Was zwischen Jung und Alt abgeht

02.06.2020
Gesellschaft

Die Jungen haben keinen Respekt vor älteren Leuten und sind faul. Die Alten lehnen Neues ab und sind langsam. Wir alle kennen Klischees wie diese. Sind sie berechtigt oder längst überholt? Wenn jung und alt aufeinandertreffen – vor allem außerhalb des ‚geschützten Familiengefüges‘ passiert viel mehr, als der vieldiskutierte Konflikt.

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Die Jungen haben keinen Respekt vor älteren Leuten und sind faul. Die Alten lehnen Neues ab und sind langsam. Wir alle kennen Klischees wie diese. Sind sie berechtigt oder längst überholt? Wenn Jung und Alt aufeinandertreffen – vor allem außerhalb des ‚geschützten Familiengefüges‘ passiert viel mehr, als der vieldiskutierte Konflikt.

Sie werden es in unserem Titel gemerkt haben. Was zwischen Jung und Alt abgeht, ist durchaus zweideutig zu verstehen. Es entstehen coole Freundschaften, die aus einer Nachbarschaftshilfsaktion heraus entstehen.

Da macht ein Generationencheck aber auch sichtbar, dass bei der versuchten Vernetzung einiges abgeht. Das gegenseitige Bewusstsein für die Herausforderungen der jeweiligen Generation. Der Wille, sich anzunähern.

Die fehlende Begeisterung fürs unbekannte Resultat. Die fehlende Unterstützung der Eltern, Kinder fürs Zusammensein mit älteren Menschen zu begeistern.

Die Vorurteile

Als ich gestern mit meinem Sohn eine Folge der Zeichentrickserie Biene Maya gesehen habe, wurde ich auf diesen Blogbeitrag ideal eingestimmt. Ein älterer Frosch hatte einem jüngeren Frosch aufgetragen, ihn mit einer Mahlzeit zu versorgen.

Als der eine Mistkugel anrollte, sagte der ältere Frosch verächtlich: „Seid Ihr Jungen denn zu nichts zu gebrauchen?“ Bäm. Da war sie wieder. Die Generationenwatsche. Taugenichts versus grantiger Alter. Am Abend läuft im ORF Jung gegen Alt. Der Sendungsname ist Programm.

Dabei wird – heuer leider wegen Covid-19 nicht – 2021 bereits zum 12. Mal der Medienpreis Senioren-Rose / Senioren-Nessel ausgeschrieben. Dieser Preis hilft dabei, das Bild, das sich die Öffentlichkeit von Senioren macht, zurechtzurücken.

Altersdiskriminierung bekämpfen

Dazu soll die „Senioren-Nessel“ beitragen. Eine Abstrafung für all jene, die journalistisch und kommunikativ nach wie vor in die „Klischee-Kiste“ greifen. „Altersdiskriminierung ist schon ein Problem.„, bestätigt auch Markus Keschmann. „Das Bild des älteren Menschen ist in der medialen Berichterstattung aber tatsächlich viel besser geworden.

Früher, wenn die ‚Zeit im Bild‘ (ORF) über Seniorenthemen berichtet hat, war im Insert immer das alte Ehepaar im Trenchcoat zu sehen, auf der Parkbank sitzend, und Tauben fütternd. Da hat sich viel gebessert, aber Altersdiskriminierung ist ein Phänomen, das primär von den Medien gemacht wird.

Die „Senioren-Rose“ wird für würdevolle und positive Berichterstattung, Bilder oder Werbung überreicht werden.

Also, wie funktioniert das Zusammenleben zwischen Jung und Alt sonst so? Alles im Lot oder wird er schlimmer, der Generationenkonflikt? Und warum ist es so wichtig, dass Jung und Alt zusammenkommen?

Die Stimmungen der Experten

„Grundsätzlich denke ich, dass die Generationen im Familienverbund gut vernetzt sind. Die Frage ist, was mit älteren Menschen passiert, wenn sie ihr Familiennetzwerk verlieren bzw. verloren haben.“, sagt Frank Leyhausen, GF von MedCom International und Gründer des SENovation Awards.

