Familienfreundliche Gemeinde: Best Practice Beispiele, die Sie inspirieren werden

09.03.2017
Gesellschaft

Familienfreundliche_Gemeinde1

Mit dem staatlichen Gütezeichen familienfreundliche Gemeinde werden jährlich Gemeinden und Städte ausgezeichnet, die in einem Auditprozess maßgeschneiderte familienfreundliche Maßnahmen umgesetzt haben. Wir zeigen Ihnen im Folgenden Städte und Gemeinden unterschiedlicher Größe, die es vormachen. Jede Gemeinde kann demzufolge familienfreundlich sein: Auch Sie können ein Konzept für Ihre Stadt/Gemeinde erarbeiten!

Lambach: Integration und Jugendarbeit

Das Problem:

Essen bringt die Kulturen zusammen und fördert die Vernetzung der Generationen. Foto: beigestellt.

Kinderfreundlichkeit war schon immer ein wichtiger Schwerpunkt im oberösterreichischen Lambach, das 6.000 EinwohnerInnen zählt. Also entschied man sich, am Audit familienfreundlichegemeinde teilzunehmen. „Ziel war es, Lambach für alle Lebensphasen noch lebenswerter zu machen und schließlich das Miteinander der Generationen zu fördern“, sagt Gemeinderätin Renate Fuchs.

Die Lösung:

Die Maßnahmen waren vielfältig und begannen im Kleinen. Integration war dabei ein wichtiges Thema. So fanden zum Beispiel Veranstaltungen mit gemeinsamen Kochen und Essen nach internationalen Rezepten großen Anklang bei den Lambacher Familien. „Darüber wurde sogar ein Film gedreht und online veröffentlicht“, berichtet Gemeinderätin Fuchs.
Um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfassen, wurden im Folgenden in Zusammenarbeit mit dem regionalen Kompetenzzentrum für Integration und Diversität Fragebögen für die Schulen ausgearbeitet. Positive Rückmeldungen brachte auch eine Integrationsveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Kultur- und Bildungshaus ProDiagonal, bei dem sich Personen unterschiedlicher Kulturkreise vorstellen konnten.

Außerdem wurde eine Eltern- und Mutterberatung errichtet, mehr Freiflächen für Jugendliche angelegt und Wohnanlagen für unterschiedlichste Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen geplant.

Hier lesen Sie das Interview mit Laura Hartig-Girardoni, Bereichsleiterin des Audits familienfreundlichegemeinde: „So machen Sie Ihre Kommune fit für Familien!“

Deutsch-Schützen Eisenberg: Ansiedelung

Das Problem:

Familienministerin Karmasin übergab der Gemeinde das staatliche Gütezeichen familienfreundliche Gemeinde.

Das burgenländische Deutsch-Schützen Eisenberg kämpft wegen der Arbeitsmarktsituation mit einer hohen Abwanderung. Auch die Pendlerrate ist bei den gerade einmal 1.138 EinwohnerInnen überdurchschnittlich hoch. „Viele junge, gesunde und aktive Menschen fehlen in unserer Sozialstruktur“, schildert Bürgermeister Franz Wachter die Problematik. „Als familienfreundliche Gemeinde erwarten wir uns, dass Deutsch-Schützen Eisenberg attraktiver wird und dadurch wieder mehr Familien hier wohnen.“ Gleichzeitig solle die ältere Generation in gewohnter Umgebung würdevoll altern können. Das Audit wurde kurzum als Chance gesehen. „Außerdem war es sehr interessant zu erfahren, was es in der Gemeinde ohnehin schon gibt“, so Bürgermeister Wachter weiter. „Das wollten wir der Bevölkerung bewusst machen. Die Summe aller Initiativen sollte uns helfen, unsere Ziele zu erreichen.“

Die Lösung:

Schwerpunkt im Auditprozess war also die Ansiedelung. Das Ergebnis: Die Errichtung günstiger Startwohnungen für Jung-Familien und ein umfangreiches Fördermodell. Wichtig war dementsprechend auch, die Öffnungszeiten des Kindergartens zu erweitern und die Ferienbetreuung im Kindergarten zu ermöglichen. Denn die beruflichen Chancen, insbesondere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sind gerade in ländlichen Gemeinden ein Dauerthema. Wie soll der berufliche Alltag organisiert werden können, wenn es keine durchgehende Kinderbetreuung gibt? Fakt ist: Nur mit bedarfsgerechter Kinderbetreuung ist Ansiedelung möglich.

Der Ausbau der Lehrlingsförderung brachte neue Chancen sowohl für Betriebe als auch für Jugendliche im Ort. Die Mobilität für SeniorInnen und Jugendliche wurde mit einem Spezialtaxi verbessert. Wichtig war auch, die ansässigen Betriebe familienfreundlich zu machen: Das Audit berufundfamilie ist dabei der optimale Partner. Weiters wurden außerdem Englischkurse für alle Klassen in der Volksschule eingeführt und ein „Safer Internet“ Kursangebot für Jugendliche und Erwachsene entwickelt. Kinder und Jugendliche können sich auch für Schwimmkurse anmelden und haben damit eine neue Freizeitbeschäftigung, die Spaß macht.

