20 Initiativen & Ideen für Nachhaltigkeit in Städten

24.11.2021
Trends

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(c) citydecks

Von plastikfrei bis sanftmobil, von Pop Up-Plauderzonen bis Fußverkehr-Projekte, von Leerstandsbespielung bis Sharing-Hotspots: 20 spannende Ansätze für Nachhaltigkeit und den Wandel urbaner Räume.

Es braucht eigentlich gar keinen Klima-Weltgipfel wie zuletzt in Glasgow, um zu verstehen, dass die Klimakrise ein Problem ist, das wir nur gemeinsam lösen können. Und dem wir uns sofort widmen müssen, nicht erst irgendwann.

Und es braucht eigentlich auch gar keine Studien, die unterstreichen, dass das Problembewusstsein längst in der breiten Bevölkerung angekommen ist. Trotzdem möchte ich zur Veranschaulichung hier aus diesen Studienergebnissen, die sich speziell mit Nachhaltigkeit und Städten auseinandergesetzt hat, zitieren:

„Für die urbane Gesellschaft gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung: 42 Prozent der Bürger nennen die aus der Umweltverschmutzung entstehenden Herausforderungen als ein wesentliches Problem, 36 Prozent die geringe Anzahl an Nachhaltigkeitsinitiativen. Unter den städtischen Beamten erkennen 42 Prozent einen Mangel an Nachhaltigkeitsmaßnahmen innerhalb der letzten drei Jahre.“

Bottom-Up, Top-Down: Beides kann funktionieren

Produktion und Konsum sowie Wohnen, Mobilität oder soziale Fragen breiter und langfristiger zu denken, ist also dringlich. Auch und vor allem in Städten. Wo freilich schon hundertfache Ansätze, im Kleinen wie im Großen, verfolgt werden. Mittlerweile gibt es wohl in jeder Stadt Österreichs bereits Aktionen und Engagement in Sachen Nachhaltigkeit.

Deshalb hier eine Inspiration: Eine bunte Mischung aus 20 Nachhaltigkeitsideen und –initiativen, die sich in Stadtgebieten – vorrangig aus Österreich, vereinzelt aus Deutschland – als innovativ und effektiv erweisen. Gemeint als eine exemplarische Auswahl der mannigfachen Möglichkeiten, sich dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen. Wir stellen dabei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

Teils sind es Bottom-Up-Initiativen von Einzelnen oder Gruppen, teils sind es von städtischen Institutionen oder Bildungseinrichtungen getragene Anstrengungen, hinter manchen Ansätzen stehen auch findige Start-Ups.

Alle haben gemeinsam: Sie leisten einen kleinen, aber konstruktiven Beitrag zum Wandel der Städte. Und der wird nicht ausbleiben können.

Nachhaltigkeit in Städten: 20 Fallbeispiele

1. Infodrehscheiben

Nachhaltigkeit in Städten

Wie vielfältig der Nachhaltigkeitsgedanke in einer Stadt gelebt werden kann, zeigt die Website der Initiative „Nachhaltig in Graz“ (NIG). Ein Vorzeigeprojekt, das zurückgeht auf eine Frau, die Lösungsansätze zeigen, Informationen weitergeben und Engagement wecken will: Beatrix Altendorfer ist die treibende Kraft hinter NIG und hat durch die sorgsame, dauerhafte Sammlung von Infos und Pflege von Kontakten bereits viele Nachahmer-Initiativen in österreichischen und deutschen Städten mit angestoßen.

Ergänzend zur umfangreichen und laufend aktualisierten Webseite gibt’s auch eine NIG-App, die nachhaltige Adressen in Graz sowie Veranstaltungstermine und aktuelle regionale Infos auflistet.

Beatrix Altendorfer sagt: „Mit Nachhaltig-in-Graz verfolge ich einen motivierenden und nicht belehrenden Ansatz pro Nachhaltigkeit. Ich möchte auch zeigen, dass es Spaß macht, selbst aktiv zu werden. NIG ist mittlerweile ein großes Netzwerk, in dem ich Leute aus verschiedenen Bereichen zusammenbringen kann. Und ich helfe mit meinen Erfahrungen, die ich gemacht habe, Interessierten gerne weiter.“

Ein weiteres Vorzeigebeispiel kommt aus Kärnten. Mit der Idee, gemeinsam Alternativen zur konsumorientierten Gesellschaft zu entwickelten, begeistert der Verein Together immer mehr Menschen. Together hat sich zum Ziel gesetzt, das ökosoziale Bewusstsein zu fördern und gemeinnützige Projekte zu realisieren. Diese gehen von Foodsharing bis hin zum Leben in Gemeinschaft. Konsum allein macht nicht glücklich, deshalb fördert der Verein zwischenmenschliche Beziehungen und setzt sich für einen besseren Umgang mit Ressourcen und der Umwelt ein.

