7 Best Practice-Beispiele für digitales Standortmarketing

08.11.2023
Wirtschaft

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Standortmarketing hat das Ziel, Unternehmen ein wirksames Umfeld zu gestalten und die Vorteile des eigenen Standortes entsprechend zu kommunizieren. Die Digitalisierung hat hier zu neuen Bedürfnissen und Möglichkeiten geführt. Im Folgenden finden Sie einige Best Practice-Beispiele, wie digitales Standortmarketing effizient umgesetzt werden kann.

Es geht daher beim Standortmarketing nicht um Aktionen wie gegenseitiges Unterbieten bei Kommunalabgaben oder anderen volkswirtschaftlich fragwürdigen Egozentrismen. Sondern darum, zu verstehen, was Unternehmen hilft, am Standort erfolgreich zu sein.

Breitband als wesentlicher Standortfaktor

Unternehmen und Kapital folgen der digitalen Infrastruktur und den Fachkräften wie Kompassnadeln dem Magnetfeld. Selbst kleinere Städte und ländliche Gebiete können gewisse Nachteile durch gezielte Investitionen in eine flächendeckende Breitbandversorgung ausgleichen und sich für Unternehmen und Talente gleichermaßen attraktiv machen.

Hinzu kommt ein völlig neuer Typ von „City-UnternehmerInnen“, die ihr Geschäft nicht nur lokal vor Ort, sondern auch im digitalen Raum führen. Sie sind die Wegbereiter für eine neue Ära der Unternehmensführung, die geprägt ist von Flexibilität und globaler Reichweite.

Um dieses enorme Potenzial in Städten zu erschließen und qualifizierte Fachkräfte in diese Gemeinden zu locken, ist die Bereitstellung einer zeitgemäßen digitalen Infrastruktur überlebenswichtig. Mit der richtigen Technologie können Städte zu Hubs für Innovation und Wachstum werden.

Daher ist die flächendeckende Bereitstellung einer modernen Breitbandinfrastruktur nicht nur eine technische Aufgabe, sondern eine strategische Notwendigkeit.

Best Practice-Beispiel: Digitaler Zukunftsraum Lienzer Talboden

Der „Digitale Zukunftsraum Lienzer Talboden“ ist ein beeindruckendes Beispiel für den Aufbau einer digitalen Infrastruktur in Österreich.

In dieser Initiative haben sich 15 Gemeinden des Osttiroler Planungsverbandes Lienz und Umgebung zu einer „smarten“ Region zusammengeschlossen, um das kommunale Glasfasernetz „Regionet“ zu errichten und mithilfe einer verantwortungsbewussten Datenverwaltung ihren Wirtschaftsraum und die Lebensqualität zu verbessern.

Als Kernthemen werden dabei der Ausbau eines LoRa-Wan-Systems für das Verbandsgebiet und die Digitalisierung kommunaler Abläufe, Prozesse und Dienste sowie die enge Zusammenarbeit mit den heimischen Wirtschaftsbetrieben zu einer vernetzten, wettbewerbsfähigen, smarten Region forciert.

Durch die Einführung eines „regionalen Datenraums“ sollen die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger geschützt und gleichzeitig Daten für öffentliche Planungs- und Steuerungszwecke verfügbar gemacht werden. Der Datenraum ist auch für lokale Unternehmen zugänglich, die ihn zur Speicherung ihrer Daten nutzen können.

Der Wert offener Daten für das Standortmarketing

In einer Zeit, in der Daten die Währung der Informationsgesellschaft sind, ist es unerlässlich, dass Städte aus Daten lernen, um ihre Standortmarketingstrategien zu optimieren. Doch hier liegt oft ein Dilemma: Die meisten Daten, die Städte in der Hand haben, sind in Form von PDFs, Worddokumenten oder Excelfiles aufbereitet und somit nur eingeschränkt verwertbar.

Der Geschäftsführer von Bodensee-Vorarlberg-Tourismus, Urs Treuthardt, hat vor kurzem hier bei uns im Podcast die entscheidende Rolle des datengetriebenen Lernens zur Revolution der Stadtentwicklung betont.

