Welcher Shop-Mix passt zu Ihrer Stadt?

26.02.2019
Wirtschaft

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Online-Handel, Einkaufszentren, Zuzug und Abwanderung aus Städten stellen an die Planung eines sinnvollen Branchen-Mixes in der Stadt neue Herausforderungen. Die folgenden Profi-Tipps helfen.

 

Viele Szene-Lokale, eine stattliche Präsenz von Global Playern, idyllische Cafés und niedliche Boutiquen: Das Wunschdenken passt nicht immer mit der Realität zusammen. Denn Tatsache ist, dass der Online-Handel kontinuierlich an Bedeutung gewinnt.

Die Zahlen der aktuellen „eCommerce Studie Österreich 2018. Konsumentenverhalten im Distanzhandel“, die vom Handelsverband und der Plattform Versandhandel und E-Commerce in Zusammenarbeit mit der KMU Forschung Austria erstellt wurde, sprechen eine klare Sprache.

So sind im Distanzhandel im Jahr 2018 die Käuferzahlen um zwei Prozent und die Ausgaben um vier Prozent angestiegen. Im Smartphone-Shopping wurde sogar ein massiver Anstieg von 20 Prozent verzeichnet! Mittlerweile kaufen 57 Prozent der Konsumenten bei ausländischen Online-Händlern ein. Die Loyalität gegenüber heimischen Händlern nimmt also weiter ab.

 

Planung mit Weitblick

Das Stuwer-Viertel im 2. Wiener Bezirk ist besonders für junge Bewohner im Aufwind.

Und das ist ein Grund zum Handeln – im wahrsten Sinn des Wortes. Mehr als je zuvor braucht es eine professionelle Strategie, um die Menschen wieder in die Stadtzentren zu bringen und die Städte für ihre Bewohner attraktiv und lebenswert zu machen.

Für Guido Miklautsch, Manager der Wiener Einkaufsstraßen, der auch Städte und Gemeinden bei ihrer Branchen-Planung berät, ist die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung in der Stadt das entscheidende Kriterium.

„An erster Stelle steht die Frage, welche Menschen überhaupt in der Stadt leben. Wie alt sind sie, welche Bedürfnisse haben sie? Und wie viel Geld werden sie zur Verfügung haben?“

Wenn eine Stadt oder ein Stadtviertel vor allem Wohnraum für junge Menschen anbietet, ist davon auszugehen, dass bei diesen Menschen ein Großteil ihres Budgets in den kommenden Jahren an die Bezahlung des Wohnraumes gebunden sein wird. Für Gastronomie und Freizeit wird weniger übrig bleiben, erläutert Miklautsch ein Beispiel.

 

Zuerst: Grundversorgung sichern

„An erster Stelle steht immer, die Grundversorgung in verschiedenen Bereichen zu bedienen. Vom Nahversorger über den Möbelhandel bis zur Parkraumbewirtschaftung“, sagt Miklautsch.

Der siebte Bezirk in Wien: Treffpunkt der „Bobos“ – der kreativen Elite des Informationszeitalters.

Erst wenn diese Basis gelegt ist, lässt sich in der Branchen-Planung weiterdenken. In Wien und größeren Städten sieht Miklautsch einen steigenden Trend der Vegan-Bewegung, aber auch Vintage und Retro seien wieder groß im Kommen. Und immer mehr Menschen seinen nun bereit, auch Geld für „Altbekanntes“ auszugeben.

Als Beispiel nennt Miklautsch das Revival der Schallplatte aber auch verschiedene Bewegungen im Bekleidungsbereich. „Auch Eis-Salons in verschiedenen Varianten sowie unterschiedliche Shops von skandinavischen Anbietern erleben derzeit in Wien eine gute Entwicklung.“

Die Gastronomie bleibt mit erfolgreichen Konzepten ebenso wie Wochenmärkte ein wichtiger Frequenzbringer für die Stadt.

 

Kreative Konzepte für kleine Städte

Wien als Millionenstadt hat freilich andere Voraussetzungen als etwa sehr kleine Städte und Gemeinden, die möglicherweise auch noch mit einer starken Abwanderung zu kämpfen haben.