Bürgermeister Franz Wachter ist stolz auf das staatliche Gütezeichen: „Es ist die Belohnung für ein engagiertes Projekt. Aber auch das sichtbare Zeichen, dass wir unsere Ziele weitgehend erreicht haben. Abwanderung stoppen und den Menschen aller Altersgruppen eine lebenswerte Gemeinde zu bieten.“

Graz: Mehr Kinderbetreuung und Wohnraum

Das Problem:

Die Landeshauptstadt Graz deckt viele Bereiche ab, die für Familien relevant sind. Systematisch erfasst waren diese aber noch nicht. Es gab Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen und des Weiteren an Wohnraum für alle Generationen.

Die Lösung:

Die Zusammenstellung der großen Zahl an Unterstützungsmaßnahmen gab erstmals auch den Blick für jene Bereiche frei, die bisher noch nicht wahrgenommen wurden. Dies eröffnete zugleich die Möglichkeit, das Thema Familie öffentlichkeitswirksam in den Mittelpunkt zu rücken.

Die wohl wichtigste Maßnahme in Graz mit seinen 288.000 EinwohnerInnen war, das Angebot für Kinderbetreuung zu verbessern. So wurde ein Versorgungsgrad von 97 Prozent der 3 bis 6-Jährigen durch Kindergartenplätze erreicht und ein Versorgungsgrad von 29 Prozent der 0 bis 3-Jährigen durch neue Krippenplätze. Weiters eröffnete die Landeshauptstadt nach dem Audit drei weitere Volksschulen, drei neue Jugendzentren und Generationenspielplätze.

Auch das Generationenwohnen wurde weiter ausgebaut, für Jungfamilien wurden leistbare Startwohnungen errichtet. Was für wichtige Fortschritte für eine familienfreundliche Gemeinde!

Mitspracherecht gibt es in Graz schon für die Jüngsten: Für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen am Stadtgeschehen wurde ein Kinderparlament und ein Jugendgemeinderat ins Leben gerufen.

Zell am See: Ferienbetreuung & Seniorenreisen

Das Problem:

Die Weiterentwicklung von Zell am See mit seinen knapp 10.000 EinwohnerInnen in Richtung Kinder- und Familienfreundlichkeit unter verschiedenen Aspekten ist eines der wichtigsten Anliegen für die nächsten Jahre.

Die Lösung:

Der Ausbau der Kinder- und Ferienbetreuung war ein wichtiger Schritt für Zell am See. (c) Zell am See-Kaprun / Mairitsch

Im Auditprozess bewirkte die Arbeitsgruppe diverse kleine und große Verbesserungen. Öffentliche Wickelmöglichkeiten sind ein klares Signal dafür, dass die ganz alltäglichen Bedürfnisse junger Eltern – und ihrer Babies – ernst und wichtig genommen werden.

Die Kinderbetreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren wurden erweitert. Für Spielplätze kaufte die Gemeinde neue Spielgeräte an, die für Kleinkinder geeignet sind. Die Sommerferienbetreuung im Kindergarten wurde durchgehend ausgeweitet. Auch das Grüne Kreuz leistete einen Beitrag: Bei den „Rettungszwergen“ werden Kinder von den SanitäterInnen spielerisch auf Notfallsituationen vorbereitet.

Außerdem hat die Gemeinde eine Jugendplattform gegründet und die Sprachförderung in der Schule für Kinder nicht deutscher Muttersprache ausgebaut. Es wurden Angebote für Berufsberatung und Persönlichkeitstraining für Jugendliche geschaffen. SeniorInnen haben die Möglichkeit, an betreuten Urlaubsfahrten ans Meer teilzunehmen.

Familienfreundliche Gemeinde Mank: Mehr Lebensqualität für alle

Das Problem:

Das Angebot für Familien und unterschiedliche Generationen wurde von der 3.450 Einwohner-Gemeinde Mank als hoch angesehen. Eine erstmalige Erfassung und ein weiterer Ausbau dessen ist jetzt wichtig, da der Zuzug laufend steigt.

Die Lösung:

Der Fitnessraum ist mit etwa 20 Geräten ausgestattet und kann geben eine sehr geringe Gebühr benützt werden.

Die Verbesserung der öffentlichen Bushaltestellen führte zu einer Optimierung der Mobilität für alle Altersgruppen. So wurde eine zentrale und verkehrssichere Bushaltestelle im Ort errichtet und ergänzend dazu einige Buswartehäuser mit Radabstellplätzen installiert. Auch in der Nähe des betreuten Wohnens gibt es eine Haltestelle. „Insgesamt haben wir die Busfahrpläne auch familienfreundlicher gestaltet, also mehr auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen angepasst und erweitert“, so Stadtrat Walter Wieser. Für alle, die mit dem Auto unterwegs sind, wurden die Behindertenparkplätze und die Kurzparkmöglichkeiten überarbeitet und erweitert.