Er hebt hervor, dass Städte sicherstellen sollten, dass alle von ihnen in Auftrag gegebenen Studien idealerweise als offene Daten bereitgestellt werden, die sich leicht für zukünftige Analysen und Anwendungen verknüpfen lassen. Offene Daten sind der Schlüssel, um bessere Entscheidungen treffen zu können.

Städte, die diesen Schatz nutzen, werden in der Lage sein, Entwicklungen effektiver und effizienter zu setzen. Stadtmarketingorganisationen werden hierbei eine besondere Rolle in der sogenannten data literacy, also der Fähigkeiten, Daten lesen zu können, einnehmen.

Best Practice-Beispiel: Data:room Bodensee-Vorarlberg

Der data:room ist ein innovatives Projekt von Bodensee Vorarlberg Tourismus, das sich hauptsächlich darauf konzentriert, fundierte Entscheidungen auf Grundlage von Daten zu treffen. Dieser Raum wird zeitlich begrenzt eingerichtet und bietet allen Beteiligten die Möglichkeit, in einen tiefgreifenden und datengestützten Dialog einzutreten, um zukunftsweisende Projekte für Vorarlberg zu entwickeln.

Fachleute stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im data:room zur Seite, um mit ihrem Expertenwissen neue Perspektiven auf die Zukunft zu eröffnen und Impulse für innovative Ideen zu geben. Einen Einblick in dieses ambitionierte Projekt gibt nachfolgendes Video:

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Auf den richtigen Plattformen das Passende sagen

Social Media-Plattformen eröffnen vielfältige Möglichkeiten, um mit potenziellen InvestorInnen und Fachkräften in Kommunikation zu treten. Vor allem aber, und das ist anders als bei der früheren Print-Kommunikation, mit ihnen in Kontakt zu bleiben und zu interagieren.

Die erfolgreiche Anwendung erfordert jedoch eine zielgerichtete Social Media-Strategie, die Auswahl der passenden Social Media-Kanäle, einen Umsetzungsplan sowie die Einführung eines effizienten Monitoring-Systems. Und die DSGVO-konforme Anwendung ist Grundvoraussetzung, um vom Gegenüber als vertrauenswürdig wahrgenommen zu werden.

Wie man Social Media in der Stadtkommunikation sinnvoll einsetzen kann, haben wir unter anderem hier und hier beschrieben.

Egal, ob Sie LinkedIn für B2B-Interaktionen nutzen, über X (ehemals Twitter) Echtzeit-Updates neuester Projekte teilen oder über Youtube Videomaterial, tun sie es nie für sich. Überlegen Sie immer sehr selbstkritisch, welchen echten Mehrwert Ihre Kommunikation für Ihr Gegenüber hat. Wenn es den nicht gibt, können Sie die Kommunikation gleich bleiben lassen.

Aktuelle Daten, Einblicke und Trends, um sich ein Bild vom „State of Digital“ in Österreich zu machen, finden sich übrigens auch im Report „Digital 2023 Austria“ (Quelle: Datareportal).

Best Practice-Beispiel: Creative Industries Styria

Die Netzwerkgesellschaft Creative Industries Styria zeigt, wie eine effektives Standortmarketing zur Bewerbung einer Schwerpunktbranche umgesetzt werden kann. Das Netzwerk ist auf insgesamt sieben Social Media-Plattformen präsent (LinkedIn, YouTube, Facebook, Instagram, Vimeo, X, flickr).

Ergänzt wird das Angebot durch einen Website-Blog sowie Podcasts auf sechs verschiedenen Plattformen (podigee, Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music, Google Podcasts und deezer).

Website als virtuelle Visitkarte des Standortes

Was für Social Media gilt, gilt natürlich genauso für die eigene Website. Wenn der Nutzen nicht klar erkennbar ist, ist der Aufwand umsonst. Viele Standorte starten ambitioniert mit einem großen Pool an Content mit ihrer Site. Danach passiert dann nichts mehr, die Website ist alt und wirkt dadurch nicht sehr vertrauenserweckend.

Im guten Sinne fungiert die Website als die virtuelle Visitenkarte eines Standortes und Ankerpunkt der Online-Kommunikation. Denn Social Media-Profile und -Aktivitäten verweisen immer zurück auf die Website – und dort werden sich Unternehmen, InvestorInnen und Fachkräfte informieren.

