Was macht einen Wochenmarkt attraktiv?

19.02.2019
Wirtschaft

saalfelden
(c) Gde Saalfelden

Ein vitaler Wochenmarkt stärkt und belebt Innenstädte und Ortskerne. Was einen Wochenmarkt attraktiv macht und welchen Nutzen eine Gemeinde daraus ziehen kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was bringen Wochenmärkte der Gemeinde?

Von einem attraktiven und gut angenommenen Wochenmarkt profitiert eine Gemeinde in mehrfacher Hinsicht:

  • Höhere Frequenz und Kaufkraft: Ein Wochenmarkt bringt zusätzliche Passanten-Frequenzen und erschließt für den Einzelhandel neue Kundengruppen. Zählungen haben ergeben, dass die Kundenfrequenz von TOP-Märkten 5.000 bis 7.000 Personen pro Markttag aufweisen kann.
  • Umsatzsteigerung im Umfeld: Ein Wochenmarkt erhöht die Aufenthaltsdauer von Kunden und steigert die durchschnittlichen Ausgaben der Besucher. Repräsentative Kundenbefragungen haben ergeben, dass auch die Umsätze der umliegenden Betriebe durch einen Wochenmarkt angekurbelt werden.
    Kunden geben im Durchschnitt 15 Euro pro Marktbesuch aus und weitere 30 Euro in nahegelegenen Geschäften. Von einem Wochenmarkt profitiert somit die gesamte Wirtschaft einer Gemeinde.
  • Moderater Organisations- und Kostenaufwand: Mit Wochenmärkten kann man 50-mal im Jahr frequenzstarke Veranstaltungen organisieren, die im Vergleich zu Events kostengünstiger und mit geringerem Aufwand durchgeführt werden können. Außerdem versetzt der Wochenmarkt die Kunden in Kauflaune, was bei Events in der Regel nicht der Fall ist.
  • Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens: Individuelle Beratung der Kunden durch die Händler und eine angenehme Aufenthaltsatmosphäre bereichern das Dorf- bzw. Stadtleben und steigern die Lebensqualität in einer Gemeinde.
  • Akzelerator für weitere Marketingaktionen: Gesteigerte Besucherfrequenzen motivieren Wirtschaftstreibende zu weiteren Stadtmarketing-/Standortmarketing-Aktivitäten.
  • Attraktion für Touristen: Wochenmärkte sind ein touristischer Anziehungspunkt. Studien zeigen, dass ein Einkaufsbummel und Besuch des Wochenmarktes zu den beliebtesten Urlaubsaktivitäten gehören. Über einen gut funktionierenden Wochenmarkt lässt sich somit ein erheblicher Imagegewinn erzielen.
Ein gut funktionierender Wochenmarkt ist ein Frequenzbringer.
Im Oktober 2018 feierten hunderte Gäste das Jubiläum „400 Jahre Markt“ auf dem Rankler Marktfest, welches ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit stand. Das Rankweiler Wochenmarktkonzept wurde 2014 mit großem Erfolg umgestellt. Im Vergleich zu 2010 konnte 2014 bereits eine Steigerung der Besucherfrequenz um 68 Prozent erreicht werden. (c) Rankweil

Was macht einen Wochenmarkt attraktiv für Besucher?

Neben einem Markt- und Veranstaltungskonzept sowie einer professionell umgesetzten Organisation mit klar definierten Verantwortlichkeiten und Budgets sind folgende Faktoren wichtig, um Märkte für Kunden attraktiv zu machen:

