Die besten Designfestivals der Welt

03.05.2018
Kultur

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Am 27. April wurde der Welttag des Designs gefeiert. Grund genug, dem Thema Hommage zu zollen und die Frage zu stellen, welchen Stellenwert Design eigentlich bei uns hat und was wir von Designfestivals aus aller Welt lernen können.

 

Obwohl sich Designfestivals in Österreich einen immer bekannteren Namen machen, als Mekka für zeitgenössisches Design ist unser Land nicht bekannt. Eine Studie von meinungsraum.at aus dem Jahr 2015 zum Thema „Designaffinität der ÖsterreicherInnen“ zeigte, dass gerade mal 3% der Befragen (1000 Österreicherinnen und Österreicher im Alter zwischen 18 und 65 Jahren) Ray Eames kennen.
Das teuerste Möbelstück im Haus ist die Couch, die drei Viertel der Bevölkerung dort einkaufen, wo der Riesenstuhl und das rote Sofa zuhause sind.

 

Immerhin zeigen globale Befragungen, dass das Design von Produkten für die Gesellschaft wie für den Einzelnen eine wichtige Bedeutung hat. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt zunehmend verschwimmen, nimmt vor allem die Begeisterung für verantwortungsvoll gestaltete und nützliche Alltagsgegenstände zu.

 

Dieses Verständnis steht im Zentrum von Ausstellungen und Festivals rund um den Globus, die darauf abzielen, verschiedene Strömungen anhand von Produktgestaltungen international beachteter DesignerInnen zu beleuchten. Dabei geht es um Fragen, wie diese: Wie reagieren DesignerInnen auf aktuelle Veränderungen? Wie spiegeln sich neue Entwicklungen in der Gesellschaft in der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen wider?

Wie können wir innovative „Design-Thinking“-Praktiken anwenden, um die Beschränkungen zu überwinden, die begrenzte Ressourcen für die Entwicklung unserer Stadt darstellen? Und wie schaffen wir es, unsere BürgerInnen zufriedener zu machen und ihnen eine bessere Lebensqualität in einer Stadt zu bieten – in einer bewohnbaren, zukunftsorientierten Stadt?

 

Copyright: Sereechai Puttes / TimeOut Bangkok – Bangkok Design Week 2018

 

Das sind unter anderem auch Fragen, die bei den unterschiedlichen ‚Design Weeks’ in aller Welt gestellt werden. Es ist bei der Vielzahl an Events, Festivals und Konferenzen eine Herausforderung, aus kreativen Blasen auszubrechen. Besonders für DesignerInnen, die ständig auf der Suche sind, das nächste, neueste und beste ‚Etwas’ zu finden.

Es gibt eine lange Liste von Designkonferenzen auf der ganzen Welt, die als ‚must-see’ tituliert werden. Geht man jedoch immer wieder zu den gleichen Branchenveranstaltungen, können die Dinge, und das inkludiert auch die Begeisterung für Inhalt und Atmosphäre dieser Designveranstaltungen, schnell alt werden.

 

Ganz im Geiste der Entdeckung neuer Territorien haben wir uns an erfahrene DesignerInnen gewandt und nach Empfehlungen der besten Designfestivals gefragt. Wir haben auch im Freundeskreis, der aus ArchitektInnen, DesignerInnen, SchriftstellerInnen und KuratorInnen besteht, ermittelt.

Und haben sie gebeten, eine Designveranstaltung zu nennen, auf die sie sich 2018 am meisten freuen. Wir starten mit der Konferenz, die mir von allen besuchten Konferenzen der letzten Jahre am lebendigsten in Erinnerung geblieben ist.

 

OFFF Barcelona (24.-26. Mai) – Barcelona, Spanien

Das dreitägige Festival, das vor 17 Jahren in Barcelona begann, beschäftigt sich mit Innovation und Kreativität auf dem Gebiet der visuellen Kommunikation. Branding, Werbung, User Interface UI / UX, Illustration, Typografie, usw. Das OFFF Festival hat sich in den letzten zehn Jahren in großen Städten rund um die Welt geclont, einschließlich London, Tel Aviv, Mailand und im Oktober trifft man sich in Wien.

Die Veranstaltung bringt nicht nur die neuesten Themen aus der Welt des visuellen Designs, sondern bringt auch einflussreiche internationale Persönlichkeiten aus der Welt des visuellen Designs zusammen.

 

Copyright: OFFF Conference

 

Sonst noch im Mai:

TYPO Berlin (17.-19. Mai), Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Deutschland

Als Teilnehmerin dieser Konferenz im letzten Jahr kann ich Ihnen versichern, dass Sie bei einem Besuch viel darüber lernen werden, wie man schöne Typografie und Schriftzüge macht und sich von einigen herausragenden DesignerInnen und IllustratorInnen inspirieren lassen können. Die SprecherInnen des letzten Jahres waren Oliver Jeffers, House Industries und Debbie Millman. In diesem Jahr sind es Toshi Omagari (Monotype) und Jonathan Key.

