So planen und gestalten Sie einen zeitgemäßen Spielplatz
11.12.2024
Architektur
11.12.2024
Architektur
Ein Spielplatz geht heutzutage über Sandkiste und Schaukel weit hinaus. In einem Überblick zeigen wir Ihnen die wichtigsten Planungsschritte, die wesentlichen rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Qualitätsstandards für die Gestaltung eines zeitgemäßen Spiel- und Bewegungsraumes.
Die Planung und Errichtung eines Spielplatzes umfasst eine Reihe von Arbeitsschritten, die bereits mit Vorbereitungsarbeiten wie Budgetierung beginnt und auch Aspekte der Beteiligung beinhalten sollte.
Bei der Budgetierung eines Spielplatzes sind rund 50 Prozent des Budgets allein für Gerätekosten zu veranschlagen. Die Geräte machen jedoch nur einen Teil der Kosten aus. Sie müssen auch die Installationskosten, die Vorbereitung des Geländes und andere Ausgaben einkalkulieren:
Bei der Planung eines erfolgreichen Spielplatzes ist es entscheidend, die Zielgruppen der zukünftigen Nutzer klar zu definieren und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen:
Darüber hinaus ist die Anzahl der Kinder zu bedenken, die den Spielplatz gleichzeitig nutzen werden, sowie der Grad der Inklusivität.
Spielplätze entwickeln sich zunehmend zu kreativen und thematisch gestalteten Erlebnisräumen, die sowohl die Fantasie der Kinder anregen als auch ästhetische und praktische Anforderungen erfüllen.
Dabei kommen Materialien wie Gummi, Verbundwerkstoffe, Metall und Holz zum Einsatz, die durch ihre unterschiedlichen Eigenschaften und Haptiken vielseitige Einsatzmöglichkeiten bieten. Optisch können Spielplätze klassisch, naturnah, industriell, futuristisch oder themenfokussiert gestaltet werden.
Insbesondere themenbasierte Spielplätze werden immer beliebter, da sie kulturelle, historische oder fantasievolle Elemente integrieren und so die Vorstellungskraft der Kinder fördern. Beispiele hierfür sind Spielplätze, die lokale Wahrzeichen nachbilden, historische Ereignisse darstellen oder an Märchen und Geschichten erinnern.
Innovative Lernumgebungen, wie sie in der Lamplighter School in Dallas (Texas, USA) umgesetzt wurden, können auch dazu dienen, den Spielplatz in Bildungsangebote zu integrieren – sei es für kreatives Lernen im Freien oder Gruppenaktivitäten.
Spielplätze werden umso besser angenommen, je mehr Kinder und Jugendliche sowie Eltern in die Planung einbezogen werden. Oftmals entstehen kreative Lösungsmodelle, an die Planer nie gedacht hätten. Ebenso haben Geldgeber die Gewissheit, dass die Gestaltung des Geländes den Bedürfnissen eines großen Teils der Bevölkerung entspricht. Fehlplanungen werden dadurch vermieden.
Welche Partizipationsformen sinnvoll sind, orientiert sich an den lokalen Gegebenheiten und an den unterschiedlichen Bedürfnissen vor Ort. Die Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen lassen sich beispielsweise durch Einteilung in Gruppen von Gleichaltrigen bei Partizipationsworkshops sehr gut erheben.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, ExpertInnen zu engagieren, die den Partizipationsprozess mit methodischen, sozialen und pädagogischen Kompetenzen begleiten. So bieten mittlerweile viele Planungsbüros Partizipationsworkshops an. Sie beschäftigen ModeratorInnen und PlanerInnen, die gewohnt sind, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Ebenso können Schulen, Vereine und PädagogInnen aus den Bereichen Kinder- und Jugendarbeit ihre Erfahrung einbringen und den Partizipationsprozess begleiten.
Was Du mir sagst, behalte ich einen Tag. Was Du mir zeigst, behalte ich eine Woche. Was Du mich mitgestalten lässt, behalte ich ein ganzes Leben.
Laotse
Um Eltern einen entspannten Innenstadtbesuch zu ermöglichen, wird der Spielplatz am „Alten Platz“ in Klagenfurt erneuert. Ziel ist es, die Innenstadt noch familienfreundlicher zu machen und gleichzeitig den lokalen Betrieben einen Mehrwert zu bieten.
