1. Gutes Bildungssystem
Ziele:
- Kostenlose, qualitativ hochwertige und vielfältige Bildungsmöglichkeiten
- Durchlässiges Bildungssystem mit berufsbegleitenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Bildung beginnt im Kindergarten und endet im Alter. Studien belegen, dass ein Mensch heute während seiner Berufslaufbahn drei bis vier verschiedene Jobs ausübt. Lebenslanges Lernen betrifft jeden – und Städte und Gemeinden sind aufgefordert, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.
Tipp: Gute Bildung ist ein wichtiger Schlüssel, um Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Wo können Sie die Bildungsangebote Ihrer Stadt/Gemeinde verbessern?
Lesen Sie hier: Spannende Schulversuche mit Erfolgseffekt für motivierte Kinder und Eltern
Kennzahlen:
- Bildungsabschlüsse, AkademikerInnenquote in der Bevölkerung
- Zahl der Ausbildungsplätze in der Wirtschaft
- Betriebliche Weiterbildungsmöglichkeiten in den Leitbetrieben der Stadt
- Anzahl der öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen
- Ausbildungsvoraussetzungen der LehrerInnen
- Anzahl Ganztagesschulen, zweisprachiger und internationaler Schulen, Waldorf- und Montessoriansätze
- Zahl der Fakultäten, Studienrichtungen, Studiengänge, Lehrgänge
- Betreuungsrelation zwischen Studierenden und Lehrenden
- Studienbeihilfen und Lehrlingsförderungen
Maßnahmen:
Kinderbetreuungsstätten
Vor allem in vielen ländlichen Gebieten ist das Angebot an den so notwendigen Kinderbetreuungseinrichtungen mangelhaft, vor allem hinsichtlich der Öffnungszeiten und der Urlaube, die sich über das Jahr gesehen zwischen 7 bis 10 Wochen erstrecken. Das bei 5 Wochen Jahresurlaub der meisten Eltern. Viele Betreuungseinrichtungen haben nur 6 Stunden am Tag geöffnet und sperren Freitags am Nachmittag ab 14:00 zu. Es fehlt vor allem an Betreuungsplätzen für die Kleinsten. Ein Ausbau der Kinderbetreuungsplätze der unter 3- jährigen ist dringend notwendig. Und wer sich weiterbilden will, muss seine Kinder versorgt wissen.
Sorgen Sie darum dafür, dass ausreichend Kinderbetreuungseinrichtungen für alle Altersschichten vorhanden sind und deren Öffnungszeiten auch dem Bedarf der Eltern entspricht.
Tipp: Für Betreuung zu unkonventionellen Zeiten bietet sich eine Babysitterbörse an, die Sie z.B. in die Webseite Ihrer Stadt/Gemeinde integrieren können.
Best Practise Beispiele:
Babysitterbörse auf der Webpage der Gemeinde Bad Zell
Babysitterbörse auf der Webpage der Stadt Pregarten
Babysitterbörse auf der Webpage der Gemeinde Marz
eLearning
Die Vorteile sprechen für sich: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sparen sich Anfahrtswege und können lernen wann, wo und wie sie wollen. Kooperieren Sie mit den Bildungseinrichtungen, und etablieren Sie Initiativen für mehr eLearningangebote, die sich speziell an junge Eltern richten.
Best Practise Beispiele:
eLearning der FH Joanneum
Kompetenzzentrum eLearning der FH Wien
WIFI Lernplattform
Schule neu gestalten
Lange schon ist der Ruf nach einer Reform des Österreichischen Bildungssystems laut, doch Veränderung passiert nur langsam. Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten hat jede Schule Gestaltungsfreiraum. Schulversuche stellen eine bewährte Möglichkeit dar, neue Konzepte in der Praxis zu erproben.
Info: Schulversuche können Gesetzesänderungen bringen: So wurden kürzlich Mehrstufenklassen im Regelschulsystem verankert und je nach Wunsch kann jede Schule anstatt Noten Leistungen alternativ beurteilen.
