Ideen für eine menschenfreundliche Stadt

29.11.2016
Architektur

cJerde-Partners

„Städte sind für Menschen da, nicht für Autos. Eine nachhaltige Stadt ist für ihn vor allem eine menschenfreundliche Stadt“, so Jahn Gel, der als einflussreichster Stadtplaner der Welt gilt.

In Moskau und New York wurden auf sein Anraten autofreie Zonen eingerichtet, Bogotá schuf Fahrradwege – und dank ihm ist seine Heimatstadt Kopenhagen die fahrradfreundlichste Stadt der Welt. Gehls Kritik: Die meisten Städte verfügen über eine Unmenge an Daten, was die Verkehrsströme betrifft, sie wissen aber wenig darüber, wie die Menschen ihre Stadt als Fußgänger oder Radfahrer nutzen.

 

Das menschliche Maß respektieren

Auf die Frage, woran man eine lebenswerte Stadt erkennt, hat der 79-Jährige eine einfache Antwort: „Schauen Sie, wie viele Kinder und alte Menschen auf Straßen und Plätzen unterwegs sind. Eine Stadt ist dann lebenswert, wenn sie das menschliche Maß respektiert“, sagt Gehl.

Der deutsche Autor Gerd-Lothar Reschke beschreibt ‚Das Menschliche Maß‘ so: „Es ist eine numerisch messbare Größe und ein subjektives Empfinden. Als numerisch messbare Größe können wir die menschliche Körpergröße angeben. Subjektives Empfinden bestimmt die Wahrnehmung unseres Verhältnisses zu Räumen, Wegen, Plätzen und Gebäuden, also: wie fühlt sich der Mensch in Bezug auf baulich gestaltete Umgebung — entspricht sie ihm, kommt er sich geborgen, gestärkt, beheimatet in ihr vor oder ausgeliefert, abgewiesen, degradiert?“

 

Menschenfreundliche Städte werden in Trippelschritten erreicht

Heute konkurrieren Städte vor allem über den Faktor Lebensqualität. Eine lebenswerte Stadt lässt sich laut Gehl mit weniger Straßen und Parkplätzen und mehr Platz für Fußgänger, Cafés, Radfahrer und öffentliche Plätze erzielen. Was macht einen Stadtplaner wie Gehl, der etwa in Kopenhagen seit Anfang der 60er Jahre kontinuierlich Jahr für Jahr zwei bis drei Prozent der Parkplatzflächen gestrichen hat, so erfolgreich?

Gehl rät zur Politik der Trippelschritte. Auf diese Weise eroberten Radler und Fußgänger Städte nicht in einem einzigen brutalen Handstreich, sondern in vielen Trippelschritten. „Auf diese Weise ist der Umbau zwar stets spürbar, aber nie schmerzhaft.“, erklärt Gehl.

Orte, die das menschliche Maß verkörpern, zeigen keine glatten Gebäudefronten, sondern Bauten, die sich in Stufen erheben. Ein oft unterschätztes Charakteristikum bei der Planung von Verbindungs- und Zugangswegen sei eine kurvige Wegführung. Dadurch werde Kraft angesammelt. Reichliche Grünbepflanzung, hier und da ein Brunnen, neben dem eine Bankreihe zum Ausruhen steht.

 

Beispiele von grünen Großstadtprojekten

Die Vision von grünen Großstädten aus der Vogelperspektive wird derzeit vor allem in Japan angepeilt.  Die Mori Building Corp. entwickelt den Toranomon-Bezirk in Tokio zu einem neuen Geschäfts- und Lifestyleviertel und einer „vertikalen Gartenstadt“. Das Hauptargument für Dachbegrünungen liegt ja grundsätzlich in der Reduktion des städtischen Wärmeinseleffekts. Die Integration der Grünanlagen auf verschiedenen Etagen reduziert die Luftverschmutzung und verbessert das Mikroklima. Terrassen und Decks bilden zusätzlich öffentliche Räume und Grünflächen für Freizeitaktivitäten. Man baut kleine Wasserfälle in die Terrassenlandschaft, die natürliches Licht zurückspiegeln und die städtische Klanglandschaft mit dem Geräusch strömenden Wassers bereichern.

(c)Alexander Schmitz@ingenhoven architects
(c)Alexander Schmitz@ingenhoven architects

 

Viel Diskussionsstoff lieferte das Architekturprojekt des italienischen Architekten Stefano Boeri. Sein Entwurf ‚Bosco Verticale‘ (dt. Vertikaler Wald), die Begrünung von Zwillingstürmen eines Hochhauskomplexes in Mailand sorgte nicht nur in Fachkreisen für Aufregung, sondern vor allem auf sozialen Netzwerken, wie Facebook. Dort belachte man die Vorstellung, dass Fichten und Büsche zu Brutstätten für Vögel und allerhand Insekten würden.

(c)Christos Barbalis - Bosco Verticale
(c)Christos Barbalis – Bosco Verticale

 

In Lausanne (Schweiz) eröffnet Boeri nächstes Jahr sein inzwischen drittes vertikales Waldprojekt. Jetzt lacht keiner mehr.

 

(c)Stefano Boeri Architects
(c)Stefano Boeri Architects
(c)atelier Thomas Pucher
(c)atelier Thomas Pucher

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere prominente Beispiele sind die Wiederbelebung der Innenstadt von Melbourne, die Fußgängerbereiche mit Sitzgelegenheiten auf dem Times Square in New York, der Wiederaufbau nach einem Erdbeben der Innenstadt von Christchurch (Neuseeland), der in enger Zusammenarbeit mit den Bewohnern entstand, die Millionenstädte Chongqing in China und Dhaka in Bangladesch.

 

Conclusio menschenfreundliche Stadt

Der nachhaltige Ansatz Jan Gehls und jener Architekten, die seinem Weg folgen, veränderten diese Innenstädte merklich zu Gunsten ihrer Bewohner. Erreicht wird eine menschenfreundliche Stadt nach Jan Gehl durch Trippelschritte. Der Umbau soll stets spürbar aber nie schmerzhaft sein.

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Daniela Krautsack

Daniela Krautsack ist eine österreichische Trendforscherin, Mediastrategin, Autorin und Innovationsdesignerin, die sich durch ihre vielfältige Tätigkeit in der Entwicklung von Marken, der Schärfung von Unternehmensstrategien und der Erforschung von Gesellschafts-, Technologie und Kulturtrends auszeichnet. Sie ist lebenslange Weltreisende und lässt sich von Zukunftsdenkern und den verschiedenen Kulturen inspirieren. Daniela Krautsack ist Gründerin einer Agentur für interdisziplinäre Kommunikation namens ‚Cows in Jackets‘ und der Unternehmensberatung ‚Cities Next‘, die sich auf die Erforschung und Gestaltung von Zukunfts- und Innovationsdesigns im urbanen Raum und kommunikativer Prozesse konzentriert.

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