Das Leitthema der Neugestaltung ist der Lindwurm-Drachen, das Wahrzeichen Klagenfurts. Die Gestaltungsideen holte man sich direkt von den SchülerInnen dreier Klagenfurter Volksschulen, die in der Sommerbetreuung fantasievolle Konzepte entwickelten. Die endgültigen Entwürfe und das Design wurden von Landschaftsarchitektin Beatrice Bednar umgesetzt.
Langfristig sollen weitere Spielplätze entstehen, die das Thema Lindwurm an unterschiedlichen Standorten der Stadt aufgreifen. Dazu wurde die Geschichte des Lindwurm-Drachenmädchens Linda entwickelt, das aus dem Ei geschlüpft ist und vom Alten Platz aus die Stadt erkundet. Das Storytelling ist eng mit der Veranstaltungsreihe des Klagenfurter Kinderfestivals „Drachenjagd“ verknüpft, welches bereits seit mehreren Jahren im Frühsommer stattfindet.
Nachfolgende Tabelle bietet einen exemplarischen Überblick über Arbeitsschritte, die bei der Errichtung bzw. Neuadaption eines Spielplatzes zu beachten sind.
In Österreich gibt es kein allgemeingültiges Kinderspielplatzgesetz. Gesetzliche Bestimmungen zum Thema Spielplatz und Spielgerät sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. Die entsprechenden Regelungen sind in Landesgesetzblättern, ergänzenden Verordnungen und Bauordnungen der einzelnen Bundesländer (Statutarstädte) enthalten.
Soweit es landesrechtliche Vorschriften für öffentliche Spielplätze gibt, regeln deren Bestimmungen die Verpflichtungen des Spielplatzhalters und Spielplatzbetreibers. Detaillierte Anforderungen und Anleitungen zur Spielplatz– und Spielgerätethematik sind in verschiedenen Normen enthalten. In Hinblick auf Haftungsfragen sind sowohl Normen als auch die Regelungen der Verkehrssicherheitsplicht relevant:
Achtung: Die Normen gelten auch für Geräte und Einrichtungen, die als „Spielgeräte“ aufgestellt werden, obwohl sie ursprünglich nicht als solche hergestellt wurden (z.B. Kunstwerk, Lokomotive, etc.).
Die gesellschaftlichen Bedürfnisse haben sich verändert und damit auch die Anforderungen an Spielplätze. Während sie früher hauptsächlich für Kinder vorgesehen waren, wandeln sich heute Spielplätze zunehmend zum durchdachten Spiel- und Bewegungsraum, in dem auch verstärkt Jugendliche und Erwachsene miteinbezogen werden. Die genannten Normen tragen den Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung und definieren verschiedene Qualitätskriterien für zeitgemäße Spielplätze.
Je vielfältiger und naturnaher ein Spielraum angelegt ist, desto reichhaltiger sind auch die Erfahrungen, die Kinder dort sammeln können. Kinder haben erweiterte Möglichkeiten, ihren Bewegungsdrang auszuleben, mit Naturmaterialien zu experimentieren und Tiere und Pflanzen zu beobachten. Hier einige Gestaltungsbeispiele:
Eine sehr schöne Umsetzung eines städtischen, naturnahen Spielplatzes ist der Berliner „Wasserspielplatz im Britzer Garten“. In einer felsähnlich angelegten Landschaft entspringt das Wasser wie in der Natur einer „Bergquelle“ und fließt in kleinen Bächen durch das Areal. Die Kinder können hier mit den Schleusentoren experimentieren und die Wasserläufe kontrollieren.
Der klassische Spielplatz umfasst einen Sandkasten, eine Rutsche und eine Schaukel. Diese Art Spielplatz ist allerdings in erster Linie für Kleinkinder interessant. Bei der Gestaltung bzw. Planung eines Spielplatzes sollte daher darauf geachtet werden, dass Gelände und Spielgeräte für alle Altersgruppen bzw. Geschlechter interessante Spielmöglichkeiten bieten – zum Teil klar voneinander abgegrenzt, um Interessenskonflikte und gegenseitige Störungen zu verhindern.
Spielgeräte für Jugendliche waren lange Zeit Mangelware, da der Schwerpunkt meist auf Spielanlagen für jüngere Kinder lag. Der kreative, in Graz ansässige Spielgerätehersteller KOMPAN hat diese Lücke erkannt und gezielt Angebote wie Klettergerüste und Wippen speziell für diese Altersgruppe entwickelt.