Mehr als 150 ehrenamtliche Helfer betreuen in sieben Gemeinden die Geschäftslokale des Vereins, die sogenannten Points. Hier werden zu bestimmten Zeiten kostenlos Lebensmittel verteilt, die in Supermärkten nicht mehr verkauft werden können, sowie Kleidung, Spielsachen, Geschirr und ähnliches – Dinge, die noch völlig in Ordnung sind, für die ihre Besitzer aber keine Verwendung mehr haben.

Im Pop Up Kleiderlodn können neben Kleidern auch Haushaltsgegenstände aller Art und Kinderspielzeug zum Minipreis erworben werden. Bücherwürmer können im Secondhand-Bücherladen „Together Wortreich“ in neuen literarischen Werken stöbern oder ausgelesenen Werken die Chance auf ein Neu-Gelesen-Werden geben.

2. Bürger schaffen ein Haus der Nachhaltigkeit im Stadtzentrum

Engagierte Bürger kaufen und restaurieren ein Haus in der Innenstadt und machen daraus einen Ort der Begegnung. So passiert in Ried/Innkreis, wo im Sommer 2021 die „Giesserei“ als Haus der Nachhaltigkeit und Regionalität eröffnet hat.

Derzeit finden darin mehrere nachhaltig wirtschaftende Betriebe Platz: Ein Gea-Shop, Pop Up-Geschäftsflächen, eine Kaffee-Kocherei als gastronomisches Herzstück sowie ein Marktplatz mit regionalen Produkten. Außerdem ist ein Co-Workingspace und ein Veranstaltungsraum – etwa für Repair-Cafe-Termine – untergebracht.

Initiiert wurde die Giesserei vom Verein zur Förderung nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsteile TRAFOS, der für das Projekt eigens eine Genossenschaft gegründet hat. Die Mitglieder haben in Summe 1500 Stunden Arbeit ehrenamtlich in der Sanierung geleistet. Auch dabei war die Prämisse, werterhaltend zu arbeiten und nachhaltige, regionale Materialien zum Einsatz zu bringen.

3. Sicherer und besser zu Fuß durch Salzburg

Bei der alljährlich vom Österreichischen Verein für FußgängerInnen „Walk-Space“ veranstalteten Fachkonferenz Anfang Oktober 2021 wurde der neue „Masterplan Gehen“ der Stadt Salzburg präsentiert.

Die Stadt möchte so diese natürlichste Form der Fortbewegung aktiv fördern, um einerseits das Straßennetz zu entlasten, den KFZ-Verkehr zu verringern und die innerstädtische Lebens- und Aufenthaltsqualität zu steigern. Die sinkenden Fußverkehrsanteile am Gesamtverkehr sollen gestoppt und eine Trendwende erreicht werden.

(c) Presseportal Stadt Salzburg

Im „Masterplan Gehen“ wurden sieben Handlungsfelder definiert, in denen konkrete Maßnahmen gesetzt werden, u.a. fußverkehrfreundliche Quartiersentwicklung, neue Begegnungszonen, die Schaffung von mehr und breiteren Fußwegen durch die Stadt, schnellere Fußgängerampeln, aber auch Imagekampagnen oder ein gemeinsames Miteinander als Planungsprinzip.

10 konkrete Leitprojekte in der Salzburger Innenstadt sollen schon bis 2025 umgesetzt werden.

Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Blogbeitrag: Zufußgehen: Die Heldentat des Alltags

4. Mitarbeiteranreize für klimaschonendes Pendeln

Foto (c) pixabay

Das Pendeln mit dem Auto zur Arbeit ist nicht ideal. Es ist teuer, ungesund, verursacht Staus und befeuert durch die nötigen Parkplätze die Bodenversiegelung. „Ecopoints“ ist ein digitaler Hebel für Arbeitgeber, das Mobilitätsverhalten ihrer Mitarbeiter mit Belohnungsanreizen klimaschonender zu gestalten. Städte wie Dornbirn und Lustenau, aber auch viele Unternehmen speziell in Vorarlberg verwenden es bereits.

