Qualitätskriterien für attraktive Märkte

01.02.2023
Allgemein

Rankler_Wochenmarkt

Märkte fungieren als historischer Bestandteil vieler Städte immer noch als gesellschaftliche Zentren. Die primäre Nutzung zur Versorgung der Menschen mit Waren ging zwar weitgehend verloren, innerstädtische Märkte tragen aber dazu bei, Stadtkerne zu beleben und das Image der Stadt zu stärken. Gut funktionierende Märkte erfordern allerdings ein fundiertes Marktkonzept und die Professionalisierung von Marktmanagement und Marketing. Was einen Markt im heutigen Erlebniszeitalter attraktiv macht und welchen Nutzen die Stadt daraus ziehen kann, beleuchte ich nachfolgend in einem kurzen Überblick.

 

Von einem attraktiven und gut angenommenen Markt profitieren

Gemüse kaufen, Bekannte treffen, ein paar nette Worte am Verkaufsstand wechseln oder einfach ein bisschen bummeln. Das Flair von Märkten lockt Menschen in die Stadt und bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich: 

Höhere Frequenz und Kaufkraft: Ein Markt bringt zusätzliche BesucherInnen-Frequenzen und erschließt für den Einzelhandel neue Kundengruppen. Zählungen haben ergeben, dass die Kundenfrequenz von Wochenmärkten 5.000 bis 7.000 Personen pro Markttag aufweisen kann.

Beschleuniger für zusätzliche Aktivitäten: Gesteigerte Besucherfrequenzen wirken sich motivierend auf Wirtschaftstreibende aus, um weitere Stadtmarketing-/Standortmarketing-Aktivitäten umzusetzen, beispielsweise neue Öffnungszeiten.

Synergieeffekte im Umfeld: Ein innerstädtischer Markt erhöht die Aufenthaltsdauer von Kunden und steigert die durchschnittlichen Ausgaben der BesucherInnen. So gibt die/der Wochenmarkt-KäuferIn bei einer Durchschnittsausgabe von 20 Euro pro Marktbesuch im Schnitt weitere 40 Euro in den umliegenden Betrieben aus. Der Einzelhandel profitiert somit signifikant von neuen Kundengruppen

Moderater Kosten- und Organisationsaufwand: Speziell Wochenmärkte können als frequenzstarke Veranstaltung 50-mal im Jahr durchgeführt werden. Im Vergleich zu Events ist der Aufwand in Hinblick auf Kosten und Organisation deutlich geringer.

Erhöhte Lebensqualität: Individuelle Beratung der Kunden durch die MarkthändlerInnen und eine angenehme Aufenthaltsatmosphäre sind eine Bereicherung für das Stadtleben und steigern die Lebensqualität.

Touristenattraktion: Gut funktionierende Märkte sind ein touristischer Anziehungspunkt und tragen erheblich zum positiven Image der Stadt bei. Studien zeigen, dass der Einkaufsbummel am Wochenmarkt zu den beliebtesten Urlaubsaktivitäten zählt.

Themenmärkte wie der Ostermarkt in der Marktgemeinde Rankweil beleben die Stadt
Ostermarkt auf dem Marktplatz in Rankweil 2022 © Marktgemeinde Rankweil

 

10 Qualitätskriterien, damit Märkte Anziehungspunkt für viele Menschen bleiben

Viele Städte kämpfen mit einem sich verändernden Kundenverhalten. Der Bummel im Internet stellt die größte Herausforderung dar. Damit die Innenstadt in Zukunft gegen die Online-Konkurrenz bestehen kann, müssen die Stärken der Stadt besser vermarktet werden. Die Attraktivierung der Märkte gehört hier zu den Schlüsselelementen der Innenstadtbelebung. Entscheidend sind verschiedene Qualitätskriterien, die es zu beachten gilt.

 

1. Maßgeschneidertes Konzept

Entscheidend für den Erfolg eines Marktes ist ein professionelles Gesamtkonzept, das auf die Bedürfnisse der Kunden am Standort abgestimmt ist. Was in einer Gemeinde oder an einem Standort funktioniert, muss nicht unbedingt für andere Standorte erfolgversprechend sein. So macht es einen großen Unterschied, ob der Markt vorzugsweise von Touristen oder Einheimischen besucht wird.

