Die 10 wichtigsten Kriterien für eine sichere Stadt

18.03.2024
Gesellschaft

Junge Frau nachts auf einem belebten Stadt-Boulevard
(c) Pixabay/EnginAkyurt

Die Sicherheit in einer Stadt ist von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden der Bürger:innen sowie für das langfristige Wachstum und die Entwicklung. Stadtplaner:innen, Bürgermeister:innen und Politiker:innen tragen die Verantwortung, eine sichere Umgebung zu schaffen, in der Menschen frei von Bedrohungen leben können.

Als gefährlich empfunden werden: schmale Gehsteige und dunkle Gassen, Unterführungen sowie Tiefgaragen, wenn sie zusätzlich noch schmutzig sind. Männer in Gruppen in bestimmter Kleidung sowie Menschen in Gruppen mit fremdartigem Aussehen, Dunkelheit, Leerstände, Brachen, Zerstörung und Verschmutzung.

In diesem Blogbeitrag zeigen wir 10 Kriterien für die sichere Stadt und – anhand von Beispielen – wie man diese umsetzen kann.

1. Vertrauensbildung & Information

Eine starke Gemeinschaft ist eine der wichtigsten Grundlagen für eine sichere Stadt. Durch die Förderung des sozialen Zusammenhalts und die Unterstützung von Bürgerinitiativen kann das Vertrauen unter den Bewohner:innen gestärkt werden.

Wenn man sich kennt, passt man besser auf einander auf. Das Gefühl der Solidarität wird in gemeinsamen Räumen gefördert und das Risiko von Straftaten verringert. Anrainer:innen fühlen sich für ihr Umfeld mitverantwortlich und zeigen im Fall des Falles Zivilcourage.

Sicherheitsbedürfnis

So kann man beispielsweise schon in der Stadtteilentwicklung Rücksicht nehmen auf das Sicherheitsbedürfnis der Menschen. Das heißt, dass neue Wohnquartiere nicht zu groß geplant werden, Viertelagenturen oder Quartiersvereine, die von den Kommunen finanziert werden, können dafür sorgen, dass sich die Bewohner:innen kennen lernen, gemeinsame Veranstaltungen durchführen oder Urlaubsdienste übernehmen.

Die Sockelzonen sollten nicht mit Handelsflächen verplant, sondern für Vereine und Kulturschaffende reserviert oder als Ermöglichungsräume, Citylabors und Repair Cafes genutzt werden. Sind solche Infrastruktureinrichtungen in einem Wohngebiet vorhanden, schafft das Möglichkeiten, laufend miteinander zu kommunizieren.

Ein aktuelles Beispiel für ein solches Stadtteilprojekt sind die Reininghausgründe in Graz, wo bis 2025 ein völlig neuer und Stadtteil für Jung und Alt entsteht.

Beispiel Zürich

Ein anderes Beispiel ist Zürich, das durch eine umfassende Präventionsstrategie und hohe Lebensqualität eine sichere städtische Umgebung geschaffen hat. Die Präventionsabteilung der Stadt ist mit rund 70 Mitarbeitenden in sicherheits-, kriminal- und verkehrspolizeilichen Bereichen aktiv.

Alle Tätigkeiten zielen darauf ab, gefährliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen sowie Verbrechen und Unfälle möglichst zu verhindern. Zürich fördert zudem die soziale Integration und schafft Räume für Bürgerbeteiligung, um ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.

Anischt von Zürich vom Zürcher See aus
Zürich setzt in Sicherheitsfragen auf eine Präventionsstrategie – mit Erfolg. (c) Pixabay

2. Beleuchtung

Gut beleuchtete Straßen, Plätze und Parks schaffen eine sichtbare Umgebung und erhöhen das Sicherheitsgefühl der Menschen. Empfohlen wird, dass Personen bei einem Mindestabstand von zehn Metern erkennbar sind.

Diese Distanz ermöglicht es, individuell zu reagieren, zum Beispiel, indem man die Straßenseite wechselt oder das Handy aus der Tasche nimmt. „Sehen und gesehen werden“ ist bei einer Mindestsichtweite von zehn Metern noch möglich. Auch potenzielle Angsträume wie öffentliche Plätze, Parkanlagen und Unterführungen, müssen durch Beleuchtung für eine sichere Stadt übersichtlich und gut einsehbar gestaltet werden.

Eine gut beleuchtete Umgebung, klug angelegte Fußwege und Plätze, die zum Verweilen einladen, tragen dazu bei, dass sich Menschen sicher fühlen, wie bereits in diesem Beitrag ausführlich ausgeführt.

gut ausgeleuchtete Gasse in einer Altstadt
Gut ausgeleuchtete Straßenzüge sind essentiell für das subjektive Sicherheitsbedürfnis in Städten (c) Pixabay/Gessinger

3. Technologische Sicherheit

Die Idee der Smart City baut auf integrierte Technologiesysteme. Digitalisierung und Vernetzung von Beleuchtungssystemen machen eine Stadt mittels individuell fernsteuerbarer Licht-Szenarien sicherer und sind abgestimmt auf die örtliche Situation und Tageszeit.