Über Webseite, App oder ein Zutrittssystem geben Mitarbeiter an, wie (Öffi, Fahrrad, Auto etc) ihre An- und Rückreise zur Arbeit erfolgt. Außerdem werden die Kilometer erhoben und ob ein Parkplatz benötigt wurde. Die Beschäftigten erhalten dafür EcoPoints, die sie gegen Vergünstigungen oder Produkte eintauschen können.

In einem integrierten Shop definiert man Artikel und Werte, die die Beschäftigten für ihre gesammelten Punkte einlösen können.

5. Pop up-Stores beleben Ennser Innenstadt

Eine Möglichkeit, der wachsenden Leerstandsproblematik im innerstädtischen Bereich entgegen zu wirken, ist die Leerflächenbespielung im Rahmen eines Pop Up-Shop-Konzepts.  In der Stadt Enns wird dies seit mehreren Jahren erfolgreich umgesetzt, das Projekt wurde 2019 sogar beim „Rural Inspiration Award“ unter 180 eingereichten Projekten auf Platz 1 gewählt.

Für Interessenten bedeutet dies: Günstiger Mietpreis in guter Lage, die auch kurzfristig angemietet werden kann; flexible Flächengröße und voll ausgestattete Geschäftsflächen sowie professionelle Bewerbung des Gesamtprojektes.

Angewandt wird in Enns eine Kombination aus zwei Mietvarianten: short-term Nutzung für mehrere Tage und long-term Nutzung für ein bis sechs Monate. Für Enns eignet sich eine Kombination aus diesen beiden Varianten besonders gut, weil in einem sehr kompakten Bereich relativ viele Flächen in unterschiedlichen Größen zur Verfügung stehen und zahlreiche Möglichkeiten für unterschiedlichste Geschäftskonzepte bieten.

6. Plastikfrei-Kampagne in St. Valentin

Nachhaltigkeit in Städten

Zur Vermeidung von Einwegplastik verabschiedete die Stadtgemeinde St. Valentin 2018 eine Resolution und startete zugleich eine breit angelegte Kampagne. Um eine  bewusstseinsbildende Plakataktion scharten sich viele kleine Plastikfrei-Aktivitäten – von mit passenden Infos bedruckten Papiersackerln, die in Stadtgeschäften ausgegeben wurden über ein Geschirrmobil und Zero-Waste-Vorträge bis hin zu jenen Touching-Points mit dem Thema, die aufgrund ihrer Alltäglichkeit sonst oft blinde Flecken bleiben.

Stadtmarketing-Chefin Doris Haider erzählt: „Die Hundekotsackerln sind bei uns jetzt aus Maisstärke statt aus Plastik, jeder Hundehalter bekommt 100 davon automatisch zugeschickt und kann weitere 50 auf der Gemeinde holen. Außerdem haben wir im Kerzenspender am Friedhof nur noch Kerzen in Glasbehältern und der Kaffeeautomat am Bauhof spuckt nur noch Papierbecher aus.“

Bereits nach einem Jahr zeigten sich große messbare Ergebnisse. Durch die Initiative konnte die Plastikmüllmenge von 260 Tonnen Plastikmüll in 2018 auf 123 Tonnen in 2019 reduziert werden.

7. Ausborgen statt kaufen: Die Stadtbibliothek der Dinge

Das Prinzip des Bücher-Ausleihens wird in der Grazer Stadtbibliothek „Dingeborg“ (von: Dinge borgen) auf viele Lebensbereiche ausgedehnt. Ob Bohrmaschine für ein Heimwerkerprojekt, Brotbackautomat für ein erstes Ausprobieren oder ein Karaoke-Set für den Freundeabend: Dank Dingeborg muss man nicht gleich alles kaufen, sondern kann die Werkezeuge und Ausrüstungen gegen eine kleine Gebrauchsgebühr ausleihen.

Das trägt bei zu Ressourcenschonung, Müllvermeidung und Konsumbewusstsein. 75 Gegenstände stehen zur Auswahl, die aktuelle Dinge-Liste ist downloadbar.

