Stadt als Bühne: Was Europa von Japan lernen kann
29.10.2025
Kultur

29.10.2025
Kultur

Ich habe 2025 eine fünfwöchige Forschungsreise durch Japan unternommen, um Social Robotics, Stadtentwicklungsideen und Resilienzstrategien zu erforschen – insbesondere, wie Menschen mit extremer Sommerhitze umgehen, einem Umstand, der uns in Österreich immer öfter und in den nächsten Jahren über längere Zeiträume treffen wird. Dabei fiel mir auf: Japan begegnet seinen Herausforderungen selten nur technisch, sondern fast immer auch gestalterisch. Aus Hitze werden Schattenfeste, aus Alltagsräumen Bühnen, aus urbanen Problemen kulturelle Erlebnisse. Genau deshalb gilt das Erlebnismarketing in Japan heute weltweit als Best Practice: Das Land versteht die Stadt als Bühne und inszeniert Alltag, Kultur und Innovation auf eine Weise, die Europa inspirieren kann.
Diese Reise fiel in ein Jahr, in dem Japan global stärker im Fokus stand als seit Jahrzehnten – durch die Expo Osaka 2025, aber auch durch den massiven Tourismusboom. Der schwache Yen machte das Land so günstig wie lange nicht: Hotels, Restaurants, Shopping, Verkehr – für internationale Gäste deutlich billiger als zuvor. Schon im März 2025 hatte Japan die Marke von 10 Millionen Besucher:innen überschritten, die höchste Zahl in dieser kurzen Zeitspanne je zuvor. Für das Gesamtjahr werden über 40 Millionen internationale Gäste prognostiziert. Während Japan 2023 rund 25 Millionen internationale Gäste zählte, stieg die Zahl 2025 voraussichtlich auf über 40 Millionen – ein Rekord, der die enorme Dynamik des Tourismusanstiegs verdeutlicht.
Doch der Boom bringt auch erhebliche Herausforderungen mit sich. Beliebte Tempel, Schreine und Museen sind überfüllt, lokale Infrastrukturen am Limit. Und die Einstellung der Japaner:innen zu Touristen ist ambivalent: Stolz und Dankbarkeit einerseits, Überforderung und Kritik andererseits. Bereits ab 2026 werden neue Preisstrategien zur Steuerung von Besucherströmen gelten. Während Kyoto ab März 2026 die Beherbergungssteuer deutlich erhöht – als generelles Instrument gegen Overtourism, das alle Gäste betrifft – experimentieren einzelne Attraktionen bereits mit differenzierten Eintrittspreisen – als duales Preissystem. So verlangen Freizeitparks von internationalen Gästen dann höhere Eintrittspreise als von in Japan Wohnhaften. Zahlreiche Kommunen haben angekündigt, in Zukunft zwischen Einheimischen und auswärtigen Besucher:innen zu unterscheiden. Ein landesweites Gesetz gibt es zwar nicht, doch solche lokalen Maßnahmen zeigen, dass Japan zunehmend auf ökonomische Lenkung setzt, um Massentourismus in geordnetere Bahnen zu lenken. Befürworter sehen darin eine faire Lastenverteilung, Kritiker befürchten eine „Diskriminierung“ und die Gefahr, dass Gäste sich unerwünscht fühlen.
Ab November 2026 wird in Japan das System für Steuervergünstigungen beim Einkauf (Tax-Free Shopping) für Besucher:innen geändert: Statt der bisherigen sofortigen Befreiung von der Mehrwert-/Verbrauchssteuer wird der volle Preis (inklusive Steuer) beim Kauf bezahlt, und die Steuer wird erst nach Erfüllung der Ausfuhrvoraussetzungen bei der Ausreise zurückerstattet.
Vor diesem Hintergrund ist es besonders spannend, wie Japan Erlebnismarketing denkt – nicht nur, um Touristen zu locken, sondern auch, um mit ihnen, für sie und manchmal gegen sie das urbane Leben zu gestalten. Festivals, Kunsttriennalen, urbane Farmen – all das wird zu einem Spiegelbild der Frage: Wie viel Erlebnis verträgt eine Gesellschaft? Und wie kann man Identität, Kultur und Resilienz verbinden, ohne in reine Tourismusmaschinerie zu verfallen?