Spielplätze können auch für Eltern und Begleitpersonen ein Ort der Erholung und sozialen Interaktion sein. Wichtig sind daher kommunikationsfördernde und schattige Sitzgelegenheiten, die sich nicht direkt im Spielgeschehen befinden, aber doch so zentral liegen, dass die Kinder gut im Auge behalten werden können.
Freie Flächen ohne vorgegebenen Verwendungszweck sind ein wichtiger Bestandteil einer zeitgemäßen Spielplatzgestaltung. Neben Spielgeräten sollten daher auch ausreichend freie Flächen zum Laufen und für Ball- oder Gruppenspiele im Gesamtkonzept eingeplant werden, sofern genügend Platz vorhanden ist.
Um Zusammenstöße zu vermeiden, empfiehlt es sich, innerhalb und nahe der Freibereiche keine Spielgeräte aufzustellen. Sitz- und Beobachtungsplätze innerhalb der Freiflächen erleichtern den Spieleinstieg. Vorteilhaft sind auch Pflanzen in und rund um die Freiflächen, um Nischen und Plätze zum Verstecken zu schaffen.
Ein Beispiel für eine sehr ausgewogene Gestaltung ist „The Bird Haven Playground“ (Vogelparadies-Spielplatz) in Prag, der von der dänischen Firma MONSTRUM errichtet wurde. Die ehemaligen Bühnenbauer nutzen ihre Fantasie, um kreative Spielplätze mit Holz zu bauen.
Moderne Spielplätze setzen zunehmend auf innovative Ansätze, um die Entwicklung und das Spielvergnügen von Kindern zu fördern. Nachfolgend einige Beispiele für Spielangebote, die sowohl Kreativität als auch Interaktivität unterstützen:
Der Spielwert ist dann hoch, wenn das Kind bei einem Spielgerät durch Bewegungen wie Schaukeln, Drehen, Schwingen oder Hüpfen seine eigenen körperlichen Kräfte und Fähigkeiten erfahren kann, das Spielgerät von mehreren Kindern gleichzeitig benutzt werden kann oder vielfältig nutzbar ist. So kann beispielsweise im Vergleich zur herkömmlichen Schaukel eine Nestschaukel von mehreren Kindern gleichzeitig genutzt werden.
In Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit sollte bei der Auswahl der Spielgeräte auf eine robuste Grundstruktur, den sparsamen Einsatz von wartungsintensiven Ausstattungselementen sowie die Verwendung von hochwertigen und langlebigen Materialen bzw. Gegenständen geachtet werden. Spielplatzdesigns, die anpassbar und erweiterbar sind, ermöglichen es, die Spielplatzgestaltung im Laufe der Zeit zu verändern und an die Bedürfnisse der Nutzer anzupassen.
Spielgerätehersteller bieten mittlerweile eine Vielzahl qualitativ hochwertiger Geräte an, die aber auch einiges an Geld kosten. Die Auswahl sollte daher gut überlegt sein. Lassen Sie sich von erfahrenen Spielplatz-Planern beraten oder organisieren Sie Testspielfahrten mit Kindern zu Spielplätzen, wo Geräte bereits vorhanden sind, die in die engere Auswahl kommen.
Der Spielgerätehersteller ist übrigens dazu verpflichtet, dem Spielplatzbetreiber Unterlagen und Informationen zur Verfügung zu stellen (allgemeine Produktinformation, Vorinformation, Information für die Installation, Inspektion und Wartung). Spielgeräte, die der Norm EN1176 entsprechen, weisen eine entsprechende Normkennzeichnung auf.
Eine barrierefreie Gestaltung soll allen Kindern ermöglichen, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Behinderungen, Spielplätze zu erreichen und zu nutzen. Dazu gehören beispielsweise mit Rollstühlen befahrbare Wege, schwellen- und stufenlose Übergänge zu Spielbereichen oder behindertengerechte Spielgeräte. Detaillierte Informationen zur barrierefreien Gestaltung von Spielplätzen erhalten Sie im technischen Informationsblatt Barrierefreie Spielplätze.