8. Klimafit vom Balkonkisterl aufwärts: Gartenberatungen in Hall

Foto (c) pixabay

Klimaschutz fängt in der kleinsten Einheit an. Das gilt auch für Gärten. In Hall in Tirol zum Beispiel -wir haben dieses Best Practice hier umfassend beschrieben-,  werden gartenaffine Stadtbürger dabei unterstützt, ihre Grünoasen naturnah und klimafit zu gestalten: Durch eine kostenlose Beratung durch Experten von „Natur im Garten“.

Das Ziel für alle Gartenliebhaber, vom Balkonkisterlbesitzer bis zum Gemeinschaftsgärtner, lautet: Keine chemisch-synthetische Pestizide, kein Dünger und kein Torf. Es geht darum, den Wasserverbrauch zu senken und Pflanzen individuell für den jeweiligen Garten auszuwählen.

Diese Gartenberatungen werden von der Stadtgemeinde Hall subventioniert und sind für alle Bewohner kostenlos zu buchen.

Mehr zum Thema Urban Gardening erfahren Sie hier.

9. Nachhaltiges Miteinander: Social Barbers in Wien

Foto (c) Michael Demoya on Unsplash

Nachhaltigkeit ist auch ein Gesundheitsthema. Gerade unter Männern herrscht oft Scheu, mit Themen körperlicher und seelischer Gesundheit offen umzugehen. Diese Nuss ein Stück weit zu knacken, hat sich das Projekt „Social Barbers“ in Wien vorgenommen. Kernstück ist ein Bildungprogramm, bei dem Herrenfriseure zu Gesundheitsmultiplikatoren ausgebildet werden.

Roman Bisutti vom Männergesundheitszentrum MEN erläutert: „Der Friseurladen ist ein spannender Ort, bestimmte Zielgruppen zu erreichen, die man sonst nicht erreichen kann. Dort ergeben sich Gespräche mit Männern über gesundheitsnahe Themen oder emotionale Befindlichkeiten.“

Genau dafür wurden bis dato 14 teilnehmende Friseure sensibilisiert und mit Kenntnissen ausgestattet. Bisutti: „Viele Themen kamen von den Friseuren selbst, Umgang mit Eifersucht etwa, Umgang mit Depressionen oder mit einer Trennung bzw. Scheidung.“

Durch das Projekt weckte man ein neues Bewusstsein für die eigene Gesundheit bei den teilnehmenden Friseuren. Gleichzeitig haben sie begonnen, das erworbene Wissen an die Kundschaft weiter zu vermitteln.

„Social Barbers“ entstand 2019 im Rahmen einer Projektförderschiene der Stadt für soziale Innovationen in der Nachbarschaft. Heuer hat man es mit dem Gesundheitspreis der Stadt Wien ausgezeichnet.

10. Zeit-Hilfs-Netz in steirischen Städten

Das Miteinander und Füreinander beleben und zugleich der Vereinsamung vorbeugen. Unter dem Motto „Gib, was du kannst – Nimm, was du brauchst“ bietet das in steirischen Gemeinden und Kleinstädten weit verbreitete Zeit-Hilfs-Netz ein Netz von Tausch-Beziehungen, wo jeder seine Talente einbringen und sie gegen Zeit tauschen kann.

Beteiligt sind Menschen aller Altersgruppen und Nationen. So baut man Berührungsängste ab, knüpft neue Kontakte und bietet viele Hilfestellungen an. Es gibt jeweils ein Organisationsteam, welches für etwaige Fragen jederzeit für die Bevölkerung zur Verfügung steht und alle administrativen Angelegenheiten erledigt.

Mit dem Jahresmitgliedsbeitrag von 10 Euro ist jedes Mitglied Unfall- und Haftpflicht versichert. Außerdem erhält jeder dadurch fünf Gutstunden zum Tauschen.

Ähnliche Konzepte des Talentetausches sind zum Beispiel das Netzwerk „Wir gemeinsam“, das viele Mitglieder in Salzburg und Oberösterreich hat, sowie der Talentetauschkreis Kärnten.