Best Practice-Beispiel: Business Upper Austria

Die professionell gestaltete Website der oberösterreichischen Standortagentur „Business Upper Austria“ ist sehr nutzerfreundlich und informativ gestaltet. Ruft man die Seite auf, erscheint ein übersichtliches Menü, welches die rasche Navigation zu den gewünschten Informationen erlaubt.

Business Upper Austria Standortmarketing - Website
Business Upper Austria. Screenshot vom 6. November 2023

Der Blog als besonderes Content-Tool

Der Blog ist ein sehr effektives und oft unterschätztes Kommunikationstool.

Menschen lieben Geschichten und sind gern Teil davon. Erzählen Sie relevante Geschichten über alles, was InvestorInnen, Fachkräfte oder andere Zielgruppen interessieren könnte.

Das können Geschichten über Unternehmen, spezielle Produkte und Technologien, Nachhaltigkeit, kulturelle Highlights oder Menschen in der Region sein. Sie müssen auch nicht alle Blogs selbst verfassen. Holen Sie sich bereits ansässige Firmen als PartnerInnen ins Boot und bieten Sie ihnen eine Plattform zur Veröffentlichung von Beiträgen.

Best Practice-Beispiel: InBerlin

Wie effektiv ein Blog zur Bewerbung einer Schwerpunktbranche sein kann, zeigt der Blog „InBerlin.“. Er ist Bestandteil der digitalen Standortmarketingstrategie der Wirtschaftsagentur Berlin und vermarktet in der Rubrik „Digital“ gezielt die IT und die digitale Wirtschaft Berlins.

Blog InBerlin für ein effektives Standortmarketing von Schwerpunktbranchen
Blog InBerlin. Screenshot vom 6. November 2023

Und wenn Sie mehr über Content Marketing erfahren wollen, unser Partner Martin Bredl gibt hier einen sehr guten Überblick.

Transparente Aufbereitung von Datenmaterial

So, wie jede/r ArbeitnehmerIn seinen zukünftigen Arbeitgeber vor dem Bewerbungsgespräch googelt, recherchieren InvestorInnen im Internet, bevor sie mit einer Wirtschaftsförderungsabteilung in Kontakt treten. Wenn es Daten zu einem Standort gibt, dann sollten InvestorInnen diese auch finden. Das bedeutet, Standorte müssen mit ihren Vor- und Nachteilen offen und transparent umgehen.

Die eigene Aufbereitung interessanten Datenmaterials rund um den Standort bietet den Vorteil, die Darstellung aller relevanten Informationen selbst steuern zu können.

Wenn Unternehmen ihre Informationen aus anderen Quellen für ihre Standortanalysen beziehen, bleibt die Wirtschaftsförderungsabteilung außen vor. Sie wird in der Regel erst zu einem späteren Zeitpunkt in die Entscheidungsfindung miteinbezogen.

Eine übersichtlich gestaltete Plattform, die dem potentiellen Investor transparente Informationen zur Verfügung stellt, erhöht somit die Attraktivität des Standortes und die Chancen auf neue Betriebsansiedelungen. 

Best Practice-Beispiel: Data Central Denver (Colorado)

Die Website der Wirtschaftsförderung Denver stellt neben zahlreichen anderen relevanten und hilfreichen Informationen, umfassende statistische Daten zu Demografie, Arbeitsmarkt und Talentepool zur Verfügung.

Im Data Center der Stadt Denver erhalten Unternehmen umfassende Informationen zum Standort.
Datenmaterial der Stadt Denver für InvestorInnen/Unternehmen. Screenshot vom 6. November 2023

Best Practice-Beispiel: Dynamische Standortinfo-Grafik

Apropos Daten teilen: Es ist ein Trugschluss zu glauben, die Website der Wirtschaftsabteilung oder des Standortes wäre immer die Plattform, über die sich potenzielle Unternehmen informieren.

Es ist wie im Tourismus: Die Aufgabe von Destinationen ist es, Daten dem eigenen Netzwerk zur Verfügung zu stellen, damit der Gast sie dort findet, wo er sucht. Und nicht, wo ich gern hätte, dass er sie denn gern suchen sollte. Auf den Standort runtergebrochen bedeutet das: Bereiten Sie die Daten so auf, dass auch die Betriebe am Standort mit ihnen arbeiten können.