Evaluierung und Adaptierung eines Marktkonzepts

Um herauszufinden, ob das Konzept eines bereits bestehenden Marktes den Anforderungen entspricht oder optimiert werden sollte, empfiehlt die CIMA Beratung + Management GmbH eine Evaluierung und gegebenenfalls eine kleine „Verjüngungskur“:[1]

a) Basisfaktoren, die jedenfalls betrachtet und bewertet werden sollten:

  1. Zählung der Passantenfrequenz
  2. Kriterienbasierter Attraktivitätscheck vor Ort
  3. Point-of-Sale-Befragung
  4. Befragung der HändlerInnen
  5. Kommunikations- und Marketingcheck

b) Zusätzliche Faktoren, die weitere wertvolle Informationen für eine Optimierung generieren:

  1. Kundenpotenzialanalyse
  2. Besuchertracking
  3. Analyse des Marktmanagements
  4. Zukunftsworkshop
  5. Strategisches Handlungskonzept

 

 

Tipp: Eine Antwort auf die Frage „Wie gründe bzw. rette ich einen Markt in meiner Stadt?“ finden Sie in „Wiener Märkte – Kulinarische Spaziergänge“ von Georg Renöckl.

 

[1] cima.direkt-Magazin. (2022). Wochenmärkte und Markthallen – Impulsgeber für unsere Innenstädte. Wo Einkaufen zum Aufenthalt wird. CIMA Beratung + Management GmbH. Abgerufen 29. Januar 2023, von https://www.cima.de/22-0-cimadirekt-Magazin.html?pubid=67

 

2. Der richtige Standort für Märkte

Ein Markt sollte im Zentrum der Innenstadt oder des Dorfzentrums abgehalten werden. Kunden haben die Möglichkeit, auch andere Besorgungen zu erledigen, während gleichzeitig wirtschaftliche Synergieeffekte entstehen.

Bei der Auswahl des Standortes sollte auf große Lebensmittelmärkte in der Nähe des angedachten Marktplatzes geachtet werden. Meist können deren Preise von den Markthändlern im Lebensmittelbereich nicht unterboten werden. Die Kaufkraft auf solchen Märkten könnte zu gering sein, HändlerInnen würden über kurz oder lang abwandern.

Geschlossenheit ist ein weiterer Faktor, der für die Auswahl des Standorts von hoher Relevanz ist. Eine deutsche Untersuchung ergab, dass sich die Enge von kompakten, geschlossenen Märkten positiv auf deren Attraktivität auswirkt, während freie Flächen diese Wahrnehmung vermindern. So wird ein Markt auf öffentlichen Plätzen im Freien positiv bewertet, wenn er von Gebäuden eingegrenzt ist. Auch ein markanter Eingang, etwa in Form eines Tores, erhöht seine Attraktivität.

Attraktiv gestalteter Bauernmarkt in einer Markthalle

 

3. Größe des Marktes

Die optimale Anzahl der MarkthändlerInnen richtet sich nach der Größe des Einzugsgebiets. Je mehr BesucherInnen zu erwarten sind, desto mehr Stände müssen aufgestellt sein. Dabei spielen auch die Anzahl und Qualität der Produkte von Selbsterzeugern eine wichtige Rolle. Denn Regionalität steht beim Kunden wieder stark im Vordergrund und Selbsterzeuger bieten meist regionale und saisonale Produkte an. Erfahrungswerte zeigen, dass ein Nahversorger/Wochenmarkt mindestens 14 Marktstände aufweisen sollte, um von KundInnen als attraktiver Markt mit Treffpunkt- und Erlebnischarakter wahrgenommen zu werden.