Auch der Verein Klagenfurt will helfen verfolgt ähnliche Zielsetzungen. Gesucht und vermittelt werden Menschen, die einen Teil ihrer Freizeit für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen und auf diese Art und Weise bedürftigen Menschen in Klagenfurt helfen. Die Aufgabenbereiche sind dabei so unterschiedlich wie das Leben selbst und gehen von Hilfeleistungen bei Garten- und Haushaltsarbeiten, bis hin zur Übernahme von Behördengängen oder Diensten in Pflegeheimen.

11. Transition-Town Friesach

Das Konzept der Transition-Town ist eine Inspiration, um sich für eine lebenswerte und zukunftsorientierte Gemeinde einzusetzen. In so einer „Wandelgemeinde“ sind die Bürger die treibenden Kräfte und Multiplikatoren einer nachhaltigen Entwicklung.

Nachbarschaftsgruppen entwickeln kreative, lokal angepasste Lösungen. In der Transition Town Friesach ist das Herzstück derzeit der Mehr-Wert-Laden, wo intakte Gebrauchtwaren getauscht werden und sich so von einem Zuviel in etwas Nützliches verwandeln. Der Laden ist auch ein Food-Sharing-Anlaufpunkt.

Darüber hinaus gibt es eine Initiative zur „Essbaren Stadt Friesach“ mit Pflanz-Aktionen und Patenschaften sowie eine Bildungsschiene mit Vorträgen, Filmvorführungen und anderen Veranstaltungen.

12. Neues Leben für Rad-Kellerleichen: Fahrradbasar in Braunau

Die Mitglieder des Vereins „Braunau mobil“ sind Überzeugungstäter in Sachen Radmobilität. Schon seit 20 Jahren arbeitet die Gruppe daran, das Radfahren in und um die Stadt zu fördern und als Alternative zum motorisierten Individualverkehr noch besser in den Köpfen der Braunauer zu verankern.

Zu den erfolgreichsten Aktionen des Vereins zählt der jährliche Fahrradbasar. Nach dem Motto „Fahrräder gehören auf die Straßen, nicht in den Keller“ können Radbesitzer ihre nicht mehr gefahrenen, aber funktionstüchtigen Fahrräder beim Basar abgeben und verkaufen (lassen). Etliche tausend Räder haben so in den vergangenen Jahren ihre Besitzer gewechselt und sind endlich wieder in Betrieb.

13. Bienenvölker erobern Klagenfurts & Villachs Stadtgebiet

Bienenhaltung in der Stadt ist seit einigen Jahren in Europa stark im Trend. Dem Bienensterben der letzten 50 Jahre kann wesentlich durch die neu entstandenen Stadtimkereien entgegengewirkt werden.

Interessant ist, dass im Allgemeinen die Honigerträge in der Stadt jene der intensiv genutzten ländlichen Gebiete übertreffen.

Die Pestizidbelastung in der Stadt ist wesentlich geringer als in landwirtschaftlich intensiv genutzten ländlichen Gebieten. Stadtgebiete können also hinsichtlich des Nahrungsangebots für Bienen durchaus attraktiv sein.

Gerade in Zeiten wie diesen, rückt die Wichtigkeit von heimischen und regionalen Lebensmitteln wieder in den Vordergrund. In gleichem Atemzug erlangt der Bienenschutz wieder unschätzbaren Wert.

Die Stadtbienen Klagenfurt setzen sich seit Jahren für die Erhaltung gesunder und widerstandsfähiger Bienenvölker und deren Betreuung in einem kontrollierten Umfeld ein.

Stadtbienen Klagenfurt (c) Michael Koren

Der Verein bietet mit seinem Programm „Imkern für Anfänger“ allen Imker-NeueinsteigerInnen eine Begleitung und professionelle Betreuung in den Bereichen Bienenhaltung, Bienenpflege und in der Gewinnung von Bienenprodukten. Das praktische Üben unter professioneller Betreuung steht dabei im Vordergrund.

Damit soll allen Imkerinnen und Imkern der Einstieg erleichtert werden und der Grundstein für einen verantwortungsvollen und zeitgemäßen Umgang mit Bienen gelegt werden. Geübt wird in Kleingruppen an den Bienenständen der Stadtbienen Klagenfurt.

Stadtbienen Klagenfurt (c) Michael Koren

Um die Biodiversität sicherzustellen und ein Bewusstsein für die große Bedeutung der Honigbiene zu schaffen, fördert die Stadt Villach schon länger die Ansiedelung und Bewirtschaftung von Bienenstöcken. Allein im vergangenen Jahr lebten mehr als 700 Bienenvölker im Villacher Stadtgebiet.