Raumwertanalysen für Ganztagesschulen
Ganztagesschulen sind eine gute Lösung für das Kinderbetreuungsproblem. Doch eine Vollzeitschule kann nur dann funktionieren, wenn die personellen und räumlichen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Das Raumangebot muss so gestaltet sein, dass ausreichend Rückzugsmöglichkeiten aber auch Gemeinschaftsplätze und Freizeitmöglichkeiten für Schüler und Lehrer vorhanden sind. Eine Raumwertanalyse kann zur Evaluierung hilfreiche Dienste leisten.
2. Kinderbetreuungseinrichtungen
Ziel:
- Flächendeckender Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen
Für berufstätige Mütter und Väter sind ausreichende und adäquate Kinderbetreuungseinrichtungen unerlässlich. Sie müssen örtlich gut erreichbar sein, räumlich und personell qualitativ hochwertig ausgestattet sein und Öffnungszeiten anbieten, die Eltern die möglichst uneingeschränkte Ausübung ihrer Berufe ermöglicht.
Kennzahlen:
- Anzahl der Betreuungsplätze in Kinderkrippen
- Anzahl der Tagesmütter
- Anzahl der Betreuungsplätze in Kindergärten
- Anzahl alternativer Betreuungsdienste wie Babysitter oder Leihomas
- Anzahl der Hortplätze
- Anzahl der Ganztagesschulen
- Öffnungszeiten und Verfügbarkeit der oben genannten Betreuungsinstitutionen
3. Niedrige Kriminalitätsrate
Ziel:
- niedrige Kriminalitätsrate
Sicherheit ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Ist die Kriminalitätsrate an manchen Orten besonders hoch, braucht es eine Analyse der Ursachen und ein Konzept, um diese zu senken.
Kennzahlen:
- Anzahl an Straftaten pro EinwohnerInnen
- An welchen Orten werden besonders viele Straftaten begangen
Maßnahmen:
Außergerichtlicher Tatausgleich
Bei außergerichtlichen Vereinbarungen können Einigungen hinsichtlich Schadenswiedergutmachung oder zur Verhaltensänderung des Täters getroffen werden. Der außergerichtliche Tatausgleich wird vom Gericht oder der Staatsanwaltschaft vorgeschlagen, er kann jedoch nur mit der Zustimmung des Opfers zustande kommen.
Tipp: Die Stadt/Gemeinde kann bewusstseinsbildende Maßnahmen bei den zuständigen Instanzen in die Wege leiten, indem sie zum Beispiel über die Vorteile des außergerichtlichen Tatausgleiches aufklärt.
Mediation zur Konfliktlösung
Anstatt zu verurteilen, stehen auch bei der Mediation Lösungen von Konflikten im Zentrum. Eine geschulte, neutrale Person versucht, beide Parteien zu verstehen und gemeinsame Vereinbarungen zu treffen.
Wiedereinstiegsprogramme
Die Resozialisierung von Straftätern ist ein wichtiger Teil der Gewaltprävention. Denn Studien zufolge wird jeder dritte Gefängnisinsaße nach seiner Entlassung erneut straffällig. Nicht jedoch, wenn sie einen Weg zurück in die Gesellschaft finden.
Info: Im US-Bundesstaat Texas etwa gibt es schon seit 2004 das Prison Enterpreneurship Program, in dem Häftlinge noch im Gefängnis auf die Selbstständigkeit vorbereitet werden. Mit Erfolg: Die Rückfallquote für Straftaten konnte auf unter fünf Prozent gesenkt werden.
Integrationsprogramme für Jugendliche
Das Kinder- und Jugendalter gibt oft Aufschluss über die zukünftige Entwicklung der Straffälligkeit. Bei Jugendlichen kommt es öfter vor, dass sie leichte bis mittlere Straftaten verüben, weil es dabei oft um das Austesten von Grenzen und um das Durchbrechen von Regeln und Normen geht. Zur Prävention ist es wichtig, Jugendlichen ausreichend Angebote für sinnvolle Beschäftigungen zu geben, die sie erst gar nicht dazu hinreißen, Straftaten zu begehen. Solche Angebote können sein: geleitete Jugendtreffs, Theatergruppen, Bands, geführte Freizeitaktivitäten, ehrenamtliche Arbeiten uvm.