 

4. Anordnung Marktstände

Darüber hinaus sollten die Marktstände so angeordnet sein, dass sich daraus eine Bündelung der Käufer-/Besucherfrequenzen ergibt. Thomas Egger, Geschäftsführer des auf Standortentwicklung und -management spezialisierten Beratungsunternehmens EGGER & PARTNER hat dazu eine sehr treffende Regel formuliert: „Nur wo sich die Hinterteile reiben, dort wird Umsatz gemacht!“

 

5. Erscheinungsbild der Marktstände

Ein Firmenschild mit Namen und Anschrift an jedem Marktstand macht für den Kunden transparent, ob der/die VerkäuferIn aus der Region kommt. Ein einheitliches und attraktives Erscheinungsbild der Stände ist daher von großer Bedeutung. Denn hochwertig ausgestattete Marktstände vermitteln den Eindruck hochwertiger Ware. Und natürlich muss der Stil in das Stadtbild passen, um von der Bevölkerung angenommen zu werden.

Das Firmenschild macht für den Kunden transparent, ob der/die VerkäuferIn aus der Region kommt. © Erlebnis Rankweil Gemeindemarketing GmbH

 

6. Vielfältiges und exklusives Angebot

Das Hauptmotiv von BesucherInnen für den Einkauf auf einem Markt ist das Angebot von frischen Produkten und Spezialitäten, die es im Supermarkt nicht gibt. Selbst hergestellte Marmeladen, Gewürzmischungen, Chutneys und Saucen, aber auch Kunsthandwerk und internationale Schmankerl sind gefragt. Deshalb bieten Städte und Gemeinden neben etablierten Wochenmärkten oft auch eigene Spezialitäten- und Kunsthandwerksmärkte an.

Märkte brauchen ein professionelles Konzept
Das Rankweiler Wochenmarktkonzept wurde 2014 mit Erfolg unter anderem auf ein breites Sortiment und eine einheitliche Gestaltung umgestellt. Im Vergleich zu 2010 konnte 2014 bereits eine Steigerung der Besucherfrequenz um 68 Prozent erreicht werden. © Erlebnis Rankweil Gemeindemarketing

 

Eine hohe Anziehungskraft üben Märkte auf Menschen aus, die auf Nachhaltigkeit großen Wert legen. Regionale und ökologisch erzeugte Produkte nehmen für diese Kundengruppe einen hohen Stellenwert ein und sind ein wichtiger Erfolgsfaktor für Märkte geworden.

Um die Attraktivität des Marktes langfristig zu gewährleisten sind saisonale Schwerpunktaktionen und die Akquisition neuer MarkthändlerInnen zu empfehlen. Das Angebot kann auf diese Weise gesteigert und vielfältiger gestaltet werden.

Machen Sie Produzenten in der Region auf ihren Markt aufmerksam, viele MarkthändlerInnen reisen in einem Umkreis von bis zu 100 km zu Märkten an. Eine weitere Möglichkeit zur Gewinnung neuer MarktständlerInnen ist eine einmonatige Gebührenminderung, damit sie testen können, ob sich der Markt für sie rechnet.

 

7. Authentizität und Beratung

Passanten wollen persönlich und kompetent beraten werden. MarkthändlerInnen, die ihre Waren selbst herstellen, sollten daher möglichst in selbst anzutreffen sein. Authentizität und Transparenz lässt sich durch eine ansprechende, offene Warenpräsentation in Holz-Kisten, Fässern oder Papier-Säcken vermitteln. Die Produkte sollten anhand von Zusatzinformationen wie dem Herkunftsort genauer beschrieben sein – etwa „Spargel aus dem Marchfeld“ oder „Honig vom Imker“.

Transparente Beschriftung von Waren auf Märkten
Transparente Präsentation und Beschriftung der Ware © Erlebnis Rankweil Gemeindemarketing

 

8. Öffnungszeiten und Infrastruktur

Fixe Öffnungszeiten sorgen für eine kontinuierliche Frequenz und schaffen die Voraussetzung, damit sich eine Stammkundschaft etablieren kann. Die Öffnungszeiten gut sichtbar auf dem Eingangsschild zum Markt ersichtlich zu machen, hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen.

Ferner ist eine barrierefreie öffentliche Toiletten-Anlage in der Nähe des Marktes essentiell. Ebenso ausreichend vorhandene Stromanschlüsse, Parkplätze und eine gut funktionierende Logistik. Achten Sie auf einen guten Zeitplan für den Auf- und Abbau der Marktstände und stellen Sie sicher, dass jede Markthändlerin oder jeder Markthändler diesen auch einhält.