Künftig will die Stadt gemeinsam mit dem Bienenzuchtverein eigene Bienenstöcke auf den stadteigenen Grünflächen des Technologieparks betreiben und daraus den „Villacher Stadthonig“ produzieren.

Außerdem bezahlt man wieder eine Bestäubungsprämie von 10 Euro pro Stock an Imker aus.

Mehr zur Bedeutung von Grünflächen in der Stadt können Sie hier nachlesen.

14. Bewusstsein statt Tupperware: Nachhaltigkeitspartys in Linz und Graz-Umgebung

Für einen nachhaltigen Lebensstil braucht es fundierte Informationen und das richtige Bewusstsein. Angesichts dessen haben Amrei Allmer und Teresa Timelthaler, die beiden Gründerinnen der Initiative „Deine Spur“ , einen kreativen Ansatz zur Wissensvermittlung entwickelt: Nachhaltigkeitspartys in ihrer Region, sprich: Linz und Graz-Umgebung.

Die Partys „funktionieren ein bisschen so wie die berühmten Tupper-Partys, nur ohne dass wir dabei was verkaufen.“ Man lädt ein paar Freunde nach Hause ein, Amrei oder Teresa kommen vorbei und bieten Hintergrundwissen und Tipps zum Thema Nachhaltigkeit. Nicht als Frontalunterricht, sondern in Form von lebendiger Diskussion.

Es gibt thematische Workshop-Schwerpunkte zu „Nachhaltig leben lernen“, „Nachhaltige Ernährung“, „Nachhaltiger Konsum“ und „Müllvermeidung.“

15. Müllvermeidung: Take-Away im Mehrweggeschirr

Die Lockdownphasen haben es deutlich gezeigt: Take Away und Essenszustellung ist praktisch, verursacht aber Mengen an Müll – vor allem in Ballungsräumen.

Dem stellt sich das Geschirr-Leihsystem Skoonu eines Wiener Startups entgegen. Bei der Bestellung bei einem der Skoonu-Gastro-Partner hat man die gewünschten Speisen in wiederverwendbaren Behältern aus Edelstahl befüllt. Als Kunde kann man das Geschirr bei einem nahen Skoonu-Rückgabepunkt (die in der App gelistet sind) wieder abgeben, dafür hat man 21 Tage Zeit.

Ein Netzwerk an Gastronomiebetrieben, die den Skoonu-Service anbieten, gibt’s mittlerweile in Wien, Graz und auch in Vöklabruck. Für Endnutzer ist der Service kostenlos.

 

16. Verschenk-Ort: Der Stoffsackerlständer auf Grazer Bauernmärkten

Oje, beim Marktbesuch wieder das Einkaufssackerl daheim vergessen? Auf 13 Grazer Bauernmärkten gibt’s eine einfache, schnelle Lösung dafür: Den Stoffsackerlständer.

Jede/r darf hier Beutel mitnehmen, aber auch wieder zurückbringen oder überhaupt jene Stoffsackerl, die man zuhause überzählig hat, hier aufhängen.

Der Ständer dient auch hier der Bewusstseinsbildung und -schärfung. Die verwendeten Kinderkleiderständer sind oft Second Hand auf Flohmärkten erhältlich. Und die Erfahrung zeigt: Stoffsackerl gibt es zur Genüge, wenn man einen Aufruf startet.

17. Pop Up-Plauderzonen für ein lebenswerteres Stadtzentrum

Die Idee, mit Outdoor-Sitznischen neue Verweilorte im öffentlichen städtischen Raum zu schaffen, setzt sich immer mehr durch. In der deutschen Hansestadt Bremen etwa sind dies Stadtmöbel namens Citydecks, die Parkplätze in Mini-Parks und Betonwüsten in grüne Oasen verwandeln. In dieser Arte-Dokumentation wird das Projekt näher vorgestellt.

Manchmal bleiben die Citydecks auch nur als zeitweilige Pop Up-Lösung, für die temporär ein Längsparkstreifen aufgelassen wird. Mastermind Robin Lang will mit seinen modularen Möbelsystemen mehr Platz in der Stadt schaffen für Begegnungen, Miteinander und Nachbarschaft. Und er fordert doch tatsächlich mehr SUVs in den Städten – wobei er darunter „social urban values“ versteht.

