Nachhaltigkeit im Tourismus: Die Natur ist unser Kapital

13.03.2017
Wirtschaft

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Nachhaltigkeit im Tourismus ist nicht nur ein Schlagwort, sondern eine Notwendigkeit. Einige Regionen und Hotels setzen dies schon erfolgreich um. Wir haben mit Tourismusexperte Martin Weishäupl von der Umweltberatungsagentur Brainbows darüber gesprochen, wie nachhaltiger Tourismus gelingen kann. 

Jeder spricht von Nachhaltigkeit – was bedeutet der Begriff überhaupt?

Weishäupl: Der Begriff kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Es geht immer darum, dass die künftigen Generationen durch unser heutiges Wirtschaften keinen Schaden nehmen. Man spricht von drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Ökologisch, gesellschaftlich/sozial und ökonomisch. Alle drei müssen im Einklang sein.

Welche Rolle wird das Thema Nachhaltigkeit im Tourismus künftig spielen?

Weishäupl: Es wird immer mehr in den Fokus rücken, weil die Sensibilität der Gäste immer größer wird. Auch weil die Themen Natur und saubere Umwelt ein ganz zentrales Element des Tourismus darstellt. Auch in der Vermarktung. Jemand, der mehr Geld hat, kann sich genauer aussuchen, wo er hinfährt. Das merken wir im Hotelbereich. In Österreich gibt es viele Initiativen für Umwelt und Nachhaltigkeit. Dabei legt sich das Österreichische Umweltzeichen quer über alle Bereiche. In Wien ist der Anteil an Hotels, die das Umweltzeichen haben, besonders hoch. Das floss letztes Jahr auch beim ESC Songcontest mit ein. Bei diesem Green Event, der nach den Standards des Österreichischen Umweltzeichens umgesetzt wurde, war die Frage: Wie nachhaltig können wir unsere Gäste unterbringen?

Der Wintertourismus ist von Fragen der Nachhaltigkeit ja besonders betroffen. Wie kann man das Thema gezielt angehen?

Weishäupl: Ja, der Schitourismus ist besonders sensibel. Dabei ist er auch die große Stärke, die wir in Österreich im Winter haben. Es ist ein Spannungsfeld. Die Gäste kommen auch wegen der intakten Natur zu uns. Die Fragen lauten also: Wie gehen wir mit unserem Naturraum um? Zerstören können wir nur einmal, dann ist unser Kapital weg. Bei der Entwicklung der Schigebiete ist zentral, sorgsam mit dem Wert, den wir dem Gast anbieten, umzugehen. Dieser Hauptwert der Region ist die Natur. Und die ist immateriell.

Unsere Schigebiete unterscheiden sich von anderen Regionen in Europa. Bei uns geht die Entwicklung viel in Richtung Ganzjahrestourismus. Man muss im Sommer sehen können, dass die Schipisten in der warmen Jahreszeit keine Ruinen sind. Auch keine braunen unbrauchbaren Halden, sondern saftige Almweiden. Dann hat man im Sommer auch etwas davon. Das hat man zum Beispiel in großen Schigebieten wie in Schladming oder Saalbach Hinterglemm erkannt.

Sowohl für anspruchsvolle Biker als auch für Einsteiger und Familien gibt es in Saalbach während der warmen Jahreszahl Mountainbikestrecken von über 400 Kilometern. (c): Saalbach

Diese Kombination ist in vielen Regionen zukunftsträchtig. Österreich ist in vielen Regionen hier Vorreiter für die Zukunft. Wir wissen ja nicht, wie viel Schnee wir mit dem Klimawandel in Zukunft noch haben werden. Darum brauchen wir den Ganzjahresbetrieb.

Die Frage heißt also, wie entwickelt man Schigebiete?

Weishäupl: Ja. Es geht um sanfte Erschließung. Auch die Mechanismen der Beschneiung sind entscheidend. Zum Beispiel, welche Technologien bei der Bescheiung zum Einsatz kommen.

Woran erkennt man, ob sich ein Hotelbetrieb mit Nachhaltigkeit im Tourismus auseinandersetzt? 

Weishäupl: Es beginnt bei der Herkunft der Lebensmittel. Und zwar nicht nur in der Luxusgastronomie. Wo kommen die Lebensmittel her, sind diese regional und saisonal? Haubenköche preisen die Vorteile von naturnahen Lebensmitteln auch an. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, dass nachhaltige und ökologische Baumaterialien zum Einsatz kommen.

Der Baustoff Holz nimmt zum Beispiel heute eine wesentlich stärkere Rolle ein als noch vor einigen Jahren. Hier stellt sich dann auch die Frage: Wo kommt dieses Holz her und wie wurde es verarbeitet? Menschen spüren zunehmend eine Sehnsucht nach dem Ursprünglichen und nach intakter Natur. Das wollen sie dann auch im Urlaub erleben. Der Trend zu Urlauben in Chalethotels zeigt das auf sehr plakative Weise. Ein wichtiger Bereich der Nachhaltigkeit ist die soziale Komponente im Unternehmen. Wie geht der Betrieb mit seinen Mitarbeitern um? Werden diese gut bezahlt und arbeiten sie zu fairen Bedingungen? Wie ist das Betriebsklima und wie hoch ist die Personalfluktuation?

Wenn es um die soziale Komponente und den Umweltschutz geht, ist der internationale Massentourismus ja oft regelrecht ein Anti-Beispiel. 