Markus Keschmann, Generalsekretär beim Seniorenbund stimmt zu: „Gerade in der Coronakrise haben wir gesehen, wie gut die Generationen innerhalb der Familie vernetzt sind. Viele Berufstätige hatten durch die fehlende Kinderbetreuung große Probleme.

Auch im Ehrenamt ist das Engagement der älteren Menschen nicht wegzudenken. Ohne ältere Menschen würden keine Vereine funktionieren. Wir erleben im Gemeindeleben ein gutes Miteinander zwischen den Generationen und spüren die Dankbarkeit der Jungen, dass die älteren Menschen alles zusammenhalten.

Jung und Alt
Die Einladung zur Nachbarschaftshilfe hat ganz Österreich gerührt – Jung und Alt harmonisch vereint – da verstummten die generationenkritischen Stimmen – Foto: Daniela Krautsack / Anna Shvets von Pexels.com

Wenn Jung und Alt sich nicht vernetzen, folgt daraus Einsamkeit?

„Ich glaube nicht, dass die Vernetzung von Jung und Alt das Allheilmittel gegen Einsamkeit ist“, sagt Markus Keschmann. „Zumindest nicht in der großen Masse, weil sich Menschen tendenziell mit Gleichaltrigen auseinandersetzen wollen, die einen ähnlichem Hintergrund, ähnliche Hobbies und ähnliche Biografien haben.“

Es ist aber eine Maßnahme, die sich bewährt hat, siehe Mehrgenerationen-Wohnformen. Keschmann ergänzt: „Hierfür gibt es gute Beispiele, wie Gleis21 in Wien oder viele andere Initiativen, wo es gut funktioniert.“

Eigentlich sollte es uns gelingen, die Menschen gar nicht in die Einsamkeit driften zu lassen.

Das Dilemma mit der Einsamkeit

Dagmar Hirche, Gründerin des Vereins „Wege aus der Einsamkeit“ in Hamburg, ist überzeugt, dass es genügend Initiativen gibt, die gut funktionieren. Warum werden diese nicht flächendeckend umgesetzt, frage ich.

Hirche antwortet: „Es hapert am Bewusstsein. Am Geld. Am Comittment der Kommunen.“ Und erklärt: „In unserem Verein ist keiner hauptamtlich eingestellt, alle arbeiten ehrenamtlich. Oft bleibt der größte Teil der Arbeit an einer Person hängen.

Ich hätte mich mit dem Transfer meiner Story beschäftigen können, um diese zu skalieren, dann hätte ich aber nicht gleichzeitig die Senioren schulen können. Es gibt in vielen Altenheimen nicht mal Wlan. Oder keine Tablets.

Oder nur Hardware, aber keinen, der die Kurse dann weiterhin begleitet. Es hängt, gerade im ländlichen Bereich, sehr stark von der Unterstützung der Politik und Verwaltung ab, ob Dinge in Gang gesetzt werden.“

Erste Erkenntnisse der Krise

Die Coronakrise hat den älteren Personen unserer Gesellschaft am meisten zugesetzt. Dabei ist diese Altersgruppe so fit wie nie zuvor. Nicht gebraucht werden, auch wenn man sich noch gesund und kräftig fühlt, das ist wie ein Todesurteil, sagt eine andere ältere Dame im ORF-Interview.

Das Gefühl, das durch Politik und Medien bei Menschen ab 65 Jahren erzeugt wird: Ich gehöre zur Randgruppe.

Die letzten Monate haben den älteren Personen der Gesellschaft am meisten zugesetzt. „Hätten wir uns alle zu 100% an die Bestimmungen gehalten, wären schon viel mehr Senioren tot“, lautet die Aussage einer rüstigen 80-jährigen im TV-Interview und schiebt trotzig hinterher: „ohne Kontakt – in der Isolation.“

Wenn man ältere Menschen, vor allem jene, die alleine sind, zu Hause isoliert, macht sie die Einsamkeit krank.

Auch jene, die vorher sehr aktiv waren. Da gibt es agile Damen, die Tanzgruppen ins Leben gerufen haben. Aus. Andere schufen Generationencafés. Aus. Auch wenn nur temporäre Schließungen angekündigt wurden, auch lange Pausen von zwei Monaten geht bei älteren Menschen an die Grenze des Erträglichen.

