Smart Cities: Ihr Weg zur intelligenten Stadt

09.04.2019
Gesellschaft, Wirtschaft

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Wie smart ist ihre Stadt? Wir haben mit Experten gesprochen, wie Technologien dabei helfen können, bestehende Probleme in ihrer Stadt zu lösen – und die Bürger noch mehr einzubinden.

 

„Smart furniture“: Die Parkbank als Hot-Spot.

Neue Technologien ermöglichen Städten und Kommunen, besser mit den Bürgern zu kommunizieren, den Alltag leichter zu gestalten und Ressourcen und Kosten zu sparen.

Der Begriff „Smart City“ wird häufig und diffus verwendet. Einige Städte bieten auf den öffentlichen Plätzen kostenfreies WLAN an. Andere haben von der Verwaltung bis zur Stromablesung verschiedenste Prozesse digitalisiert.

Das bedeutet: Jede Stadt ist bereits „smart“, die sich mit intelligenten Lösungen und der Vernetzung ihrer Angebote beschäftigt.

Smart City-Experte Thomas Müller, Managing Partner bei der Plattform bee smart city Gmbh in Mühlheim an der Ruhr in Deutschland: „Umgangssprachlich wird Smart City in Zusammenhang mit Technologien gebraucht. Doch das ist die Fehleinschätzung Nummer eins. Fehleinschätzung Nummer zwei ist die Annahme, dass nur große Städte zur Smart City werden können.“

 

Smart City: Verbindende Lösungen für jede Stadt

Smart heißt intelligent und steht nicht für Technologie. Die Technologie ist lediglich ein Mittel, um intelligente Lösungen umzusetzen. Egal ob es sich um eine Großstadt handelt oder um eine kleine Kommune am Land. Es ginge also nicht darum, möglichst viel Technologie zum Einsatz zu bringen, sondern sich als Stadt zu überlegen, wo die zentralen Probleme sind, und wie man diese durch Smart Technologies intelligent lösen kann.

„Smart City ist die Fähigkeit einer Kommune, durch Entwicklungen oder existierende Lösungen bestimmte Herausforderungen und Chancen zu ergreifen und damit die Prosperität und Lebensqualität zu verbessern“, sagt Thomas Müller.

 

Verkehrsaufkommen steuern Besucherströme regeln, Müllmanagement optimieren

Der intelligente Mülleimer hilft, bis zu 30 Prozent der Kosten einzusparen und die Umwelt zu schonen.

So gibt es durch Smart-Technologien die Möglichkeit, Parkplätze und das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt zu beobachten und zu steuern, Besucherströme an frequentierten Plätzen oder bei Events zu analysieren oder das Müllmanagement zu optimieren.

„Hersteller garantieren dadurch teilweise eine Kosteneinsparung von bis zu 30 Prozent“, sagt Thomas Müller. Etwa wenn Mülleimer nur bei Bedarf geleert werden.

Mehr Effizienz und Sauberkeit für die Stadt bringt auch der Mülleimer an frequentierten Plätzen. Dieser ist mit Solarsensoren ausgestattet und wenn sein Inhalt überzugehen droht, kommt der Solar Waste Compactor automatisch zum Einsatz.

Er presst den Inhalt des Eimers mithilfe von Solarenergie, sodass der Eimer nach der Pressung das Achtfache seines normalen Volumens fasst. Dadurch wird auch die Häufigkeit der Leerung reduziert und durch die reduzierten Fahrten des Müllwagens CO2 eingespart.

Lösungen wie diese sollten in der Smart City weitergedacht werden. Wer zum Beispiel flächendeckend kostenfreies WLAN anbieten möchte, kann die Solar Waste-Eimer auch als WiFi-Hotspot ausstatten. „Damit habe ich an manchen Stellen WLAN-Hotspots, die durch Lokale gesponsert werden, an anderen die Mülleimer“, erklärt Thomas Müller den multifunktionalen Ansatz, das bei Smart Cities immer der spannende Part sei.

Während das Ausgangsproblem die Sauberkeit war, wurden im Zuge dessen Lösung Zusatzvorteile geschaffen. Ein weiterer ist, den Mülleimer auch als Werbefläche zu nutzen.

 

Die vier Ebenen der Smart City

Die vier Ebenen der Smart City.

Der Begriff Smart City schließt vier Ebenen ein. Die Smart City als Stadt, das Smart District (Quartier), das Smart Building (Gebäude) und das Smart Home bei den Bürgern zu Hause. In der Entwicklung der Smart Cities haben sich vier Phasen herauskristallisiert.

Die frühe Phase Smart City 1.0 war technologiegetrieben durch Unternehmen. Sie wurde in den Jahren 2011 bis 2014 durch die Phase Smart City 2.0 abgelöst.

Technologisch motiviert und von Kommunen getrieben befinden sich laut Thomas Müller die meisten Städte heute noch in dieser Phase.

Im Jahr 2015 begann Smart City 3.0: Sie stellt die Bürger und Nutzer in den Mittelpunkt und wird von den Kommunen gesteuert. Diese Entwicklung hält bis heute an, soll aber künftig von Smart City 4.0 abgelöst werden. Diese nächste Stufe ist bürger- und nutzerzentriert, getrieben durch kollektive Intelligenz über Plattformen und von Kommunen organisiert und unterstützt.

Bei Smart City 4.0 ist es zum Beispiel möglich, die Bürger mittels App in Auswahlprozesse für die Stadtmöblierung oder die Gestaltung von Parks und Grünflächen einzubeziehen. Amsterdam hat hier eine Vorreiterrolle. Dort wurde bereits eine Smart City 4.0-Plattform geschaffen, bei der Bürger und Stakeholder auf einer Plattform mit etwa 500 Mitgliedern gemeinsam Projekte für die Stadt anstoßen.