„Da gilt es, eine andere Bedürfnispyramide abzudecken, um die Innenstadt überhaupt zu beleben“, sagt Miklautsch. „Denn je größer die Stadt ist, desto größer sind ihre Potenziale. Und je kleiner sie ist, desto kreativere Lösungen sind gefragt.“

Simon Profanter vom Citymarketing in Klausen ist dafür Profi. Die Südtiroler Kleinstadt mit ca. 5.000 Einwohnern versteht es, mit charmanten Aktivitäten Mundpropaganda zu erzeugen und auch Besucher aus dem Umland anzuziehen.

So hat vor kurzem in Klausen ein Weltladen eröffnet, bei dem faire Lebensmittel und Mode in einer Sozialgenossenschaft verkauft werden. Die Mitarbeiter arbeiten also ehrenamtlich in einem Netzwerk aus Freiwilligen, und das bringt frischen Wind nach Klausen.

 

Klausen in Südtirol: Mit Handwerk, der Geschäftsidee einer Taschendesignerin und vielen gemeinsamen Initiativen des Citymarketings wie einer Regenschirmaktion zum Erfolg als kleine Stadt.

 

Mit ihrer Geschäftsidee, hochwertige handgemachte Taschen individuell zu fertigen, konnte auch die Designerin Ruth Gantioler die Bewohner Klausens überzeugen. Ihre überraschende Geschichte: Während sie ihre Taschen unter dem Label „R.Lovely“ zu Beginn lediglich online verkaufte, sattelte sie seit der Eröffnung ihres Geschäfts nur auf stationären Handel um.

„Das Produkt ist so innovativ und traf genau den Wunsch unserer Bewohner“, sagt Simon Profanter. „So konnte Ruth zeigen, dass man sehr wohl mit einem kleinen Geschäft erfolgreich sein kann.“

 

Konkurrenz belebt

Simon Profanter vom Citymarketing in Klausen.

Auch eine top-ausgebildete Schusterin hat sich in Klausen getraut, ihr Business zu eröffnen, und da ist Konkurrenz das Erfolgsrezept. Profanter: „Wenn es nur ein Schuhgeschäft im Stadtzentrum gibt, ist die Auswahl zu gering. Gibt es allerdings drei davon, sieht die Sache anders aus.“

Das Sprichwort „Konkurrenz belebt“ sollte demnach durchaus wörtlich genommen werden. Und neben Konkurrenz sind Qualität und Service für Simon Profanter das beste Erfolgsrezept, um in der Stadt zu punkten.

Auch die Präsenz des Citymarketings sei ein wichtiger Erfolgsbaustein. „Ich suche die Kaufleute und Gastronomen in Klausen wenn möglich immer persönlich auf, anstatt sie anzurufen. Durch diesen gemeinsamen Spirit werden in Klausen immer wieder neue Ideen umgesetzt.

Zum Beispiel eine Regenschirmaktion, bei der jeder Regenschirm von den Klausner Unternehmern gemeinsam aufgehängt wurde. „Durch den Aspekt der Freude und des Zusammenhalts kam ein neuer Austausch zustande und es ergaben sich auch Gespräche zwischen jenen Kaufleuten, die bis zuletzt nicht gut miteinander konnten“, sagt Profanter.

 

Fazit: Welcher Shop-Mix passt zu Ihrer Stadt?

Um den passenden Branchenmix zu finden, braucht es ein Gesamtkonzept, das die demografische Entwicklung der Stadt, ihre bestehenden und künftigen Zielgruppen und ihre Thematik der Zu- oder Abwanderung berücksichtigt.

Als Grundregel gilt: Je größer die Stadt, desto größer ihr Potenzial, je kleiner die Stadt, desto kreativere Lösungen sind gefragt. Nur mit Top-Qualität, bestem Service und einer attraktiven Auswahl, die durch Konkurrenz entsteht, haben die Geschäfte in der Stadt die Chance, gegenüber dem Online-Handel zu bestehen.

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