„Wir dürfen nicht vergessen, was Menschen über 65, das sind immerhin 1,7 Mio. Menschen in Österreich, täglich alles tun“, sagt Franz Kolland, Altenforscher an der Karl Landsteiner Uni Krems.

„Ob das in der Familie ist, wo sie Enkelkinder betreuen oder im Verein, wo sie sich engagieren. Das ehrenamtliche Engagement hat im Alter stark zugenommen – das auf Null herunterzufahren, ist sehr problematisch.“

Viele ältere Menschen haben zunehmend den Eindruck, von den Jungen für die Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht zu werden. Statt Wertschätzung für die Alten geistern unter dem Hashtag #boomer remover gehässige Scherze durch die sozialen Medien – das Coronavirus, das die ältere Generation beseitigt.

Kein Scherz sind die Äußerungen von Politikern in Deutschland und den USA, die Ältere dazu aufrufen, sich für die jüngere Generation zu opfern. Das setzt die Würde der älterer Menschen herab, und kann nur ihr Selbstwertgefühl ruinieren.

Go digital!

Dagmar Hirche, die sich für die digitale Souveränität älterer Menschen einsetzt, sagt: „Viele meiner Kursteilnehmer haben mich in der Krise kontaktiert und meinten: ‚Frau Hirche, Sie haben uns jetzt 3 Jahre lang die Ohren vollgequakt, dass wir lernen sollen, mit dem Smartphone umzugehen. Jede Woche sollten wir üben. Jetzt (in der Krise) stellen wir fest, wie extrem wichtig das war.“

Dagmar Hirche – Leuchtfigur vom Verein ‚Wege aus der Einsamkeit‘ – Sie hat in wenigen Jahren 6.500 ältere Menschen aus der digitalen Isolation geholt. Jung und Alt verbinden, das sei mit etwas Willen und einem Quentchen Hartnäckigkeit nicht schwer, sagt sie.

Die digitale Sprechstunde

Hirche hat die ‚digitale Sprechstunde‘ an einer Schule in Hamburg ins Leben gerufen. Idee dahinter sei gewesen, dass ältere Menschen, die im Umkreis der Schule leben, die Handhabe mit dem Handy und Tablet von den Schüler lernen.

„Wir befähigen die Schüler, die Bedürfnisse älterer Menschen zu erkennen und im Beratungsgespräch darauf einzugehen. Das beinhaltet langsam, deutlich und laut zu sprechen und geduldig die Handlungsanweisungen wiederholt zu erklären.

Die Kinder müssen lernen, englische Begriffe, die zu ihrer Alltagssprache gehören, in die deutsche Sprache zu übersetzen. Sie lernen von uns auch, sich von den Senioren nicht vereinnahmen zu lassen, sondern respektvoll auf die vorgegebene Beratungsdauer hinzuweisen.“

Es hatten sich Anfang des Jahres schon einige Schulen für das Projekt angemeldet, das nun aufgrund der Coronakrise auf 2021 verschoben werden muss.

„Jung und alt zusammenzubringen, das ist nicht schwer“, ist Dagmar Hirche überzeugt. „Der ältere Mensch bietet dem jüngeren Know how, z.B. in Geschichte, Mathe, Deutsch oder auch im Klavierspielen und Schach trainieren.

Ein gemeinsames Hobby ausüben, wie basteln oder in der Werkstatt herumschrauben; dafür braucht es engagierte Menschen, die die verschiedenen Generationen dazu motivieren, sich auf den Austausch einzulassen. Eltern und Lehrer können dies von klein auf fördern.“

Jung und Alt im Austausch
Beziehungen, die von klein auf wachsen, halten oft bis ins Erwachsenenalter. Foto: Thinkstock auf Canva.com

Hirche hat auch junge Asylbewerber mit Senioren zusammengebracht. Hier wird das Erlernen der Sprache gegen digitales Lernen getauscht. Beide Gruppen brauchen Geduld; beide haben viel Zeit.