In den Normen zum Spielplatz (ÖNORM EN 1176) ist dem Bereich der Instandhaltung und Kontrolle ein eigenes Kapitel gewidmet. Ein Kontrollintervall betrifft z.B. auch die Sauberkeit (wöchentliche visuelle Routineinspektion) und bezieht sich hier vor allem auf Vermüllung und kaputte Flaschen (Scherben). Weiters ist auf eine gute Ausstattung des Spielplatzes mit Abfalleimern zu achten. Große, stabile Tonnen sind hier von Vorteil. Die Errichtung eines WCs sowie eine Wasserentnahmestelle mit Trinkwasserqualität ist ebenfalls von Vorteil.
Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle in der Spielplatzgestaltung. Dazu gehören die Verwendung umweltfreundlicher oder recycelter Materialien, die Berücksichtigung von Energieeffizienz und die Planung von Spielplätzen, die die lokale Flora und Fauna respektieren.
Der Spielplatzbetreiber, also in der Regel die Gemeinde, ist verpflichtet, für die Sicherheit am Spielplatz zu sorgen. Das beinhaltet nicht nur das Bereitstellen normgerechter Spielgeräte, sondern auch die regelmäßige Inspektion und Wartung der Geräte und Böden.
Aus den Normen ergeben sich verschiedene sicherheitsrelevante Anforderungen an den Betreiber des Spielplatzes, die sich wie folgt überblicksmäßig zusammenfassen lassen:
Darüber hinaus können durch geschickte Planung gefährliche Konstruktionen vermieden werden. So kann z. B. eine in den Hang gebaute Rutsche sehr hoch sein, da die Fallhöhe beim Sturz aus der Rutsche gering ist.
Umfassende Informationen, Skizzen und Checklisten zum Thema Sicherheit von Spielplätzen und Spielgeräten erhalten Sie in der Broschüre „Spielen? – aber Sicher!“.
Die häufigsten Versäumnisse auf Spielplätzen sind zu geringe Sicherheitsabstände, fehlender Fallschutz sowie fehlende Wartung und Instandhaltung. Die sichere Gestaltung eines Spielplatzes wie auch die regelmäßige Überprüfung und Wartung entsprechend der Normen ist daher aus Sicht der Haftungsfrage ein wichtiger Punkt.
Denn kommt es auf dem Spielplatz zu einem Unfall mit Körperverletzung, werden vom Gericht bzw. gerichtlichen Sachverständigen insbesondere die ÖNORMEN (EN 1176 und EN 1177, B 2607) und die Verletzung der Verkehrssicherungspflichten (§ 1319 ABGB) zur Klärung der Verschuldensfrage herangezogen.
Bei einem Unfall können neben dem Spielplatzbetreiber auch der Spielgerätehersteller, Spielplatz-Errichter und aufsichtspflichtige Personen (Eltern, KindergärtnerInnen oder Betreuungspersonen) zur Haftung herangezogen werden.
Ebenso Personen oder Firmen (Hausmeister, Professionisten), wenn sie vom Spielplatzbetreiber mit der Durchführung der ihm obliegenden Pflichten betraut wurden. In diesem Fall ist jedoch vom Betreiber darauf zu achten, dass die Person bzw. Firma fachlich geeignet ist und die Anweisungen auch gewissenhaft erfüllt.
In der Regel kommt es zu einem strafrechtlichen und meist auch zu einem zivilrechtlichen Verfahren.
Eine gelungene Spielplatzgestaltung orientiert sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung und bezieht neue Erkenntnisse aus Medizin, Pädagogik, Psychologie und Soziologie in die Planung ein. Je vielfältiger und naturnaher ein Spielraum angelegt ist, desto reichhaltiger sind auch die Erfahrungen, die Kinder dort sammeln können.
Die Beachtung der geltenden Normen gewährleisten einen hohen Sicherheitsstandard und geben Orientierung bei der Planung und Gestaltung eines zeitgemäßen Spielplatzes. Empfehlenswert ist die Hinzuziehung von Planungsbüros und ExpertInnen, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden.
Gibt man Kindern eine Hütte, dann machen sie daraus Kleinholz.
Gibt man ihnen Kleinholz, dann bauen sie daraus eine Hütte.
[1] Spiel(t)räume naturnah mit Kindern gestalten. Land-oberoesterreich.gv.at. Abgerufen 3. Dezember 2024, von https://www.land-oberoesterreich.gv.at/files/publikationen/Bi_spieltraeume.pdf
Titelbild: Freepik
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