Weishäupl: Massentourismus agiert oft nicht nachhaltig und macht vieles kaputt. Es wird aber immer wichtiger, dass dieser auch der heimischen Bevölkerung Vorteile bringt. Viele große Hotels engagieren sich in sozialen oder Umweltschutzprojekten. Auch, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass ein sorgsamer Umgang mit der Natur und der Umwelt eine Notwendigkeit ist. Die Glaubwürdigkeit ist dann am besten, wenn man Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein vorlebt. Zum Beispiel, wenn man als Hotel darauf achtet, welche Reinigungsmittel man verwendet.

Mit welchen Labels und Gütesiegeln können Hotels sich auszeichnen lassen?

Weishäupl: Relevante Labels sind das Österreichische Umweltzeichen oder auf europäischer Ebene das EU Eco-Label, das mit dem Österreichischen Umweltzeichen vergleichbar ist.

Hotelbeispiel 1: Biohotel Holzleiten, Tirol

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Nachhaltigkeit im Tourismus (c) Hotel Holzleiten

Das Biohotel Holzleiten ist eines der Biohotels in Österreich, deren Hoteliers sich zu nachhaltigem Wirtschaften, regionalem Einkauf mit Bio-Produkten und umweltfreundlichen Energie- und Abfallkreisläufen verpflichten. Die ständige Verbesserung der CO2-Bilanz ist das erklärte gemeinsame Ziel. Und so haben sich alle Hotels der Angebotsgruppe dem eco hotels certified Gütesiegel unterzogen. Das Raumkonzept beruht auf Glas, Stein und Holz und setzt auf Naturmaterialien aus den Alpen. Die Speisen werden immer frisch und schonend nach den Regeln der Fünf-Elemente Ernährung zubereitet. Das Holzleiten ist zertifiziert mit dem AMA Gütesiegel und seit Mai 2013 mit dem Biozertifikat von der Austria Bio Garantie.

Hotelbeispiel 2: Naturhotel Waldklause, Tirol

Nachhaltigkeit im Tourismus (c) Hotel Waldklause

Das Naturhotel Waldklause im Ötztal wurde mit dem österreichischen und dem europäischen Umweltzeichen gekürt. Es garantiert seinen Gästen nachhaltigen Urlaub mit höchsten Ansprüchen. Es ist ein offizieller Partnerbetrieb des Naturparkes Ötztal. Und es setzt bei allen verwendeten Materialien auf natürliche Rohstoffe, die großteils von heimischen Betrieben erzeugt werden. Im Hotel kommt ausschließlich zertifizierter Strom aus erneuerbaren, CO2-neutralen Energieträgern zum Einsatz. Wobei bei der Erzeugung weder CO2-Emissionen noch radioaktive Abfälle anfallen. Das gesamte Hotel wird seit Bestehen vom Längenfelder Biomassekraftwerk beheizt. Durch den nachwachsenden Energieträger Holz kann das Naturhotel auf sehr ökologische Art und Weise beheizt werden. Außerdem wird im Naturhotel regelmäßig der CO2-Fußabdruck ermittelt. Als offizieller Klimabündnis-Betrieb ist das Ziel, den CO2-Ausstoß zu minimieren. So wird der Klimaschutz auf lokaler Ebene gestärkt.

Hotelbeispiel 3: Hotel Post Bezau, Vorarlberg

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Nachhaltigkeit im Tourismus (c) Hotel Post Bezau

Das Hotel Post Bezau mit seinen 54 Zimmern und vier Suiten wurde im Sinne einer nachhaltigen Energiebilanz nach ISO 14064 (Bestandsaufnahme von Treibhausgasemissionen) zertifiziert. Es baut auf eine klimaneutrale Zukunft. Die ISO 14064-1 Zertifizierung verpflichtet, den Anforderungen der quantitativen Bestimmung, Überwachung und Berichterstattung aller Tätigkeiten nachzukommen, die dafür vorgesehen sind, Reduktionen der Treibhausgasemissionen oder eine Steigerung des Entzugs von Treibhausgasen zu bewirken.

Ebenfalls wurden Effizienzmaßnahmen umgesetzt, um den Energieverbrauch und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Es wurde auf eine Bio-Masse-Heizung umgestellt. Diese wird mit erneuerbaren Ressourcen betrieben. Außerdem werden nur energiesparende Geräte, Energiesparlampen, LED-Leuchten verwendet. Auch scheinbar kleine Schritte sind wichtig um die Treibhausgasbilanzierung zu erreichen. Beispielsweise auf überflüssige Portionsverpackungen zu verzichten oder Handtücher nur zu waschen, wenn es gewünscht wird. Der schonende Umgang mit Ressourcen gehört dabei genauso dazu wie umsichtiger Einkauf, Transport oder etwa Lagerhaltung. Was an unvermeidlichem Müll täglich anfällt, wird getrennt, fachgerecht entsorgt und wenn möglich kompostiert oder recycelt. Ab drei Übernachtungen belohnt das Hotel Post Bezau seine Gäste, wenn sie klimaschonend ohne den privaten PKW mit Bahn oder Bus anreisen. Wahlweise erhalten sie ein Relax Treatment im Susanne Kaufmann Spa oder eine Flasche Wein zur Abreise. Wer mit einem Elektrofahrzeug anreist, findet am Hotel Post eine Elektrotankstelle.

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