Familienfreundliche Gemeinde Mank
Jugendliche nehmen in Mank einen wichtigen Stellenwert ein. Fotos (2): beigestellt

Der örtliche Fitnessraum sowie der Jugendraum JIM wurden als Treffpunkt einer Erneuerung unterzogen. Auf die Jugendlichen wurde überhaupt ein größeres Augenmerk gelegt: So werden die Teenager über die Bürger-Info und via Facebook mit gezielten Informationen angesprochen. Sogar eigene Jugendtalks und ein Jugendgemeinderat wurden initiiert. Eine Jobbörse für die Region wurde für BürgerInnen und Betriebe direkt in die Webseite der Gemeinde integriert, sodass aktuelle Stellen sofort und schnell für jedermann und -frau abrufbar sind. Als wichtigen Beitrag zur Barrierefreiheit wurden alle Eingänge der öffentlichen Gebäude für Rollstühle und Kinderwagen zugänglich gemacht. Für das Betreute Wohnen wurde als Modellprojekt eine neue Organisationsstruktur geschaffen. „Dabei haben wir das Seniorenheim durch einen Gang mit dem Betreuten Wohnen verbunden, sodass die BewohnerInnen des Betreuten Wohnens auch die Infrastruktur des Heims mitbenützen können“, erläutert Stadtrat Walter Wieser. „Künftig wollen wir verstärkt auf Generationen übergreifende Veranstaltungen setzen.“

Weitere Informationen und den Kontakt zum Audit familienfreundliche Gemeinde finden Sie hier

Villach: Neue Treffpunkte für alle Generationen

Das Problem:

Die Stadt Villach wollte durch das Audit erstmals erheben, welches Angebot für Familien über die Jahre bereits geschaffen wurde und wo seitens der Bevölkerung neuer Bedarf besteht.

Die Lösung:

Theaterabos gibt es für Kinder schon ab 2 Jahren. © Daniel Wolcke

In einer Bürgerbefragung in Kooperation mit der FH Villach wurde erörtert, in welchen Bereichen familienfreundliche Maßnahmen noch ausgebaut werden sollten. Diese Bürgerbeteiligung ermöglichte, dass die Maßnahmen, welche die Stadt mit ihren 60.000 EinwohnerInnen später umsetzte, tatsächlich den Wünschen der BürgerInnen entsprechen und somit in der Praxis Sinn machen.

Als Ergebnis konnte die Stadt für alle Generationen Verbesserungen und Neuerungen schaffen. So wurde beispielsweise ein neuer Kinderspielplatz im Stadtteil Fellach und eine neue Sportanlage in Landskron errichtet. Die Eintrittspreise in der Kärnten Therme wurden außerdem einem Familien-Check unterzogen und speziell für Familien gemäßigter gestaltet. In den städtischen Friedhöfen wurden Treffpunkte für alle Altersgruppen eingerichtet. Ein neues Eltern-Kind-Café stärkt die Vernetzung der jungen Familien untereinander und eine Spielzone für Kinder im ersten Stock im Café „Secret Garden“ im Stadtzentrum Villachs kann gegen eine geringe Eintrittsgebühr genützt werden. „Solche Treffpunkte sind für unsere Stadt auch zur Vernetzung wichtig, da wir eine hohe Zuzugsrate haben“, sagt Gerhard Angerer, Geschäftsführer des Stadtmarketing Villach.

Familien willkommen
Die neue Outdoor-Fitnessanlage bietet viele Möglichkeiten. Im Bild die Jugendräte L. Heuberger und I. Filipovič mit Bürgermeister G. Albel (rechts) und Stadtrat H. Sobe (links). © Augstein

Ein wichtiger Schritt war zudem auch, das Ferienangebot für Kinder und Jugendliche auszubauen und die kostenlose Lernbetreuung zu erweitern. Familienfreundliche Betriebe, die ihre MitarbeiterInnen mit Kindern bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen, können sich demnächst mit dem Sticker „Familien willkommen“ zieren.

Für SeniorInnen gab es des Weiteren noch eine Präventionsveranstaltung mit dem Titel „Sicherheit im Alter“, bei der sich die Stadt über regen Zustrom erfreute.

Villachs Stadtmarketing-Chef Gerhard Angerer wünscht sich zudem mehr Vernetzung der Städte und Gemeinden untereinander: „Familien gibt es heute in sehr vielfältigen Konstellationen – von der klassischen Familie über Singles mit und ohne Kinder bis hin zur Großfamilie und SeniorInnen. Um das Thema Familienfreundlichkeit kommt heute keine Kommune mehr herum. Darum macht es Sinn, sich über gemeinsame Ideen und Erfahrungen übergreifend auszutauschen.“

Fazit Best Practice Beispiele familienfreundliche Gemeinde:

Jede Stadt und Gemeinde muss sich heute damit auseinandersetzen, wie sie den unterschiedlichen Bedürfnissen verschiedenster Familienmodelle gerecht werden kann. Im Audit familienfreundliche Gemeinde gibt es professionelle und strukturierte Beratung und Unterstützung dafür. Ganz gleich, wie groß eine Stadt/Gemeinde auch ist: Jede kann familienfreundlich sein und werden!

Fotocredit oben: Fotolia/Syda Productions

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