Generationenparks gehören der Bevölkerung und sollen für Begegnung, Bewegung und Sport genutzt werden. Bestehende Hürden werden abgebaut, Geborgenheit geschaffen und Zusammenleben, Lebensqualität, Wohlbefinden und Gesundheit gefördert.
Generationenparks – generationengerechte Freiräume – Straßen, Plätze, Parkanlagen im öffentlichen Raum – gehören der Bevölkerung und sollen für Begegnung, Bewegung und Sport genutzt werden. Bestehende Hürden werden abgebaut, Geborgenheit geschaffen und Zusammenleben, Lebensqualität, Wohlbefinden und Gesundheit gefördert.
Traditionelle Kinderspielplätze werden immer öfter von Bewegungs- und Generationenparks abgelöst – nicht als Trend, sondern komplexe gesellschaftspolitische Herausforderung. Menschen wünschen in ihrer Gemeinde also großzügige Anlagen, kostenlose Benützung, die stets gepflegt und Anregung für alle Sinne sind.
Slackline Park, Trimm-Fit-Park, Motorik-Park bis hin zu Yoga und Capoeira im Park, an Flussufern und in Gartenanlagen, das vielfältige Angebot regt zur Bewegung an.
Generationengerechte Freiräume
Was im Zuge der Wohnbauförderung und Baugesetze für Siedlungsanlagen stark regulierend und einengend für Architekten, Bauträger und Bewohner war, findet nunmehr stärkeren Freiraum. Demografischen Entwicklungen und individuelle Bedürfnisse verändern unsere Gesellschaft enorm.
Heinz Plöderl, Vorsitzender der Architekten der Ziviltechniker-Kammer Oberösterreich und Salzburg, fasst generationengerechte Freiräume zusammen. „Sie sind Begegnungsorte für die Bevölkerung, animieren nach draußen zu gehen und sich zu bewegen. Durch differenzierte Gestaltung entstehen mit Einsatz unterschiedlicher Materialien und Möblierungen Treffpunkte von Generationen und vielfältige soziale Kontakte.
Die Räume sind barrierefrei, öffentlich zugänglich, für Familien-Ausflüge geeignet und fördern Bewegungssicherheit ebenso wie soziale Einbindung und Begegnung.“ Die Gestaltung, Durchgrünung und das Angebot an Spiel- und Aufenthaltsbereichen sollte an die Aktivitäten angeglichen werden. Robust, dauerhaft, ökologisch, nachhaltig und für Jung und Alt geeignet, erklärt Architekt Plöderl.
Kinderspielplatz ade?
„In unseren öffentlichen Freiräumen bewegen sich generationsübergreifend unterschiedliche Gruppen von Menschen. Daher darf die Gestaltung an kein bestimmtes Alter geknüpft sein. Wie viele Kinder und ältere Menschen sich auf Straßen und Plätzen bewegen und sich dort aufhalten, ist der Indikator von Lebensqualität in Orts- und Stadtzentren“, erklärt Plöderl.
Design soll so gestalten, dass alle Menschen einbezogen werden. „Wie in unserer Kindheit müssen wir den öffentlichen Raum wieder den Menschen zurückgeben. Der Rückbau erfordert einen Perspektivenwechsel unseres Mobilitätsverhaltens. Bei der Begrünung öffentlicher Räume ist größeres Augenmerk auf Bäume, Büsche und eine entsprechend robuste Grünraumgestaltung zu legen.“
Stadtmobiliar als Katalysator
Innovatives Stadtmobiliar – Tische, Bänke, Spiel- und Bewegungsgeräte – sind ein wichtiger Teil sozialer Interaktion im öffentlichen Raum, daher ist ihre Platzierung von wesentlicher Bedeutung. Urbane Möbel fördern die Erweiterung persönlicher Netzwerke und den Generationen-Dialog. Sie werden zum Treffpunkt der Communitys und ermöglichen gleichberechtigte Teilhabe möglichst vieler Anspruchsgruppen.
Kinder und Jugendliche brauchen spielerisch kreative Sitz- und Liegeelemente. Ältere Menschen sollen sich mühelos hinsetzen und aufstehen können – ergonomisch angepasstes Stadtmobiliar ist folglich gefragt. Eine gendergerechte Ausstattung verlangt nach integrierten Beleuchtungssystemen in Dämmerung und Nacht, damit sich Frauen und Jugendliche dann sicher fühlen können.