Japanische Feste – Matsuri – sind älter als die meisten Nationalstaaten. Sie wurzeln im Shinto, tragen buddhistische Einflüsse in sich und spiegeln bis heute den Herzschlag bäuerlicher Gemeinschaften. Matsuri waren nie Unterhaltung im westlichen Sinn, sondern die Übersetzungen der Sehnsucht ihrer Bewohner:innen nach Regen, nach einer sicheren Ernte, nach Schutz vor dem Unkontrollierbaren. Prozessionen, Opfer, Tanz und Musik waren keine Shows, sondern gelebte Beziehungen zwischen Menschen, Natur und Göttern.
Ein Blick nach Kyoto macht das greifbar: Das Aoi Matsuri – seit dem 6. Jahrhundert – entstand aus dem Bedürfnis, Stürme und Missernten abzuwehren. Und das weltbekannte Gion Matsuri, im Jahr 869 ins Leben gerufen, sollte eine Epidemie eindämmen. Was uns heute als grandioses Festivalspektakel erscheint, war einst existenzielle Krisenbewältigung im Festgewand. Hier liegt die DNA: Veranstaltungen, die nicht vermarkten, sondern verkörpern (d.h. sie sind nicht dazu da, etwas zu verkaufen oder zu bewerben, wie ein Produkt, eine Destination oder eine Marke, sondern sie leben und zeigen unmittelbar das, woraus sie bestehen – aus Glauben, Gemeinschaft, Erinnerung, Identität).
Mit der Edo-Zeit (1603–1868) kam die Urbanisierung – und die Matsuri wurden zum Spiegel des Stadtlebens. Kaufleute, Handwerker, Nachbarschaften: alle trugen ihre Feste. Festwagen (Yatai, Dashi, Yamahoko) wuchsen zu mobilen Bühnen, bemalt, behangen, geschmückt, von stolzen Händen getragen. Musik, Kostüme, Tanz – alles wurde größer, prunkvoller.
Matsuri waren nicht bloß Feiern, sie waren soziale Architektur. Ein Viertel war durch sein Fest erkennbar, durch die Farben, den Klang, die Dramaturgie seiner Umzüge. Wer Edo betrat, trat in kuratierte Erlebnisräume. Straßen wurden zu Theaterbühnen, Nachbarschaften zu Kollektiven, die sich selbst inszenierten. Wenn wir heute in Bahnhöfen oder Parks „kuratiertes Stadtleben“ sehen, sollten wir nicht glauben, das sei eine Erfindung dieses Jahrhunderts. Es ist eine lange städtische Genealogie, die bis in die Edo-Zeit zurückreicht.
Dann kam der Umbruch: Die Meiji-Ära öffnete Japan im 19. Jahrhundert für Industrialisierung, Urbanität, Geschwindigkeit. Die Feste blieben – manche kleiner, manche stärker reguliert – doch sie passten sich an. Nach dem Krieg begann eine neue Dramaturgie: 1964 die Olympischen Spiele in Tokio, Symbol für Modernität und Wiederaufstieg. 1970 die Expo in Osaka, mit dem Thema „Progress and Harmony for Mankind“ („Fortschritt und Harmonie für die Menschheit“). Es war die erste Weltausstellung in Japan/Asien und zählte rund 64,2 Mio. Besucher. Es war eine Inszenierung von Zukunft und Technologie. Parallel professionalisierten sich Sommerfeuerwerke, Herbstumzüge und Winter-Illuminationen. Die Lichter der Kobe Luminarie (seit 1995) sind nicht nur Gedenken an das Erdbeben, sondern auch die poetische Übersetzung von Schmerz in Hoffnung.
Ab den 1960ern entstand machizukuri – gemeinschaftsbasierte Stadtentwicklung. Keine Top-Down-Planung, sondern eine Praxis, die Stadt als kollektive Aufgabe versteht. In den 2000ern folgte der Creative-City-Diskurs – Kultur nicht nur als Ornament, sondern als Infrastruktur. Seit den 2010ern schließlich verschmelzen Feste mit Design, Lichtkunst, Digitalität. Sie werden zu Instrumenten der Besucherlenkung – nicht die Menschen abweisend, sondern einladend. Diese Tradition ist geblieben.
Ich habe meinen japanischen Freund Ryotaro Yao, der als Unternehmer und Hotelier im Stadtmarketing arbeitet, gebeten, mir seine prägendsten Erlebnisinszenierungen in seiner Heimat zu nennen. Seine Auswahl zeigt, wie breit die Spannweite ist – vom Bergdorf bis zur Millionenstadt, von Ritualen bis zu Kunstlandschaften.