Die Wirtschaftsförderung der Region Freiburg hat beispielsweise ein digitales Standortmarketing-Tool zur Fachkräftegewinnung initiiert. Dieses Tool ermöglicht es gezielt, die Vorzüge eines Unternehmensstandorts auf den Karrierewebseiten von Unternehmen zu kommunizieren.

Die dynamische Standortinfo-Grafik stellt kontinuierlich Echtzeitinformationen bereit. Dabei passt sich die Anwendung flexibel an das Corporate Design des Unternehmens an und gewährleistet eine nahtlose Integration.

Standortmarketing Tool zur Integration in Firmenwebsites
Die dynamische Standortgrafik macht Standortvorteile der unmittelbaren Umgebung auf der Website von Unternehmen sichtbar. Screenshot Z-Laser vom 6. November 2023

Remote-Work: Chance und Herausforderung für Standorte

In einer Welt, in der die Digitalisierung und die Möglichkeiten der Informationsübertragung immer weiter fortschreiten, hat sich die Art und Weise, wie wir arbeiten, grundlegend verändert. Diese Veränderung hat nicht nur Auswirkungen auf unsere individuelle Arbeitsweise, sondern auch auf die Art und Weise, wie wir Standorte und Netzwerke betrachten.

In der Vergangenheit errichteten Unternehmen ihre Büros und Produktionsstätten an einem festen Ort, um ihre Geschäftsaktivitäten zu koordinieren. Die räumliche Nähe zu KollegInnen und Ressourcen war entscheidend. Doch heute hat die Idee des Remote-Arbeitens dazu geführt, dass sich unsere Beziehung zu Standorten verändert.

Die Vorteile dieser Entwicklung sind offensichtlich. Unternehmen können auf ein breiteres Spektrum an Talenten zugreifen und ExpertInnen von verschiedenen Standorten einbinden, um komplexe Aufgaben zu lösen. ArbeitnehmerInnen wiederum ermöglicht Remote-Arbeit, flexibler zu sein und ihre Arbeitsumgebung nach ihren Bedürfnissen zu gestalten.

Allerdings birgt die Entkoppelung von Raum und Zeit auch Herausforderungen für Standorte. Was passiert, wenn niemand mehr vor Ort arbeitet und der Standort zu einem reinen „Remote-Knotenpunkt“ wird? Welche Auswirkungen hat dies auf die lokale Wirtschaft, die Immobilienbranche und die soziale Struktur einer Region?

Kommunen befinden sich derzeit in einer Übergangszeit, in der sich die Bedeutung von Standorten neu definiert. Standorte müssen sich anpassen und innovativ sein, um relevant zu bleiben.

Das kann bedeuten, die Infrastruktur für Remote-Arbeit zu optimieren, digitale Netzwerke und Kooperationsmöglichkeiten zu fördern und die Lebensqualität in der Region zu verbessern, um Fachkräfte anzulocken.

Best Practice-Beispiele:

Interessante Einblicke, Empfehlungen und Beispiele zu diesem Thema bietet die ÖROK Publikation „Räumliche Dimensionen der Digitalisierung – Fachliche Empfehlungen und Materialienband“.

Fazit: Digitales Standortmarketing wird digitaler

Um sich in einer globalisierten Welt einen Standortvorteil zu verschaffen, brauchen Wirtschaftsförderer eine Kommunikationsstrategie, die aktuellen Trends im Standortmarketing Rechnung trägt. Insbesondere Remote-Arbeit und das Lernen aus Daten sind transformative Elemente, die unsere Arbeitsweise und Wirtschaftslandschaft grundlegend verändern.

In diesem Kontext wird digitales Standortmarketing entscheidender denn je, um die Vorzüge eines Standorts herauszustellen, Fachkräfte und Unternehmen anzulocken und den Standort relevant und attraktiv zu gestalten.

Nur Wirtschaftsförderer, die auf diese Herausforderungen aktiv reagieren, werden ein zukunftsfähiges Standortmarketing betreiben – und bei ihren Zielgruppen wahrgenommen werden.

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Edgar Eller

Selbständiger Unternehmensberater und Hochschullehrer.

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