  • Maßgeschneidertes Konzept: Was in einer Gemeinde funktioniert, muss nicht unbedingt an einem anderen Standort zum Erfolg führen. Die Basis eines jeden Konzeptes für einen Wochen- oder Themenmarkt sollten daher die Bedürfnisse der Kunden am Standort sein, die mittels Umfragen einfach erhoben werden können.
  • Standort: Der Wochenmarkt sollte immer im Zentrum der Innenstadt oder des Dorfzentrums abgehalten werden. Das bietet dem Kunden die Möglichkeit, auch andere Einkäufe zu tätigen und schafft gleichzeitig wirtschaftliche Synergieeffekte.
  • Größe: Auch zeigt die Erfahrung, dass ein Wochenmarkt mindestens 14 Marktstände aufweisen sollte, um vom Kunden auch wirklich als attraktive Veranstaltung wahrgenommen zu werden. Drei oder vier Marktstände, die sich auf einem viel zu großen Platz verlieren, stellen noch keinen attraktiven Wochenmarkt dar.
  • Anordnung: Darüber hinaus sollten die Stände so angeordnet sein, dass eine Bündelung der Besucherfrequenz erfolgt. Thomas Egger, Geschäftsführer des auf Standortentwicklung und -management spezialisierten Beratungsunternehmens EGGER & PARTNER© hat dazu folgende Regel formuliert: „Nur wo sich die Hinterteile reiben, dort wird Umsatz gemacht.“
  • Der Markt als Label: Ein professionell gestaltetes Erscheinungsbild im Sinne eines ansprechenden Designs der Stände und einer klar positionierten Wort-/Bildmarke wirkt sich positiv auf den Erfolg von Wochenmärkten aus.
    Dazu gehört der auf einem gemeinsamen Corporate Design aufbauende Werbeauftritt auf Homepage, Plakat, Flyer oder Social Media. Marketingaktionen wie z.B. Kennenlern-Gutscheine für neue Kunden oder Stempelkarten für Stammkunden sind ebenfalls sehr wirkungsvoll.

Weitere Faktoren:

  • Attraktives, vielfältiges Angebot: Ein guter Wochenmarkt zeichnet sich durch ein vielfältiges Angebot aus, das nicht nur auf den typischen Marktbesucher aus der Generation 50plus zugeschnitten ist, sondern auch jüngere Zielgruppen anspricht. Um letztere zu erreichen, ist der Einsatz von neuen Medien bzw. sozialen Medien unumgänglich.
    Die Angebotsvielfalt selbst kann durch regelmäßige und gezielte Ansprache in Frage kommender neuer Marktbeschicker gesteigert werden.
    Eine weitere Möglichkeit zur Akquisition neuer Marktstände ist z.B. eine einmonatige Gebührenminderung für Händler, die in dieser Zeit testen können, ob der Wochenmarkt für sie lohnend ist.
  • Nachhaltigkeit: Der Trend zum „grünen Konsum“ findet seinen Niederschlag auch bei Wochenmärkten. Frische, regionale Produkte und (Bio)Qualität sowie die Gestaltung des Wochenmarktes als Green Event sind wichtige Erfolgsfaktoren geworden.
  • Marktbesuch als Event: In Österreich ist der E-Commerce-Anteil in den letzten Jahren stark gewachsen und beträgt bereits rund 10 Prozent der gesamten Einzelhandelsausgaben. Online-Shopping ist zwar effizient, aber auch langweilig. Mit saisonalen Schwerpunktaktionen und außergewöhnlichen Erlebnisveranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen kann man dem Kunden etwas offerieren, was E-Shops nicht bieten können.
    Der Wochenmarkt als Erlebnis wird den Kunden auf längere Sicht so überzeugen, dass der anonyme Einkauf im Supermarkt nachrangig wird.
  • Markt als Treffpunkt: Um den Markt auch als beliebten Treffpunkt für Jung und Alt mit „mehr Einkaufsspaß als anderswo“ zu positionieren, sollte für ein attraktives gastronomisches Angebot mit regionalen Spezialitäten gesorgt werden.
Geselliger Treffpunkt beim Wochenmarkt in Ybbs
Seit 2010 bereichert der „Ybbser Wochenmarkt“ unter dem Motto „Frische, Vielfalt, Flair und Qualität“ das gesellschaftlich Leben des kulinarischen Ybbs. (c) Stadtgemeinde Ybbs

Best Practice Beispiel: Wochenmarkt St. Johann in Tirol

Eine Erfolgsstory mit unverwechselbarer Atmosphäre ist der Wochenmarkt in St. Johann, der jeden Freitag von März bis November stattfindet. Im März 2018 startete der Wochenmarkt mit einem neuen Konzept und Erscheinungsbild in die 10. Saison.