Für Ryo beginnt die Liste in den Bergen: Dosojin Fire Festival und Yuzawa Annual Festival. Beim Dosojin-Fest in Nozawa Onsen verteidigen junge Männer des Dorfes einen hölzernen Schrein gegen die Fackeln der Angreifer; am Ende steht ein gewaltiges Feuer, das böse Geister vertreiben und Glück bringen soll. Das Spektakuläre verschmilzt mit dem Intimen: „Die Besucher sind nicht bloß Publikum, sie werden in die Feier hineingezogen“, sagt Ryo. Das Yuzawa-Fest ist leiser, aber genauso gemeinschaftsstiftend – und zeigt, wie Dorffeste Identität und Gastfreundschaft zusammenführen können.
Männer in happi-Kutten tragen und rennen mit tonnenschweren Festwagen durch enge Straßen, angefeuert von Tausenden. Es wirkt archaisch und zugleich ungewöhnlich für die sonst eher ruhigen, stillen Japaner. Und, es öffnet den Stadtraum für ein Gemeinschaftsritual – nicht in ein abgegrenztes Areal, sondern in den Straßen, die man jeden Tag benutzt. Jeder Bezirk von Hakata trägt sein eigenes Gewicht – im Wagen, im Ausdruck, im Wettlauf. Sie laufen nicht um Preise, sondern um die Ehre, Teil dieser Tradition in ihrer Stadt zu sein.
Ryo nennt dieses Hanabi als Beispiel für die emotionale Tiefschichtigkeit japanischer Events. Das Festival erinnert an den Krieg, an die Zerstörung und den schwierigen Wiederaufbau, später auch an das Erdbeben von 2004. Jede Feuerwerkssequenz trägt eine Widmung – für Frieden, für Trauer, für Hoffnung. „Es ist mehr als Spektakel“, sagt Ryo, „Man schaut nicht nur nach oben – man liest, was die Stadt erlebt hat.“
Das Gion Matsuri bleibt religiös verwurzelt, hat sich aber zu einem globalen Magneten entwickelt. Awa Odori lädt Zuschauer zum Mitmachen ein. Beim Yosakoi-Festival tragen alle Tänzer:innen ein kleines hölzernes Klapperinstrument in der Hand – das Naruko. Ursprünglich diente es in den Reisfeldern dazu, Vögel zu verscheuchen. Heute prägt sein rhythmisches Klicken den Sound des Festivals. Jede Gruppe interpretiert diesen Takt neu: Mal zu Popmusik, mal zu Rock oder traditionellem Gesang. Dazu kommen fantasievolle Kostüme und eigenentwickelte Choreografien. Spektakulär ist die Vielfalt: Hunderte Teams treten gleichzeitig an, ganze Straßenzüge verwandeln sich in mobile Tanzbühnenein kollektiver Rausch, in dem alte Rituale mit Jugendkultur verschmelzen. Gemeinsam zeigen diese drei: Japan hält nicht am „Original“ fest, sondern erneuert die Tradition mit moderen, zeitgemäßen Elementen.

In einer Region, die von Überalterung und Abwanderung betroffen ist, wird Kunst zum Entwicklungsmotor. Hier entsteht ein anderer Typ von Stadtmarketing: langsamer, kontextsensibel, ortsspezifisch. Die Echigo-Tsumari Art Triennale, die alle 3 Jahre stattfindet, gehört zu den größten internationalen Kunstfestivals im ländlichen Raum. Ihr Konzept: Die Landschaft selbst wird zur Galerie. Man erlebt Kunst nicht im White Cube, sondern als Weg – und lernt eine Region kennen, die sonst auf keiner touristischen Shortlist stünde. Mehr als 200 Werke zeitgenössischer Künstler:innen sind über Dörfer, Reisfelder, Wälder und stillgelegte Schulgebäude verteilt. Besucher:innen reisen nicht zu einem Messegelände, sondern bewegen sich durch ganze Regionen – Kunst wird so Teil der Alltagsumgebung. Ziel ist, strukturschwache Gebiete kulturell und wirtschaftlich zu beleben und zugleich neue Formen des Dialogs zwischen Natur, Gemeinschaft und zeitgenössischer Kunst zu eröffnen.