 

InnoTown Innovation Conference (29.- 30. Mai) Ålesund, Norwegen

Ein norwegischer Geheimtipp ist die kleine, aber feine InnoTown® Innovation Conference.
Seit 18 Jahren in Ålesund, an der Nordost-Küste Norwegen, in einer der innovativsten und dynamischsten Regionen des Landes ausgetragen, begeistern die Vortragenden stets mit Geschichten, die eine Mischung aus tief motivierenden persönlichen Reisen und außergewöhnlich praktischen Geschäftspraktiken erzählen.
Der Anspruch des Festivals ist es, innovative Ideen rund um das Gebiet ‚Design jenseits des Bewährten‘ zu nutzen.

 

Copyright: Terje Rakke

 

Munsell Centennial Color Symposium (10.-15. Juni), Boston, Massachusetts, USA

Während das Symposium noch unter dem Radar für die breitere Designwelt steht, bietet es visuell Interessierten die Möglichkeit, über die Welt der Farben mehr zu erfahren. Das Munsell Centennial Colors Symposium ist eine einmalige interdisziplinäre Zusammenkunft von Farbspezialisten, die das Leben und Werk des amerikanischen Farbpioniers Albert H. Munsell würdigen.

Inspiriert durch das Engagement von Munsell, die Kunst und Wissenschaft des Genres ‚Farbe’ zu überbrücken, wird das Symposium FarbwissenschaftlerInnen, KünstlerInnen und Industrielle aus der ganzen Welt für fünf Tage mit Vorträgen, Tutorien, Workshops und Exkursionen zusammenbringen. Die ExpertInnen und BesucherInnen blicken auf die letzten 100 Jahre Farbforschung zurück.

 

Copyright: Osborne Harrington Fairchild

 

Siggraph 2018 (12.-16. August), Vancouver, Kanada

Siggraph gilt als die weltweit führende interdisziplinäre Veranstaltung, die die neuesten Computergrafiken und interaktiven Technologien in den Bereichen Animation, VR, Spieldesign, digitale Kunst, Mixed Reality und CG präsentiert. BesucherInnen können hier neue Technologien, Live-Demos und die Kunst der interdisziplinären Zusammenarbeit hautnah miterleben.

Die weite Reise lohnt sich, wenn Sie sich für ‚emerging technologies’ interessieren und erfahren wollen, auf welche Weise diese kreativen Prozesse in Unternehmen unterstützen können.

 

Copyright TechnologyConference

 

London Design Festival (September), London, UK

Das angesehene Festival bringt eine Vielzahl von internationalen DesignerInnen und InnovatorInnen zusammen, um neu in Auftrag gegebene Arbeiten in zeitgenössischem Design, Kunst und Forschung zu präsentieren. Es deckt alle Formen des Designs ab, von Architektur und Textilien bis hin zu grafischem und digitalem Design.

Die London Design Biennale wird vom 4. bis zum 23. September im Somerset House stattfinden und Arbeiten von internationalen DesignerInnen zum Thema „Emotionale Staaten“ diskutieren. Besonders wichtig ist den MacherInnen des Festivals der Diskurs, welche Rolle Design in unserer Zukunft spielen wird.

 

Copyright: London Design Biennale

 

Us By Night (November), Antwerpen, Belgien

Us By Night ist nicht nur ein Designfestival, sagen Kenner der Szene. Es ist auch eine Riesen-Party und ein Markt bei Nacht. Im Kern geht es bei dieser Konferenz um eine After-Hours Design Konferenz. Die beginnt jeden Tag um 17 Uhr und läuft bis Mitternacht.

Ein Besucher beschreibt die Szene so: „Drei Bühnen bildeten den Hauptteil des Designfestivals. Es gab eine ‚verpackte Bar’. Enorme Wände aus buntem Licht und auffälligen Projektionen.

Einen Salon mit wundervollen, altmodischen Spielen. Tattoo-Läden. Eine naturnahe VR-Erfahrung. Eine drehbare Tischtennisplatte und Essen, das Fingerlecken verlangte. Und dazwischen eine fröhliche Menschenmenge. DesignliebhaberInnen von Antwerpen bis Los Angeles und Zürich. Grafik-Legenden auf der Bühne und eine beeindruckende Vielfalt an internationalen Designtalenten.“

 

Copyright: Sigrid Spinnox

 

Was ‚haben‘ jene Städte, in denen Design Weeks und Designfestivals eine Rolle spielen, das Wien oder andere Städte in Österreich (noch) nicht haben?