Die Sprache als Uhustick zwischen den Generationen

Um miteinander auszukommen und einander kennenzulernen, braucht es eine Form der Beziehung und Gespräche. Wenn wir Kommunikation planen, die verschiedene Generationen anspricht, müssen wir sicherstellen, dass die Sprache vom Absender zum Empfänger mitgedacht wird.

Gerade in Zeiten, in denen Kommunikationskanäle zunehmen und die Geschwindigkeit der Botschaften zunimmt, stellt sich die Frage, ob ältere Menschen noch mithalten können.

Wenn ein Anfang 30-Jähriger über das Design und die kleinen Textfelder der neuen Software-Programme klagt, wissen wir Bescheid, dass nicht der Nutzer, sondern der Designer Nachhilfeunterricht im Generationenverstehen braucht.

Wenn die unterschiedlichen Generationen einer Familie nicht im selben Haus, derselben Nachbarschaft oder derselben Stadt wohnen, isolieren sie sich schneller – vor allem, wenn Krankheiten und körperliche und mentale Einschränkungen spürbar sind.

„Es ist dann ganz wichtig, dass sich ältere auf solche Hilfe einlassen.“, sagt Leyhausen und spricht aus jahrzehntelanger Erfahrung. „Viele Menschen sind einsam, weil sie es so wollen, beziehungsweise nicht auf andere Menschen zugehen können.

Wir müssen den Älteren Mut machen, solche Angebote anzunehmen. Einfach nur ein Angebot zu entwickeln in der Hoffnung, dass einsame Menschen „von alleine zu einem kommen“ ist zu wenig.

Ohne Kommunikation – ‚ka Musi‘

Das ist ein Aufruf an Bürgermeister und Initiatoren von Generationenprojekten: Berücksichtigen Sie diesen Aspekt bei der Planung. Sei es durch eine begleitende Kampagne in traditionellen Medien (bei nichtvorhandenen Kommunikationsbudgets lassen Sie sich die Kampagne von den Medien, der Wirtschaft oder der Industrie sponsern), sei es durch Kooperationen mit jenen Organisationen, die den älteren Menschen am nächsten sind, z.B. Caritas, Hilfswerk, mobile Pflegeinstitutionen.

Sich für eine Gruppe „fremder Menschen“ zu öffnen, bedeutet eine große Veränderung im Leben von älteren Menschen. Es braucht vor allem Vertrauen in die Protagonisten und in den Träger. Auch dieses Vertrauen will geübt werden.

Die Sprache entwickelt sich anderseits von Generation zu Generation weiter. Jugendliche sprechen anders als alte Menschen – vor allem untereinander. Sie verwenden andere Füllwörter, Verkürzungen und einen anderen Satzbau. Ältere Menschen lernen von den Jungen, wenn es um neue Wörter, Ausdrücke, technische Erklärungen geht.

Die neuen Formen und Funktionen der Sprache werden innerhalb der eigenen Familie zum gegenseitigen Profit der Generationen angewandt. Die Jungen profitieren beim Zusammensein mit Älteren, weil sie mit den Großeltern in vollen Sätzen sprechen. Sie verwenden weniger Abkürzungen. Das trägt positiv zur sprachlichen Prägung der Kinder bei, sagen Experten.

Das Gefühl des Miteinanders zwischen den Generationen steigt – auch Corona sei Dank.

Die digitale Generationenschlucht

Es gibt noch eine Hürde zwischen jung und alt, die sich in der Coronakrise vergrößert hat – der sogenannte ‚digital divide‘. Wer einen PC, ein Smartphone oder ein Tablet hat, fühlt sich dieser Tage nicht so abgeschnitten. Wer aber am digitalen Leben nicht teilhat, ist vom Leben ausgeschlossen.

Während bei den 50-59-Jährigen 92 % im Internet unterwegs sind, sind es bei den 60-69-Jährigen nur noch 75%, bei der Generation 70+ sind es nur noch 46%, also nicht einmal mehr die Hälfte.

Franz Kolland schlägt vor: „Wir brauchen eine Bildungsinitiative im Alter, die die digitale Bildung in Gang setzt. Das Ziel kann nicht sein, dass ein 70-Jähriger einfach mal nur den PC einschalten kann.“ Dass sich viele Junge nicht in die Lage eines technisch nicht affinen Menschen versetzen können, ist bedauerlich.