Das könnte Sie auch interessieren:
Praxistag “Jugendkultur und Stadt” am 11. Juni 2015
Beleuchtungskonzepte
Wenn Orte, Gassen und Straßen durchgehend gut beleuchtet sind, ist nicht nur weniger Kriminalität zu erwarten, sondern führt dies auch zu einem subjektiv höherem Sicherheitsempfinden.
Infrastruktur
Eine Infrastruktur mit guten Voraussetzungen für hohe Sicherheit verfügt über kurze Distanzen zwischen den einzelnen Einrichtungen und verzichtet auf alles, was zu Übergriffen und Kriminalität einlädt: Statt einer dunklen, schmutzigen öffentlichen Toilette wird eine gut beleuchtete Toilette geführt, die regelmäßig gereinigt wird.
Öffentlicher Verkehr
Wo es öffentlichen Verkehr gibt, gibt es Menschen. Und wo es viele Menschen gibt, ist das Gefühl der Sicherheit erhöht.
Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen
Events jeder Größe verlangen ein maßgeschneidertes Sicherheitskonzept. Nur mit strategischer Vorausplanung können Ereignisse wie sie in der Silvesternacht 2016 in Köln passierten, bestmöglich verhindert werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Über die Sicherheit bei Events
Videoüberwachung an neuralgischen Stellen
Visuelle Überwachung an wichtigen Plätzen beugt kriminellen Akten vor und leistet einen wertvollen Beitrag zur Täterfahndung.
Alkoholverbote
An öffentlichen Plätzen kann Alkoholkonsum verboten werden.
Alkoholverbot in der Gstättengasse in Salzburg
Alkoholverbot in der Grazer Innenstadt
Streetworker
Sie ermöglichen, die in jeder größeren Stadt vorhandene Drogenszene im Auge zu behalten und auf damit verbundene Probleme besser reagieren zu können.
Integration
Integrationsmaßnahmen sind die beste Vorbeugung für Konflikte zwischen den Kulturen und armutsbedingter Kriminalität.
Info: In der US-Großstadt Detroit wurden großflächige Gemeinschaftsgärten errichtet. Die Bewohner berichteten, dass sich ihr subjektives Sicherheitsbedürfnis dadurch erhöht habe. Zurückzuführen ist dies mitunter darauf, dass die Nachbarn einander beim Gießen und Graben besser kennen lernen konnten. Eine Polizistin berichtet sogar, dass die Kriminalitätsrate seit der Errichtung der Gärten gesunken sei.
4. Toleranz
Ziele:
- Keine Diskriminierung aufgrund von Rasse, Geschlecht, Religion, Sprache und Kultur
- Die Stadt ist stolz auf ethnische Vielfalt
- Gleichstellung vor dem Gesetz und im gesellschaftlichen Leben
Die lebenswerte Stadt ist offen für internationale Bevölkerungsgruppen und fördert so internationales Investment, Austausch, Beziehungen, Märkte, Qualität, Innovation.
Ein tolerantes Umfeld ermöglicht allen Menschen mit gleichen Chancen unabhängig von ihrer Herkunft, ihres Geschlechtes, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Glaubens, ihrer Sprache und ihrer Kultur zusammen zu leben. Es hebt die Lebensqualität und das Ansehen einer Stadt, in der es eine grundsätzlich tolerante Haltung gibt. Ein lebendes Beispiel dafür ist das Viertel Christiania in Kopenhagen, das als „Freistadt“ und als Hippieort bekannt geworden ist und von Dänemark als autonome Kommune geduldet wird. Allerdings: Christiania ist nicht in allen Punkten ein Vorbild, da es zum rechtsfreien Raum erklärt worden ist und die Bewohner ihre Gesetze hier selbst bestimmen.
