finanziellen Mitteln 30 bis 40 Prozent der anfallenden Projektkosten, um schließlich städtisch geprägte Ortskerne wieder aufzubauen.

Gemeinsam vom Land NÖ und der Wirtschaftskammer NÖ werden pro antragstellender Kommune bis zu 3,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

In diesen Blogbeiträgen haben wir uns eingehend dem Thema gewidmet:

Wie Erdgeschosszonen in Innenstädten wiederbelebt werden können

Der neue City-UnternehmerInnen-Typus

Urban Manufacturing

Mehr Erlebnis, weniger Bedarfseinkauf

Neue Flächenkonzepte für den Leerstand

Gewerbliche Flächen – wie managt man Leerstände

Innerstädtische Märkte

In vielen Orten sind innerstädtische Märkte beliebte Treffpunkte für EinwohnerInnen und BesucherInnen. Bauernmärkte oder andere Wochenmärkte mit frischem, exklusivem und regionalem Angebot haben den Effekt, dass sich die Besucherfrequenz auf die umliegenden Geschäfte und Gastronomie niederschlägt.

Ebenso locken diverse Veranstaltungen wie ein italienischer Markt, ein Street Food-Market, eine Einkaufsnacht, ein Stadtflohmarkt und vieles mehr.

Seit knapp 30 Jahren ist der Haller Bauernmarkt am Oberen Stadtplatz in Hall wöchentlicher Treffpunkt für Ernährungsbewusste und GenießerInnen regionaler Produkte aus bäuerlichen Familienbetrieben.

Ob frisches Gemüse und Obst, Milchprodukte, selbst gemachtes Brot oder Marmeladen und Honig, Fisch-, Fleisch-, Speck- oder Wurstspezialitäten und Blumen, Pilze und Eier – was auf den heimischen Feldern und Gärten wächst, kann man beim Haller Bauernmarkt jeden Samstagvormittag direkt verkosten und kaufen.

Menschen im Stadtzentrum
Haller Bauernmarkt (c) Christian Dezottis

Die Qualitätskriterien für Märkte können Sie hier nachlesen.

Wohnen und Leben

Damit Wohnen im Stadtzentrum für Menschen aller Altersstufen wieder relevant ist, braucht es also ein bedarfsgerechtes Angebot für alle Generationen. Leistbare Wohnungen, Barrierefreiheit, Mobilität und Begegnungszonen sind daher eine Notwendigkeit geworden.

Das “Weißbuch Innenstadt” ist hilfreich, denn es untersucht die Probleme der Ortskernentwicklung von kleinen und mittleren Städten und stellt dazu Erfahrungsmuster, Handlungsoptionen sowie Best Practice-Beispiele dar.

Diese Publikation hat man im Auftrag des Österreichischen Städtebundes, des Landes Stmk, der WKO Stmk erstellt und aus EU-Mitteln kofinanziert.

Dazu haben wir von Stadtmarketing Austria schon folgende Blogbeiträge verfasst:

Die Zukunft der Generationen heißt Gemeinsamkeit 

5 neue städtische Wohnformen, die die Zukunft prägen werden

Leistbares Wohnen – ein Relikt der Vergangenheit?

Fazit

Die „Belebung der Innenstadt“ ist also der wohl meistgestellte Anspruch an das Stadtmarketing. Über die Gründe für die Stadtattraktivierung herrscht weitestgehend Konsens, über die Strategie hingegen – wie man die Menschen zurück in die Stadtzentren bekommt – gibt es viel Diskussion.

Dass die Stadt „funktionieren“ muss – von der Wasserversorgung bis zur Müllabfuhr – wäre schon Herausforderung genug, doch es braucht darüber hinaus mehr um als Stadt attraktiv zu sein. Letztendlich geht es aber um eine atmosphärische Stadtgestaltung, die die vielen unterschiedlichen Bedürfnisse der StadtnutzerInnen anspricht und eine lebenswerte Stadt ausmacht.

Titelbild: Sommer in der Stadt (c) Doris Schulz

Gsaller

Michael Gsaller

Michael Gsaller ist seit 25 Jahren Geschäftsführer vom Stadtmarketing Hall in Tirol und seit vielen Jahren im Vorstand des Dachverbandes „Stadtmarketing Austria“. Ein ausgewiesener Experte für belebte und attraktive Orte.
Gsaller war Referent bei der zweiten Ausgabe der Südtiroler Akademie für Orts- und Stadtentwicklung.

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