Kolland fragt den Interviewer provokant: „Ich schwöre Ihnen, Sie glauben, dass Sie jetzt noch gut drauf sind. Aber wann haben Sie Ihr letztes Video auf Tiktok gedreht? Da werden Sie genauso daneben stehen. Das (Unverständnis) ärgert mich so!“

Niemanden zurücklassen ist das Gütesiegel einer zivilisierten Gesellschaft. Virtuell oder real, mit oder ohne Virus. Deshalb wünschen sich die Betroffenen bei aller Vorsicht der Krise ein Ende ihrer Aussenseiter-Rolle. „Wir brauchen Berührung, ein Gegenüber“, sagen Vertreter der Alten-Generationen. „Ohne Gegenüber bist Du kein Mensch.“

Die Initiativen

Vizebürgermeisterin Heidi Penker erzählt von einem Generationenprojekt aus Gmünd: „Im Vorjahr hatten wir ein Projekt, wo die ältere Generation mit den Schülern durch Gmünd spazierte und auf besondere Orte hingewiesen hat. Diese wurden von den Schülern fotografiert.

Aus den Fotos ist eine Fotosäule entstanden, die im Stadtzentrum steht und an das Projekt erinnert. Die Schüler haben vom Projekt profitiert, weil sie dadurch die Stadt neu entdeckt haben. Die älteren Menschen konnten ihr Wissen teilen.“

4 Generationen im 4-Kanthof

„Das Generationenwohnen hat im ländlichen Raum noch immer eine große Tradition“, sagt Doris Haider, City Managerin aus St. Valentin. „Das ist die beste Form, mit vielen Generationen zu wohnen“, ist Haider überzeugt. Wir sind die Region der Vierkanthöfe.

Früher boten diese viel Platz für die Bauersfamilie, ihre Dienstboten und die Tiere. Auch heute wohnen die Urgroßeltern, Großeltern, die Generation, die den Hof betreibt und deren Kinder auf diesen Höfen. Zunehmend werden diese Höfe aber auch für Projekte, wie das ‚Mehrgenerationenwohnen‘ (MGW) umgebaut.

In diesem Vierkanthof wohnen vier Generationen – Foto: haselbergers.at

Welche Rückmeldungen kommen von den unterschiedlichen Generationen, die in diesen MGW-Projekten wohnen?, frage ich Doris Haider. Sie antwortet: „Natürlich hören wir von Meinungsverschiedenheiten und Generationenkonflikten; das Feedback ist aber en gros extrem positiv. Es gibt so viele Vorteile, die die negativen Seiten aufwiegen.

jung und alt
Wenn Jung und Alt – das sind im Falle der Haselbergers vier Generationen – unter einem Dach wohnen, wird’s nie fad. Copyright: haselbergers.at

Die Generationen kochen gemeinsam, das schafft viel Nähe, Respekt und transportiert Werte innerhalb der Familie. Gerade wenn kleine Kinder am Hof sind, kann die Verantwortung besser aufgeteilt werden. Wenn man das Haus mal verlassen kann, ohne zuerst jemand suchen zu müssen, der aufs Kind aufpassen kann, ist das ein großer Vorteil.“

Die Schule am Bauernhof

Ein erwähnenswertes Projekt ist die ‚Schule am Bauernhof‘, wo das Schulgebäude die freie Natur und das Klassenzimmer der Acker, die Wiese, der Wald und das Stallgebäude ist. Die Lehrer sind die Pflanzen, die Tiere und die Menschen, die auf dem Bauernhof leben. So wird das Projekt auf der Webseite beschrieben.

6 landwirtschaftliche Betriebe aus St. Valentin haben sich dazu entschlossen, am Projekt „Schule am Bauernhof“ teilzunehmen. Den Schülern in St. Valentin soll ermöglicht werden, einen Einblick in die regionale Landwirtschaft zu bekommen.

Sie sollen erfahren, woher Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden. Dadurch soll ihre Haltung als zukünftige, bewusste Konsumenten gestärkt werden.