Kennzahlen:
- Wie viele Nationalitäten leben in der Stadt
- Anzahl der Integrationsprogramme
- Gleichstellung von Homosexuellen vor dem Gesetz
- Gleichstellung der Geschlechter
- Anzahl der Beauftragten für Toleranz bzw. Integration/Behinderung
Maßnahmen:
-
Solidarisches Handeln, Unterstützung von Sozial Schwachen
-
Integrationsprogramme
-
Religiöse und kulturelle Vielfalt fördern
-
Gleichbehandlung homosexueller Paare
Solidarisches Handeln
Sozial Schwache sollten ein Recht auf Unterstützung haben, um ihre Existenz zu sichern und um ihre Lebenssituation zu verbessern. Diese kann in Form von Sozialleistungen aber auch als Empowering gegeben werden. Hier ist die Zusammenarbeit der Bildungseinrichtungen gefragt.
Integrationsprogramme
Wo werden Flüchtlinge generell untergebracht – im Zentrum der Stadt oder abgeschottet am Rand?
Wenn wir weniger Angst haben, ist bei der Integration viel gewonnen. Flüchtlingsfamilien können etwa in örtlichen Seniorenheimen untergebracht werden, multikulturelle Stadtfeste bringen unterschiedliche Traditionen und Kulturen einander näher. Ein tolerantes Umfeld erkennt man an Details, zum Beispiel daran, ob es im örtlichen Hallenbad ein Burkiniverbot gibt oder nicht.
Tipp: Über Toleranz kann man keinen Vortrag halten, aber man kann diese Lebenshaltung vorleben. Wie wäre es zum Beispiel mit einem syrischen Musikabend oder einer syrischen Woche in der Schulkantine?
Best Practice: Der in Salzburg beheimatete Verein WØD (West-östlicher Divan) steht für Veranstaltungen mit Musik und Literatur, bei denen sich westliche Künstler mit östlicher Kunst auseinandersetzen und vice versa. Schwerpunkt und Zielsetzung der Veranstaltungen ist, dass Publikum und Künstler unterschiedlicher Kulturräume einander nicht nur tolerieren, sondern erleben können – durch das Gehen in den Schuhen des Anderen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Unternehmensgründungen von Migranten- Chancen für Gemeinden
Wer Flüchtlinge integrieren will, muss handeln, statt reden
Einstellungspolitik des Personals
Werden in Unternehmen und Institutionen möglichst unterschiedliche Mitarbeiter eingestellt, profitiert der Arbeitgeber. Studien zufolge sind divers geführte Unternehmen, die in ausgewogenem Verhältnis Frauen und Männer, Jüngere und Ältere sowie Personen verschiedener Herkunft beschäftigen, erfolgreicher!
Barrierefreiheit
Seit 2016 müssen nach dem neuen Bundes-Behindertengleichstellungsgesetzes Unternehmen, die Waren, Dienstleistungen und Informationen öffentlich anbieten sowie öffentliche Orte barrierefrei sein. Wenn Städte barrierefrei gebaut sind, können alle Menschen diese uneingeschränkt nutzen. Das betrifft Mütter und Väter mit Kinderwägen ebenso wie geh-, seh- oder hörbehinderte Menschen. Entscheidend ist die barrierefreie Gestaltung von Wohnbauten, öffentlichen Gebäuden und Plätzen, Gehsteigen und Treppenaufgängen. Bringen Sie Piktogrammen als Orientierungshilfe für Hörbehinderte an, und bauen Sie die Fußgängerstreifen für Blinde aus. Auch Schülern und Schülerinnen mit besonderen Bedürfnissen soll der Besuch der Schule und die Teilnahme am Unterricht uneingeschränkt möglich sein.
In Einzelfällen kann der Zwang zur Barrierefreiheit bei historischen, denkmalgeschützten Gebäuden entfallen. Mehr Informationen über Barrierefreiheit lesen Sie hier.
Das könnte Sie auch interessieren:
Leitsysteme in Städten
Barrierefreiheit. Eine Chance und Herausforderung für die Wirtschaft
Praxistag “Barrierefreiheit und Tourismus am 12. Juni 2014”
Nachbericht Denkwerkstatt: Psychologie der Stadt. Die Stadt verstehen