Die kleine Insel Naoshima im Seto-Binnenmeer ist längst zu einem der faszinierendsten Kunstorte Japans geworden. Was einst ein verschlafenes Fischerdorf war, ist heute ein internationales Aushängeschild für Kunst im ländlichen Raum. Der Architekt Tadao Ando hat hier mehrere spektakuläre Museen in die Landschaft gebaut, teils halb im Erdreich verborgen, sodass Beton, Licht und Natur zu einer Einheit verschmelzen. In den Dörfern und an der Küste tauchen Installationen von Yayoi Kusama – etwa die ikonischen Riesenkürbisse – und Arbeiten zahlreicher weiterer internationaler Künstler:innen auf. Naoshima ist damit nicht nur Ausstellungsort, sondern ein Gesamterlebnis: eine ganze Insel als kuratierter Raum, in dem Natur, Architektur und Kunst ineinander übergehen. Naoshima beweist, dass man nicht nur Events planen, sondern Orte so gestalten kann, dass sie dauerhaft als Erlebnis wirken. Für Ryo sind diese Kunstlandschaften Blaupausen für Orte, die Identität jenseits von Großevents suchen.

Ob Einkaufsstraße, Park, Bahnhof oder Brücke – japanische Städte bespielen Übergangsräume mit Licht, Grafik, Sound, Saison-Dekor und Pop-ups. In Tokio zeigen etwa digitale Kunstwelten, dass immersive Installationen nicht Ausnahmezustand sind, sondern Alltag werden können. Dreh- und Angelpunkt ist die Idee, dass Gestaltung Dienst am Publikum ist: Orientierung, Atmosphäre, Entzerrung der Ströme, soziale Sicherheit – alles hängt zusammen. So verschwimmt die Grenze zwischen „Event“ und „Stadt“.
Kuratiert ist in Japan längst nicht nur das Festival, sondern auch die alltägliche Infrastruktur. Ein Beispiel dafür sind die Designer-Toiletten in Tokio, die 2020 im Rahmen des Projekts The Tokyo Toilet eröffnet wurden. Internationale Architekten wie Shigeru Ban, Tadao Ando oder Kengo Kuma entwarfen öffentliche Toilettenanlagen, die zugleich funktional, sicher und ästhetisch sind. Manche haben transparente Wände, die undurchsichtig werden, sobald sie abgeschlossen sind – ein Statement für Vertrauen und Hygiene. Andere wirken wie kleine Pavillons, eingebettet in Parks, mit Holz, Beton oder buntem Glas. Die Idee dahinter: selbst ein so banaler Ort wie die öffentliche Toilette wird als kultureller Raum verstanden und gestaltet. Damit setzt Tokio ein Zeichen, dass Design und Alltag untrennbar verbunden sind – und Besucher:innen ebenso wie Bewohner:innen an Orten überrascht werden, die sonst im Verborgenen bleiben.
Europäische Festivals sind häufig abgegrenzte Räume, mit Einlass, Zäunen, Bühnen. In Japan bleiben Straßen und Plätze die primäre Bühne. Das Publikum bewegt sich fließend zwischen Konsum, Ritual und Transit. Dadurch entsteht Teilnahme statt bloßem Ticketkauf, Ritualität statt bloßer Show, Wiederholbarkeit statt einmaliger Ausnahme.
Doch Erlebnisinszenierung in Japan beschränkt sich nicht auf Feste und Kunstprojekte. Sie greift längst in die Gestaltung der Stadt selbst hinein – dorthin, wo Klimakrise, Urbanisierung und Gemeinschaftsleben aufeinandertreffen. Ein Beispiel dafür ist Hidenori Kondo mit seiner ART FARM: Urban Farming als gelebtes Event, das Resilienz, Kultur und Alltag neu verbindet. Mein Freund Hide ist Creative Producer und Director an der University of Creativity in Tokio und verbindet mit Projekten, wie Tokyo Art Farm, urbane Landwirtschaft, Kunst und Community-Design, um neue Formen von Stadtleben und Regenerativität zu gestalten. Er treibt mit der ART FARM ein Thema voran, das in heißen, dichten Stadtlandschaften immer zentraler wird: Urban Farming als Klimaanpassung, Sozialinnovation und kreative Praxis.
Seit der Pandemie entstehen in Tokio urbane Farmen auf Dächern und Brachflächen – ART FARM ist ein Beispiel der ersten Stunde. Beton wird zu Boden, Flächen zu Pflanzenfeldern. Vegetation absorbiert Sonnenwärme und hilft, den Urban-Heat-Island-Effekt abzumildern. Doch Kondos Ansatz zielt nicht nur auf Physik, sondern auf Kultur: Hitze wird nicht nur bekämpft, sondern koexistiert, indem Schattenräume, Wasserelemente und Saisonalität ästhetisch und sozial gestaltet werden.