Graz zeigt Unterschiede auf

Heimo Maieritsch, City Manager von Graz warnt davor, generationenverbindende Projekte, die an einem Ort gut funktioniert haben, woanders hin kopieren zu wollen.

„Jung und Alt, diese Klassifizierung finde ich problematisch“, sagt Maieritsch. Die Generationen verhalten sich sehr unterschiedlich. Wir haben z.B. das Einkaufsverhalten in Graz untersucht. Da ist eine kleine Schnittmenge; Fokusgruppen-Befragungen haben gezeigt, dass ein signifikanter Teil der 16-20-Jährigen dem Innenstadt-Flanieren nichts abgewinnen kann.

Diese Zielgruppe geht 1x im Jahr in die Stadt zum Adventmarkt, that’s it. Auch geografisch gibt es große Unterschiede. Die jungen Grazer gehen eher auf die West-Murseite, weil da laut Aussagen „die cooleren Geschäfte“ sind, die älteren eher auf die Ost-Murseite.“

Es gäbe wunderbare Festivals, wie das Nachbarschaftsfest Lendwirbel, sagt Maieritsch, das alle Generationen herzlich einlädt, jedes Jahr Anfang Mai mitzuwirbeln. Der Lend sei ein Schmelztiegel von Kulturen, Generationen Diversitäten und vor allem von ‚Unterschieden‘.

So verschieden die unterschiedlichen Generationen ticken würden, durch rücksichtsvolles, achtsames und freudiges Zusammensein solle dieses Festival als Bindeglied zwischen Generationen dienen.

Ein Festival für jung und alt
Ein Festival für Jung und Alt: Das Lendwirbel in Graz – 2020 erstmals nur online. Quelle: lendwirbel.com

Was den Initiativen abgeht

Warum gibt es trotz der vielen Initiativen im deutschsprachigen Raum keine flächendeckende Verbesserung in Bezug auf soziale Isolation und Einsamkeit?

  • Wenig Bereitschaft und Bewusstsein, Initiativen wahrzunehmen
  • Kaum Unterstützung der Kommunen (durch Ankündigung, Motivation, etc)
  • Zu geringe Geldmittel (kein finanzieller/medialer push aus der Wirtschaft/Industrie/Kommune)

Wie kann das Stadtmarketing bei der Generationenvernetzung helfen?

City Manager nehmen (oder könnten) die wichtige Rolle ein(nehmen), die jung und alt zusammenzubringen. Stadtmarketing ist eine potentialorientierte Gestaltungsstrategie, die die lokale Kompetenz der Akteure zum Ausgangspunkt eines kreativen Prozesses mitnimmt.

Durch die Vernetzung der Generationen, der Perspektiven dieser Generationen und ‚Themen‘ (die Herausforderungen darstellen, Bedürfnisse offenlegen), können neue oder auch alte Ideen zur Umsetzung gebracht werden. Sie helfen auch dabei, menschliche, zeitliche, finanzielle und organisatorische Ressourcen zu mobilisieren.

Die Dynamik, die durch solche sozialkulturellen, wissenschaftlich begleitbaren und auch gesellschaftlich relevanten Projekte entsteht, kann dazu beitragen, dass eine Handlungs- und Maßnahmenorientierung bei der Bearbeitungen von Problemen getriggert wird. Das fördert eine Art ‚Aufbruchstimmung‘ in der Stadt.

Titelbild (c) vadimguzhva—old-and-young

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Daniela Krautsack

Daniela Krautsack ist eine österreichische Trendforscherin, Mediastrategin, Autorin und Innovationsdesignerin, die sich durch ihre vielfältige Tätigkeit in der Entwicklung von Marken, der Schärfung von Unternehmensstrategien und der Erforschung von Gesellschafts-, Technologie und Kulturtrends auszeichnet. Sie ist lebenslange Weltreisende und lässt sich von Zukunftsdenkern und den verschiedenen Kulturen inspirieren. Daniela Krautsack ist Gründerin einer Agentur für interdisziplinäre Kommunikation namens ‚Cows in Jackets‘ und der Unternehmensberatung ‚Cities Next‘, die sich auf die Erforschung und Gestaltung von Zukunfts- und Innovationsdesigns im urbanen Raum und kommunikativer Prozesse konzentriert.

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