 

Bürger als mobile Informanten

In anderen Applikationen können Bürger als Informationsquelle und als Mängelmelder fungieren. Eine Straßenlaterne ist kaputt? Ein altes Fahrrad liegt im Straßengraben? Auf der Parkmauer wurde ein neues Graffiti gesichtet? Die Straße hat ein Schlagloch? Mittels App leitet man solche Meldungen direkt an den zuständigen Verwaltungsmitarbeiter.

Der Bürger wird während des gesamten Prozessen durch die App am Laufenden gehalten – bis zur Information, wenn der Fall abgeschlossen und das Problem behoben ist.

 

Palo Alto im Silicon Valley hat etwa 40.000 Einwohner und betreibt erfolgreich eine Mängelmelder-App.

 

Smart City als Öko-System in der Stadt

Wer Smart City-Lösungen ganzheitlich andenkt und Schritt für Schritt umsetzt, entwickelt in seiner Stadt folgende Bereiche durch den intelligenten Ansatz:

 

Verwaltung: Smart Government

z.B. zentrale Zugänge zu allen digitalen Leistungen der öffentlichen Verwaltung schaffen; Sicherstellung der Konnektivität wie Breitbandinternet oder andere Netze; interkommunale Zusammenarbeit; offene und transparente Verwaltung für die Bürger, Partizipationsmöglichkeiten für Bürger unter anderem anhand von Apps, freies WiFi.

 

Umwelt: Smart Environment

z.B. Messung von Luftwerten an kritischen Stellen, Optimierung der Entsorgung durch Sensorik, Steigerung der Energieeffizienz, Optimierung der Energieversorgung nach Verbrauchsmustern und Frequenz in Gebäuden sowie auf Straßen und öffentlichen Plätzen.

 

Wirtschaft: Smart Economy

z.B. Erhöhung der Produktivität von Unternehmen durch den Einsatz von Smart Technologies; Virtual Reality im Tourismus; Start-Up-Unterstützung; interaktive Ansätze für den Einzelhandel wie Gutscheinsysteme oder Lieferangebote; Logistik-Optimierung.

 

Mobilität: Smart Mobility

z.B. Messung der Verkehrsströme zu unterschiedlichen Zeiten; automatisierte Staumeldungen; Parkraumüberwachung; intelligente Messung der Verkehrssteuerung z.B. bei Ampeln; Mobility Services und Sharing-Economy etwa bei Car-Sharing und Bike-Sharing.

 

Menschen: Smart People

z.B. E-Learning-Kurse, Fachkräfteausbildung in technologischen Bereichen, Einsatz von interaktiven Whiteboards in Schulen, digitale Inklusion von älteren oder benachteiligten Gruppen, Sicherstellung von Zugängen zu digitalen Workstations oder Tablets
Lesen Sie hier dazu mehr über das Projekt WAALTer für Senioren.

 

Lebensqualität: Smart Living

z.B. Smart Home-Konzepte; intelligente Gebäudetechnologien; E-Health und assistierte Pflege; „fahrende Praxis“ wie z.B. den Medi-Bus für ländliche Räume.

 

Was braucht die Smart City?

Berater Thomas Müller von der bee smart city GmbH

Auf dem Weg in die smarte Stadt ist es nicht erforderlich, von Beginn an das ultimative Konzept für alle Bereiche umzusetzen. Thomas Müller: „Ordnen Sie nach Priorität und gehen Sie die Themen an, die jetzt am dringendsten sind.“

Jede Anwendung wird mit ihrer eigenen Software geliefert und es ist nicht nötig, sofort und überhaupt eine komplette Smart City-Plattform für die Stadt einzurichten. Wer sich jedoch für eine Plattform entscheidet, sollte dringend darauf achten, dass offene Standards gegeben sind und man künftig nicht an einen Hersteller für Erweiterungen gebunden ist.

„Mittlerweile funktionieren fast alle Smart City Lösungen mit allen Netzen, aber die Standards für weitere Apps müssen sichergestellt sein“, sagt Müller. Wer sich dann als Smart City weiterentwickeln will, muss eine Grundentscheidung für eine passende Plattform treffen, die es ermöglicht, die Daten auf intelligente Weise miteinander zu vernetzen und zu nutzen.

Und hier kommt das Thema Datenschutz ins Spiel. „Stellen Sie vertraglich sicher, dass alle erhobenen Daten der Stadt gehören“, sagt Müller.

Ursula Maier-Rabler, Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg, rät dazu, Bürger über den Nutzen der Smart Technologies zu informieren und sie aufzuklären. Die Teilnahme an den Smart City-Lösungen solle freiwillig erfolgen.

Beispiel Energieversorgung: Wenn das Energieversorgungsunternehmen erkennen kann, zu welchen Zeiten man den meisten Strom im Haushalt verbraucht, kann es die Stromversorgung effizienter gestalten und zu wenig frequentierten Zeiten in einem Haushalt Engpässe an anderen Stellen auffüllen. Die Rechnung ist immer gleich. „Wer Vorteile genießen will, muss sich eben transparent machen.“

 

Fazit

Smart Cities stellen nicht die Technologie in den Fokus, sondern die Lösung von Problemen mittels intelligenter Technologien. Priorisieren Sie, welche Themen in Ihrer Stadt am wichtigsten und dringendsten sind und lassen Sie sich dazu über professionelle Smart City-Lösungen beraten. Einen Handlungsleitfaden für Ihre Stadt können Sie hier downloaden.

 

Fotocredit Titelbild: Pixabay

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