Steven van der Kruit, international anerkannter Trend- und Zukunftsforscher analysiert. „Wien hat an sich alle Voraussetzungen, die der Austragungsort einer erfolgreichen ‚Design Week‘ braucht. Am Radar habe ich Wien leider nicht. Ich sehe nirgends PR dafür. Das bedauere ich. Ich bin beispielsweise ein großer Fan der Wiener Graffiti- und Street Art-Szene. Und auch der Orte, die den Kreativen von der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Ich würde dazu raten, ein Kommitee aus bekannten DesignerInnen, KünstlerInnen, ArchitektInnen und anderen ZukunftsgestalterInnen zu formieren und ein klar abgestecktes Thema zu definieren.“

 

Die Dutch Design Week wäre hier als großes Vorbild zu nennen, rät van der Kruit. Anreise, Tourismusverantwortliche, Kulturschaffende, OrganisatorInnen, alles wäre aufeinander abgestimmt, funktioniere einwandfrei und lade zum Wiederkehren ein.

Van der Kruit empfiehlt: „Damit eine Stadt das Image ‚Design City‘ auch authentisch lebt, braucht es das Zusammenspiel der Stadtverantwortlichen, der Kreativszene und JungunternehmerInnen über den Zeitraum des Festivals hinaus. Die Stadt muss schließlich den jungen Kreativen den Raum geben – geografisch und mental – Experimente zu machen und auch Verrücktes zulassen. Die lokale DNA muss spürbar sein. Mit der richtigen medialen Unterstützung werden wir Wien oder jede andere Stadt dann am Radar haben.“

 

„In jedem urbanen Kontext tragen urbane Ereignisse, wie Designfestivals dazu bei, eine attraktive Aura der ‚Ereignishaftigkeit’ rund um die Städte zu erzeugen, für die sie entworfen wurden. Die spezifischen Herausforderungen von ‚Stadtpositionierung’ erfordern starke Storytelling-Themen, die zu kraftvollen Events führen.“ So der italienische Kulturkonsulent Marco Bevolo, der in Eindhoven lebt und arbeitet.

„Dies findet Resonanz in den politischen, kuratorischen Entscheidungen und Entwicklungsstrategien einer Stadt wie Eindhoven in den Niederlanden. Hier ist „Design“ im letzten Jahrzehnt zu einem Bedeutungsträger und Auslöser für Veränderungen auf lokaler und internationaler Ebene geworden.“

 

Dutch Design Week

Die Dutch Design Week ist eine der Schlüsselinitiativen innerhalb des städtischen Promotionportfolios von Eindhoven und bietet somit eine hervorragende Möglichkeit, Theorien und Methoden für die Positionierung der Stadt, jenseits des herkömmlichen Ortsbranding, anzuwenden.

Das Design der Dutch Design Week trägt schließlich laut Bevolo dazu bei, dass die Veranstaltung zu einem partizipativen, co-kreativen Event und zum internationalen Aushängeschild wurde.
Im Veranstaltungsbereich der Stadt wird Design aufgrund seiner einzigartigen Position an der Schnittstelle von Wirtschaft, bildender Kunst und Kreativwirtschaft ein ideales Thema bleiben, um dieses Ziel langfristig zu verfolgen.

Es muss sichergestellt werden, dass Design in der kulturellen DNA der Stadt verankert ist, so dass dieses wesentliche Element des Event-Designs nicht so einfach zu kopieren ist. Die Eigenschaften des Standortes wirken sich nachweislich auf das Erlebnis und das Gefühl der Veranstaltung aus.

 

Ein perfektes Schlusswort. Es gilt, unsere Städte auf ihre kulturelle DNA und Dynamiken zu untersuchen. Vielleicht wird dann eine von der Welt unentdeckte Stadt in Österreich bekannt als ‚DIE Designcity’ Österreichs.

 

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Daniela Krautsack

Daniela Krautsack ist eine österreichische Trendforscherin, Mediastrategin, Autorin und Innovationsdesignerin, die sich durch ihre vielfältige Tätigkeit in der Entwicklung von Marken, der Schärfung von Unternehmensstrategien und der Erforschung von Gesellschafts-, Technologie und Kulturtrends auszeichnet. Sie ist lebenslange Weltreisende und lässt sich von Zukunftsdenkern und den verschiedenen Kulturen inspirieren. Daniela Krautsack ist Gründerin einer Agentur für interdisziplinäre Kommunikation namens ‚Cows in Jackets‘ und der Unternehmensberatung ‚Cities Next‘, die sich auf die Erforschung und Gestaltung von Zukunfts- und Innovationsdesigns im urbanen Raum und kommunikativer Prozesse konzentriert.

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