18. Uni und Bürger optimieren Stadtwege durch Karlsruhe

Den Fußverkehr in Karlsruhe nicht nur für, sondern mit zu Fuß Gehenden zu verbessern, ist das Ziel des Reallabors GO Karlsruhe, einem Forschungsprojekt der Hochschule Karlsruhe.

Die Besonderheit hier: Dass zu Fuß Gehende und Akteure aus Praxis und Wissenschaft gemeinsam an neuen Ideen zur Förderung des Fußverkehrs forschen. Zentrale Bausteine dafür sind dabei neu entwickelte digitale Partizipationsinstrumente wie die App „Go Karlsruhe“ und Realexperimente in denen vorgeschlagene Lösungen provisorisch umgesetzt und deren Wirkung wissenschaftlich untersucht werden.

19. Kreativ-Dorf in der Stadt: Alte Mu in Kiel

Als 2012 die Kieler Muthesius Kunsthochschule (MKH) umgezogen ist, blieben die Räume der sogenannten „alten Mu“ vorerst ungenutzt. Bald bemühte sich ein junges Startup darum, vor Ort die erste Stadtimkerei zu entwickeln – und fand schnell Nachahmer.

Viele weitere Projekte zogen in den verbliebenen Leerstand, mittlerweile sind es rund 60 an der Zahl, die sich alle den vier Impulsgebern „Soziales, Ökologisches, Ökonomisches und Kulturelles“ verschrieben haben. Zum Beispiel Kunstateliers, Nachhaltigkeits-Startups (etwa: Produktion von Komposttoiletten), offene Werkstätten oder ein Fahrradkino.

Das Kreativ-Dorf inmitten der Stadt etablierte sich und wird nun – unterstützt von Land und Stadt – weiterentwickelt. Die Alte Mu soll sich durch Auf- und Zubauten mit nachhaltigen Bauweisen zu einem zeitgemäßen, klimafreundlichen und lebendigen Stadtteil für Wohnen, Leben und Arbeiten erweitern – und ein auf allen Ebenen zukunftsfittes Impulsquartier werden.

20. Gemeinwohl-Kaufhaus in Klagenfurt

Ein Shop mit einer Riesenauswahl an Lebens- und Genussmittel, Deko und Geschenksartikeln sowie natürlichen Pflege- und Haushaltsprodukten. So weit, so normal. Aber: Das „Deins & Meins“ in Klagenfurt fokussiert nicht nur auf regionale Ware (oft bio, zero waste oder vegan) kleiner Produzenten, sondern ordnet sich mit seinem Angebot auch den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) unter.

Die GWÖ ist ein visionärer alternativer Ansatz zum bestehenden Wirtschaftssystem, wobei „der Mensch sowie die menschliche Beziehung “ im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns steht. Die wichtigsten Gemeinwohlökonomie-Prinzipien sind Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung.

Dieses Zukunftsmodell wird in dem Laden umgesetzt, indem auch beispielsweise Inklusionsbetriebe zur Kooperation eingeladen werden. Kooperation steht vor Gewinn. Das Angebot regionaler Produkte schont überdies die Umwelt und kurbelt regionale Kreisläufe an.

Fazit: Nachhaltigkeit in Städten

Nachhaltigkeit: Ein großes Wort, das idealerweise im Kleinen zu wachsen beginnt. Auch in Städten sind es oft die kleinen Anstrengungen und Einzelinitiativen, die große Steine ins Rollen bringen können. Dieser Text will zeigen, dass es ungemein vielfältige Ideen für nachhaltigere Gestaltung urbanen Lebens gibt. Viele Chancen für eine weniger krisenhafte Zukunft. Wir sollten sie nutzen.

Und für alle, die auf den Geschmack gekommen sind, noch ein Tipp zur Inspiration: Die besten steirischen Nachhaltigkeits-Ideen von Gemeinden und Städten wurden in diesem Folder „Wandel gestalten“ zusammengetragen. Er beinhaltet viele weitere wertvolle Ansätze, wie man den Nachhaltigkeitsgedanken im gemeinsamen Leben und Wirtschaften einer Stadt weiter verankern könnte.

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