Verweilorte im Stadtzentrum
Beispiel Klausen: Die italienischeGemeinde mit 5219 Einwohnern im Eisacktal in Südtirol hat im Stadtzentrum drei Spielplätze als Verweilorte geschaffen. Sie sind alle strukturiert und teilen sich mit angepasstem Angebot nach Zielgruppen auf. Hervorzuheben ist der „Kapuzinergarten“ des ehemaligen Klosters und verbindet mehrere Wünsche der Klausner. Er ist Erholungszone für alle Generationen, Spiel- und Sportanlage sowie Kulturzentrum.
Bewegungsorte am Flusslauf
Sehr beliebt ist beispielsweise in Klausen das Eisackufer mit Promenade – der Fluss hat einen niedrigen Wasserstand und das Spielen am Ufer ist ungefährlich. Best Practice, denn viele Gemeinden besinnen sich ihrer Flussufer, beginnen sie zu revitalisieren und für die Bevölkerung zugänglich zu machen.
Der „Lidopark“ in Brixen liegt außerhalb der Stadt und verfügt über ein vielfältiges Angebot. Das „Wasserspiel“ ermöglicht freies Spielen, Rutschen und Klettergerüste, einen „Trimm Dich Pfad“ und der Fußballplatz sind per Radweg oder fußläufig über die Uferpromenade des Eisack gut erreichbar. Die Anlage verfügt über einen Teich und ist weitläufig, alle Erholungssuchenden finden ihren Lieblingsplatz.
Die neue „Wasserschöpfe“, direkt am Radweg im Norden der Stadt, wo sich auf der gegenüberliegenden Flussseite die Industriezone befindet, ist etwas weiter vom Brixener Stadtzentrum entfernt. Der Fluss führt normalerweise wenig Wasser und am Flussufer kann gespielt werden. Wichtige Infrastruktur wie beispielsweise Bänke, Tische und Toilette sind vorhanden, die schöne Beschattung macht diesen Ort beliebt bei allen Generationen.
Verkehrssicherer Begegnungsort
Der Ortsteil Rosslauf ist ein richtiger Begegnungsort mitten in einer Wohnsiedlung in Brixen, autofrei und sicher. Hier gibt es viel Fläche ohne Strukturen, die freie Bewegung fördert. Bänke und ein Tisch sind in an etwas ruhigeren Ecken aufgestellt. „Die Mulde ist ideal zum Ballspielen, weil dieser nicht ständig wegrollt“ berichtet ein Benutzer, der gerade vor Ort ist. Hochstämmige Bäume mit dichtem Blätterdach sorgen für ausreichend Beschattung.
Schattiges Grün
Die Freizeitanlage im Südtiroler Lüsen, ein Dorf mit ca. 1500 Einwohnern, ist ganz neu und direkt ans Dorfzentrum angebunden. Die Bäume sind noch klein, werden mit den Jahren aber schließlich immer mehr Schatten bieten. Sonnensegel dienen als Zwischenlösung zur Beschattung für die Spielanlage, Sportflächen, eine Rasenfläche mit Liegezone, Bänke und Tische.
Der neue Kindergarten und der Jugendtreff grenzen direkt an diese Zone an – hier wurde von Beginn an die zeitgemäße Idee der Bewegungs- und Generationenparks umgesetzt.
Fazit Generationenparks
Was braucht also ein Ort, um Treffpunkt, Verweilort zum Entspannen oder Spielplatz zu sein? Ausreichend Platz zum Laufen und Herumtollen bedeuten, dass weniger Infrastruktur oft mehr bewirken. Naturnahe Materialien ohne konkrete Nutzungsvorgabe sind variabel in der Nutzung, denn was soll ich mit einer Rutschbahn anderes machen als rutschen?
Trotz allem benötigen die Bewegungs- und Generationenparks Bänke und Tische, Mülleimer, Toiletten, Trinkwasser und windgeschützten Unterstand bei Regenwetter sowie einen konsum- und barrierefreien Zugang. Entscheidend ist, möglichst viele Generationen mitzudenken: Kinder, Jugendliche, Eltern und Senioren, die zu Fuß oder per Rad, möglichst autofrei ihre Orte der Erholung und Entspannung erreichen, denn es sind ihre Lebens- und Erholungsräume.
Titelbild: Treffpunkt am Rande der Altstadt (c) Profanter
Zum Autor: Simon Profanter ist Vorstand im Dachverband Stadtmarketing Austria und Geschäftsführer der Wirtschaftsgenossenschaft Klausen mit dem Auftrag der Stadtentwicklung und des Stadtmarketings.
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