Anlässlich des Jubiläums wurde in Zusammenarbeit mit Egger & Partner nicht nur die Werbelinie und das Design der Marktstände erneuert, sondern auch das Gastro-Konzept und die Organisation neu strukturiert. Mit einer Forellenstube und zusätzlichen Waren wie Schmuck, Holzarbeiten, Zirbenkissen, Gestecken, Korbwaren uvm. erweiterte man gleichzeitig auch die Produktpalette, um Kunden mehr Vielfalt zu bieten und die Attraktivität des Marktes zu steigern.

Der Erfolg kann sich sehen lassen: 2018 brachten 22 fixe Standbetreiber, zehn Wechselstandler sowie diverse gelegentliche Betreiber an Freitagen 40 Prozent mehr Frequenz in den Ort. Über 50 unbezahlte Medienberichte jährlich, viele Stammkunden und die Etablierung des Wochenmarkes als gesellschaftlicher Treffpunkt sind weitere positive Effekte des neuen Wochenmarktkonzeptes.

https://www.youtube.com/watch?v=GK9XlfWd2SQ&ab_channel=Kitzb%C3%BChelerAlpenSt.JohanninTirol

Themenmärkte als Ergänzung zum Wochenmarkt

Der Kreativität in Hinblick auf Themenmärkte sind keine Grenzen gesetzt. Neben saisonalen Themenmärkten wie Weihnachts-, Oster- oder Grünmarkt erfreuen sich z. B. Kinderflohmärkte nach dem Motto „Alles aus dem Kinderzimmer“ großer Beliebtheit. Bücher, Hörbücher, Lern-, Brett-, Geduld- und Computerspiele, Konsolen und ähnliche Dinge finden im Rahmen von Spielemärkten neue glückliche Besitzer.

Im Trend sind aktuell Feierabendmärkte mit ergänzenden Angeboten wie z.B. Musik oder Weinverkauf. Sie bieten neben den traditionellen Wochenmärkten auch eine abendliche Variante, die den Eventcharakter in den Vordergrund stellt. Die beiden Konzepte ergänzen sich sehr gut, da sie unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

Ein Themenmarkt lässt sich auch sehr gut mit Kunsthandwerk kombinieren. Jeden 1. Freitag im Monat gibt es beispielsweise in der warmen Jahreszeit am Tullner Naschmarkt neben dem Gourmet-Markt Kunsthandwerk aus der Region zu bestaunen und erwerben.

Auch eine Kombination mit Mode nach dem Motto „Laufsteg trifft Wochenmarkt“ ist eine denkbare Variante. Sind die wöchentlichen Einkäufe erledigt, kann man sich im Anschluss noch über die neuesten Sommer-Modetrends informieren lassen.

Kunsthandwerkermarkt ist ein seit vielen Jahren sehr erfolgreicher Themenmarkt.
Der Kunsthandwerksmarkt „Weibliche Welt“ hat in der Montfortstadt bereits Tradition, bereichert er doch schon seit vielen Jahren das Feldkircher Markttreiben. (c) Stadt Feldkirch

Fazit: Wochenmarkt als Frequenzbringer

Ein gut funktionierender Wochenmarkt stellt für jedes Ortszentrum ein Attraktivitätsmerkmal dar und liefert einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der regionalen Wertschöpfung. Durch ein auf das Marktangebot abgestimmtes ergänzendes Warenangebot des stationären Handels kann die Kaufkraft gezielt im Ort gehalten werden.

Der Markt sollte aber nicht nur Imagefaktor und Frequenzbringer sein, sondern auch gesellschaftlicher Treffpunkt des Ortes. Um das zu erreichen, ist jedoch ein professionelles Konzept und ein gutes Zusammenspiel aller Akteure erforderlich.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie in unserem Beitrag „15 Qualitätskriterien für innerstädtische Märkte“.

Titelbild: Wochenmarkt in Saalfelden

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