Mit ART FARM wächst in Tokio mehr als Gemüse. Es wächst ein neues Verständnis von Stadt. Urbane Landwirtschaft wird hier nicht als grüne Folklore betrieben, sondern als Paradigmenwechsel: Beton verwandelt sich in Beete, Flächen in Kreisläufe, Hitze in Anlass für Gestaltung. Entscheidend ist die Haltung – dass selbst ein Bahnhof nicht nur Transitort, sondern potenziell Gemeinschafts- und Produktionsraum sein kann. Was Kondo demonstriert, ist kein dekorativer Trend, sondern ein Mindset-Shift: Stadt als Ökosystem, in dem Arbeit, Alltag und Natur neu verschaltet werden.

Japanische Erlebnisse sind wiederkehrend: tägliche Night-Shows, jährliche Matsuri, saisonale Illuminations. Diese Ritualisierung schafft einen Rhythmus, auf den sich Menschen verlassen – und der den Erzählzyklen von Städten und Marken Halt gibt. Europa kann davon lernen: nicht nur „ein großes Festival“, sondern wiederkehrende Markierungen im Stadtkalender.
Ob Feuer tragen, mittanzen oder gärtnern – Besucher werden Akteure. Das hebt Zufriedenheit, Identifikation und Earned Media. Westliche Städte sollten mehr Mitmach-Formate entwickeln: choreografierte Umzüge, Bürger:innen und Generationen-Werkstätten, kollektives Essen, urbanes Gärtnern, mehr Community Design.
Japan zeigt, wie Bahnhöfe, Parks, Zwischennutzungen zu ästhetischen, sicheren, gut lesbaren Räumen werden können. Das senkt Reibung, erhöht Aufenthaltsqualität – und wirkt besucherlenkend, ohne zu verbieten. Für Europa heißt das: Weg von Event-Inseln, hin zu inszenierten Alltagsräumen.
Das Nagaoka-Feuerwerk erinnert, Heilung zu erzählen. Viele Matsuri binden Lokalgeschichten ein: Schutz, Ernte, Zusammenhalt. Europa kann eigene Narrative entwickeln und schärfen – nicht aus Schlagworten, sondern aus gelebten Erfahrungen von Wandel, Zusammenleben und Neuanfang.
Echigo-Tsumari und Naoshima zeigen, wie Kunst Orte transformiert. Für Regionen zwischen Abwanderung und Strukturwandel kann das bedeuten: Kunst als Infrastruktur denken – Wege, Busse, Höfe, Scheunen, Dächer als Bühne. Das Festival La Gacilly–Baden Photo ist ein gutes Beispiel dafür.
Mit ART FARM wird Klima-Anpassung erlebbar: Schatten, Wasser, Kompost, Bienen, Gemüse – als gemeinschaftliche Praxis. Wer daran teilnimmt, versteht die Stadt neu. Das ist ein Paradigmenwechsel: Resilienz ist nicht hinter den Kulissen, sondern Teil der Besucher:innen- und Bürger:innenerfahrung.
Zwischen Dosojin-Feuer im Schnee, Schneeskulpturen unter Polarlicht, Yamakasa-Sprints in heißen Sommernächten, Erinnerungsfeuerwerk über dem Fluss, Reis-Kunstfeldern in Niigata und in Aomori und Gartenbeeten auf Tokios Dächern entfaltet Japan 2025 ein Panorama, das Stadtmarketing neu definiert. Es ist keine PR-Tapete, die zwar schön gestaltet ist, aber keine echte Substanz oder Geschichte verbirgt, sondern eine Praxis, die Körper, Orte und Beziehungen verändert. Ryotaro Yao bringt es auf den Punkt: „Diese Beispiele zeigen Kultur nicht nur – sie machen dich zum Teil davon.“ Hidenori Kondo ergänzt die Zukunftsnote: „Regenerative Creativity“ als Gestaltungsprinzip, das Natur, Menschen und Institutionen verbindet, Zyklen stärkt und Resilienz fühlbar macht.
Für Österreich und Europa liegt die Aufgabe darin, nicht zu kopieren, sondern zu übersetzen: eigene Rituale, eigene Geschichten, eigene Alltagsräume. Wenn Stadtmarketing zum Erlebnis wird, wenn Festivals in den Alltag hineinwirken und wenn Resilienz teilbar ist, entsteht das, was Japan 2025 so eindrucksvoll vorführt: eine Gesellschaft, die sich selbst zur Bühne macht – und die Zukunft darin probt.
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