Was bringen tourende Veranstaltungen für die Stadt?

24.09.2019
Kultur

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Vom Foodfestival zum Designmarkt – wie sinnvoll sind tourende Veranstaltungen für Ihre Stadt? Die Pros und Cons aus der Praxis.

Familienfeste, Streetfood Festivals, Kunstmärkte oder italienische, skandinavische oder beliebige „Wochen“: Willkommene Unterhaltung oder kontraproduktiv für die Stadt?

Pauschal lässt sich das nicht bewerten, denn es hängt vor allem von den eigenen Kapazitäten ab. Sind die Möglichkeiten stark beschränkt, selbst ein attraktives Programm für die Bewohner und Besucher zu organisieren, mögen tourende Veranstaltungen durchaus sinnvoll sein.

„Auch wenn sie Besucher von außen bringen, bin ich positiv gestimmt“, sagt Heimo Maieritsch, Citymanager von Graz. Und fügt hinzu: „Leider ist das meistens nicht der Fall.“

In einer größeren Stadt sei es auch ausschlaggebend, wo diese abgehalten werden. Das Stadtzentrum hält er für am wenigsten geeignet. Events von der Stange steht Heimo Maieritsch aber prinzipiell kritisch gegenüber. Den meisten fehle es nicht nur an Qualität, sondern auch an Originalität.

Darüber hinaus werden gerade größere Events legitimer Weise von großen Firmen als Sponsoren finanziert, deren Logos dann gut ersichtlich auf Luftburgen und Foodtrucks prangen. „In der Altstadt brauche ich das nicht“, so Maieritsch.

Lokale Events mit Konzept

Anstatt also eines der vielen boomenden und inflationär auftretenden Designmärkte oder Food-Festivals in die Stadt zu bringen, sei es sinnvoller, etwa ein Kulinarik-Festival selbst und mit den eigenen Gastronomen abzuhalten. „Damit können die lokalen Gastronomen zeigen, was sie können und mit neuen Ideen überraschen“, sagt Maieritsch.

See.ess.Spiele am Wörthersee: Lokale Haubengastronomie trifft auf internationale Spitzenköche (c) WTG Daniel Waschnig

Auf kreative und clevere Art gelungen ist das etwa bei den See.Ess.Spielen am Wörthersee.

Seit zwei Jahren holt die Region ihr haubengekröntes Kulinarikangebot vor den Vorhang. Das Konzept: Die Top-Köche der Region treffen mit internationalen Gastköchen zusammen und machen die Küchen am See zu Spielstätten des lustvollen Essens.

Insgesamt laden 37 Events in 20 Locations an zehn Tagen zum Genießen ein. Unter den prominenten Küchenmeistern finden sich kommendes Jahr Österreichs erster 3-Sterne-Koch Juan Amador und der deutsche Starkoch Alfons Schuhbeck.

Authentizität als Qualitätsmerkmal

Auch in Villach wird zweimal pro Jahr ein Streetfoodmarkt auf die Straßen und Plätze des Zentrums gebracht. Er ist mittlerweile Fixpunkt in der Region. Dieser ist allerdings bewusst und ausschließlich lokalen Gastronomen vorbehalten.

Und anstatt tourende Designmärkte in die Stadt zu bringen, organisiert man lieber selbst einen Keramikmarkt mit der Ware regionaler Produzenten.

„Wenn der Wirt ums Eck dabei ist“, sagt Gerhard Angerer, Geschäftsführer des Stadtmarketing Villach, „ist das den Besuchern eben auch vertraut. Zugleich können sie bei dieser Präsentation die besonderen Finessen der Gastronomen oder eben anderer Unternehmer neu entdecken.“

Das stärkt sowohl die ansässigen Unternehmer als auch die Besucher. „Bei tourenden Veranstaltungen hingegen sind die Aussteller nach drei Tagen wieder weg und hinterlassen bei den Unternehmern vor Ort vor allem eines: ein Loch im Umsatz und ein ungutes Gefühl“, so Angerer.

Und: Bei eigenen Veranstaltungen wissen auch die Citymanager bereits, was sie erwarte. Man könne sich darauf verlassen, dass das Gesamtbild stimmt und der Event zur Stadtmarke passt. „Auf die Qualität von externen Anbietern haben wir ebenso wenig Einfluss wie auf die Art ihrer Präsentation“, erläutert Gerhard Angerer.

Authentizität würde den Erfolg bringen. Wenn die Besucher Känguru Steaks am Marktstand bekommen und das oft auch noch in schlechter Qualität, sei das eben wenig authentisch.

In Graz setzt man auf Gassenfeste – zum Beispiel beim „Lendwirbel“ oder beim Mariahilferstraßen-Fest.

Pop up-Stores: Think local!

Heimo Maieritsch ortet ein ähnliches Problem mit externen Pop up-Stores, die vor allem rund um die Weihnachtszeit ihr Interesse bekunden, in der Stadt vorübergehend mit ihrem Warenangebot aufzutauchen.

„Herkömmliche Geschenkartikel werden dann als Designartikel angepriesen und sollen zur frequentiertesten Zeit im Jahr die Kassen klingeln lassen“, berichtet Heimo Maieritsch aus der Praxis. „Es wäre nichts dagegen einzuwenden, würde es sich um wirklich herausragende Produkte handeln. Doch die findet man in der Praxis meistens nicht!“

Im gleichen Zug berichtet er von einem Grazer Startup, das Taschen mit Photovoltaikpaneelen designet und herstellt. „Wenn solche Unternehmer einen Pop up-Store machen und zeigen, was sie draufhaben, ist das authentisch und für alle ein Gewinn.“

Für Heimo Maieritsch ist es auch nicht zielführend, einen Leerstand mit externen Pop Up-Stores zu füllen, nur um den Leerstand zu beleben. „Am Ende züchtet man sich langfristig nur noch mehr davon.“

Fazit: Was bringen tourende Veranstaltungen für die Stadt?

Tourende Veranstaltungen sind kritisch zu hinterfragen. Sie machen nur dann Sinn, wenn sie etwas bieten, was die Stadt selbst nicht bieten kann und sie der lokalen Wirtschaft nicht schaden. Citymanager sprechen sich dafür aus, anstatt von tourenden Veranstaltungen derartige Events in authentischer Weise selbst zu organisieren, um Handel und Gastronomie der Stadt zu stärken.

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