Eine gute Zusammenarbeit der MarktständlerInnen ist generell wichtig. Sei es, dass sie ihre Stände erst ab Ende der Marktzeit abbauen oder sich bei ergänzenden Angeboten gegenseitig weiterempfehlen. Unter dem Motto „Kooperation statt Konkurrenz“ schafft Vernetzung und gegenseitige Unterstützung ein Miteinander, von dem letztlich alle profitieren.

Öffnungszeiten Märkte
Öffnungszeiten sind beim Markteingang sichtbar. © Erlebnis Rankweil Gemeindemarketing

 

9. Themenmärkte

Der Markt kann als Eventfläche genutzt werden, um durch Veranstaltungen neue BesucherInnen anzuziehen und den Bekanntheitsgrad des Marktes zu steigern. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt – je nach Jahreszeit kann ein Blumen-, Kartoffel- oder Kürbisfest veranstaltet werden.

Auf dem Rankler Wochenmarkt präsentieren zum Beispiel die zemma wirta Wirte die Suppe der Saison, die es in den sechs Rankweiler Traditionsgasthäusern geben wird. Ebenso finden unter dem Motto Nachhaltigkeit laufend Aktivitäten statt – beispielsweise werden gemeinsam mit dem Bienenzuchtverein Bienenwachstücher hergestellt.

Märkte können als kostengünstige Eventfläche für Veranstaltungen genutzt werden
Die Herstellung von Bienenwachstüchern beim Wochenmarkt in Rankweil. © Erlebnis Rankweil Gemeindemarketing, Bernd Oswald

 

10. Marktmanagement

Grundvoraussetzung für den langfristigen Erfolg eines Marktes ist ein gut organisiertes Marktmanagement mit klar definierten Verantwortlichkeiten und Budgets. Auch das laufende Qualitätsmanagement ist ein wichtiger Faktor und sollte konsistent erfolgen. Regelmäßige Schulungen der StandbetreiberInnen und eine laufende Erfolgskontrolle haben sich zur Sicherstellung einer langfristig hohen Kundenzufriedenheit bewährt.

Zusätzlich müssen von Beginn an gezielte Maßnahmen zur Vermarktung durchgeführt werden, um rasch die angestrebten Basisfrequenzen und Umsatzziele pro Marktstand zu erreichen. Entscheidend sind diesbezüglich Fragen wie:

  • Wie wird der Markt promotet?
  • Wie eng erfolgt die Bewerbung in Zusammenarbeit mit der Stadt/Gemeinde und ihren Institutionen?
  • Inwieweit gibt es überregionale Werbemaßnahmen?
  • Werden Veranstaltungen und PR-Aktionen für den Markt initiiert?
  • Gibt es eine E-mail-Liste für Newsletter-Empfänger, und wird dieser Newsletter professionell betreut?
  • Besitzt die Stadt/Gemeinde eine Facebookseite, und wird der Markt dort ausreichend beworben?

Je mehr Aktivitäten im Marketing stattfinden, desto mehr wird der Markt davon profitieren.

 

Fazit: Attraktivierung innerstädtischer Märkte

Märkte tragen erheblich dazu bei, das Stadtzentrum aufzuwerten und KundInnen in umliegende Geschäfte und Gastronomielokale zu locken. Tradition alleine ist heute aber zu wenig, um Märkte zu füllen. Maßgeblich für einen attraktiven Markt sind neben einem frischen Warenangebot und exklusiven Nischenprodukten, vor allem ein einheitliches und ansprechendes Erscheinungsbild, individuelle Beratung, eine gute Infrastruktur, sowie ein professionell durchgeführtes Marktmanagement.

 

Titelbild: Rankler Wochenmarkt © Alexander Ess

 

Blickfänger Magazin, Rankweil Gemeindemarketing

Carolin Frei

Geschäftsführerin der Gemeindemarketing Rankweil GmbH sowie Stabstellenleiterin Marketing und Kommunikation der Marktgemeinde Rankweil.

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