Die physischen Aspekte der Sicherheit sollten mit technologischen Innovationen kombiniert werden: Eine auf den Bedarf abgestimmte Energieversorgung, anpassungsfähige Mobilitätskonzepte und intelligente Sicherheitslösungen spielen eine entscheidende Rolle dabei, die Lebensqualität in Städten trotz ihres wachsenden Umfangs zu erhalten.

Hier ebenfalls oft genannt wird die Videoüberwachung, die in Österreich allerdings ausschließlich der Polizei vorbehalten ist. Statistiken zeigen: Mithilfe von Videoüberwachung ist es zwar besser möglich, Verbrechen aufzuklären, nicht aber, diese zu verhindern.

 Cybercrime safe

Gerade in Zeiten des Internets spielt auch Cyber Crime eine immer größere Rolle. Dabei geht es für eine sichere Stadt auch um Fragen der Sicherheit vor Hackerangriffen, zur Kontrolle des Darknets oder um Betrug mit Kreditkarten oder Bitcoins. Die technologische Sicherheit ist nur teilweise in den Gemeinden selbst angesiedelt, sie muss in vielen Bereichen bundesweit gewährleistet sein.

Sicherste Stadt Tokio

Im Zeitalter der Smart Cities ist die technologische Sicherheit ein steigendes Forschungsfeld. Tokio liegt in Rankings der sichersten Städte der Welt immer ganz vorne. Insbesondere bei digitaler Sicherheit und im Schutz vor Naturkatastrophen hat die japanische Metropole die Nase vorn.

Stadtszene Fußgängerübergang vor Reklame-Hochhäusern in Tokio
Digitale Sicherheit und Schutz vor Naturkatastrophen sind wichtige techologische Sicherheits-Assets in Tokio (c) Pixabay

4. Verkehrssicherheit

Eine gut gestaltete Verkehrsinfrastruktur kann wesentlich zur Sicherheit in einer Stadt beitragen. Die Schaffung sicherer Fußgängerwege und zeitgemäßer Fahrradwege fördert nicht nur umweltfreundliche Verkehrsmittel, sondern reduziert auch das Risiko von Verkehrsunfällen.

Die Installation von Verkehrszeichen, Markierungen und Ampeln an gefährlichen Kreuzungen kann ebenfalls dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu verbessern.

Dem Dachverband Stadtmarketing Austria ist dieses Thema ein besonderes Anliegen und in unseren Beiträgen zur „Autofreien Stadt“ und „Mobilitätsverhalten“ sind die neuesten Trends erörtert.

Amsterdam Radabstellplatz an einer Brücke
Eine DER Vorzeigestädte Europas in Sachen Radwege-Infrastruktur: Amsterdam (c) Pixabay

5. Orientierung

Wie gut findet man sich in einer Stadt zurecht? Ausschlaggebend dafür ist, dass mögliche Ziele und markante Plätze gut sichtbar gekennzeichnet sind. Notwendig sind außerdem durchdachte optische Leitsysteme sowie taktile Systeme, die nicht verstellt oder unterbrochen sind und verlässlich Ziele in der Stadt miteinander verbinden.

Hilfreiche Apps

Für Orientierung in fremden Städten oder Stadtteilen können heute Apps, die am Handy installiert werden, sehr nützlich sein. Die App Waveout etwa bietet eine räumliche Audionavigation. Davon profitieren nicht nur sehbehinderte Menschen, sondern auch alle, die ihren Blick beim Durch-die-Stadt-gehen nicht ausschließlich am kleinen Bildschirm ihres Smartphones halten wollen.

Eine weitere nützliche App ist die Bahnhof live, mit ihr hat man 5.400 Bahnhöfe in der Hand. Neben Anschlussmöglichkeiten und Parkplätzen zeigt die App auch Einkaufsmöglichkeiten, Toiletten, Schließfächer oder die WLAN-Ausstattung an den Bahnhöfen an. DB Bahnhof live liefert schnell und einfach die wichtigsten Informationen.

4. Übersicht und Einsehbarkeit

Wege und deren Umgebungen sollten möglichst gut überschaubar sein. Eine gut einsehbare Gestaltung stellt Sichtverbindungen her zwischen Innen- und Außenräumen oder belebten und weniger belebten Zonen.

Mit Hilfe von Zäunen, Hecken und Mauern können öffentliche von nicht öffentlichen Bereichen oder solchen, die betreten werden dürfen, nachvollziehbar getrennt werden. So wird einerseits eine gute Übersicht gewährleistet, ihr aber in privaten Bereichen zugleich Grenzen gesetzt.

Sichere Stadt; Sicherheit in der Stadt
Übersicht gewährleisten und Grenzen setzen: öffentliche von nicht öffentlichen Bereiche können nachvollziehbar getrennt werden © Fotolia

7. Zugänglichkeit

Markante Punkte und Ziele wie Hauseingänge, Tiefgaragenzugänge, Infrastruktureinrichtungen oder Haltestellen sollen auf möglichst direktem Weg und frei von Hindernissen zugänglich und sauber sein. Im besten Fall sind Alternativrouten und Fluchtwege angeboten, wenn es zum Beispiel in der Nacht eine Situation erfordert, auszuweichen.

Vor allem Tiefgaragen sollten mit genügend Videokameras ausgestattet und 24 Stunden besetzt sein. Als gelungenes Beispiel sei hier die Mönchsberggarage in Salzburg genannt.

8. Belebung & Bewegung

Belebte Orte wirken auf mögliche Täter abschreckend, denn je belebter ein Ort ist, desto mehr Möglichkeiten gibt es, andere Menschen um Hilfe zu fragen, wenn man bedroht wird oder sich bedroht fühlt. Das wiederum stärkt das subjektive Sicherheitsgefühl.

„Soziale Augen“ öffnen

Es kann helfen, stark frequentierte Einrichtungen wie Bars, Nachtimbisse, Schanigärten, 24-Stunden-Lebensmittelgeschäfte gezielt anzusiedeln.

Ein Beispiel dafür ist der „Würstel-Hannes“ in der Elisabethinergasse in Graz, einst ein gefürchteter Rotlichtbezirk, wo der Würstelstand inmitten der Gasse sich als sicherer Anlaufpunkt etablieren konnte. Diese Funktion erfüllt er in dem Straßenzug mit hohem Ausländeranteil bis heute. So kann ein gastronomisches Angebot mit hohen Besucherströmen dazu beitragen, dass die „sozialen Augen“ gut sehen können.

9. Konflikte vermeiden

Prävention und Deeskalation sind wichtige Sicherheitsaspekte. Die Stadt Wien hat mit dem „Fair-Play-Team“ eineInitiative für den öffentlichen Raum gestartet. Die Idee ist, eine eigene „Grätzl-Identität“ zu bilden und sich dadurch von Nachbarschaftsgebieten zu unterscheiden.

An die 50 Mitarbeiter:innen des Fair-Play-Teams, die man an ihren Taschen und T-Shirts erkennt, können an öffentlichen Plätzen angesprochen werden: Sie sind in 15 Bezirken tagsüber und am Abend unterwegs, interessieren sich für die Anliegen und Bedürfnisse der Anrainer:innen und sorgen für ein lebenswertes Miteinander.

Darstellung der Arbeit von Fair Play TEams in Wien zur Konfliktvermeidung an öffentlichen Plätzen
Interessiert an den Anliegen der Stadtbewohner:innen und unterwegs, um Konflikte zu managen: Die Mitarbeiter:innen der Fair Play Teams in Wien (c) Stadt Wien, MA 13, Nagel-Rohrmoser

10. Sauberkeit

Studien haben ergeben, dass instand- und rein gehaltene Grünflächen als sicherer empfunden werden, da Beschädigung die Anwesenheit von Gewalt suggeriert. Wenn Verschmutzungen, Müll, Graffiti und Vandalismusschäden rasch beseitigt werden, beugt das dem Eindruck von Verwahrlosung vor. Das subjektive Sicherheitsgefühl wird dadurch erhöht.

Fazit

Insgesamt verdeutlichen diese Beispiele, dass eine erfolgreiche Sicherheitsstrategie in Städten auf einer Vielzahl von Faktoren beruht. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Stadtplanung, Sicherheitsbehörden und der Bevölkerung ist unabdingbar. Dabei sollte der Fokus nicht nur auf der Kriminalitätsbekämpfung liegen, sondern auch auf präventiven Maßnahmen, der Förderung von Lebensqualität und der Schaffung von sicheren öffentlichen Räumen.

Durch eine ganzheitliche Perspektive können Städte nicht nur sicherer, sondern auch lebenswerter gestaltet werden. Dies erfordert langfristige Investitionen, kontinuierliche Überprüfung bestehender Konzepte und die Bereitschaft zu innovativem Denken und Handeln. Nur so können Städte zu Vorzeigebeispielen für Sicherheit und Lebensqualität werden, die auch international Beachtung finden.

 

 

 

 

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Inga Horny

Präsidentin Dachverband Stadtmarketing Austria | Geschäftsführerin Klagenfurt Marketing GmbH

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