Design Thinking: Ein Gespräch von Edgar Eller mit Alice Stori Liechtenstein

04.06.2020
Trends

In unserem heutigen Podcast unterhalten sich die Kuratorin und Dozentin Alice Stori-Liechtenstein und Edgar Eller, Vizepräsident von Stadtmarketing Austria über Design und erörtern den Begriff Design Thinking.

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In unserem heutigen Podcast von Stadtmarketing Austria unterhalten sich die Kuratorin und Dozentin Alice Stori-Liechtenstein und Edgar Eller, Vizepräsident von Stadtmarketing Austria und Geschäftsführer der Stadtkultur und Kommunikation Feldkirch GmbH über Design und erörtern den Begriff Design Thinking.

Hier können Sie das Interview anhören:

Das Gespräch zum Nachlesen:

Edgar Eller (c) Magda Rosa Schuster

Edgar Eller: Alice, du beschäftigst dich viel mit Design und der Methode des Design Thinkings, die momentan in aller Munde ist. Was genau ist es und warum glaubst du, reden momentan alle darüber?

Alice Stori Liechtenstein: wie du richtig gesagt hast, ist Design Thinking ein Prozess und das Wort, also der Name Design Thinking kommt von dem Prozess, den Designer sehr oft machen. Es ist diese besondere Art und Weise Probleme und neue Wege zu finden, um sie zu lösen. Ich glaube, dass es momentan ein bisschen eine modische Beschreibung geworden ist.

Aber es hat und macht wirklich sehr viel Sinn, Design Thinking anzuwenden, weil man es in jedem Kontext benutzen kann. Also nicht nur für die Kreativentwicklung eines Produkts. Es kann tatsächlich in einem Arbeitsumfeld benutzt werden, um neue Lösungen in einer Stadt zu finden. Es gibt eine große Vielfalt von Möglichkeiten und deswegen glaube ich, dass es momentan in wirklich jedem Bereich benutzt wird.

Edgar Eller: Du sagst, es kommt aus dem Prozess, die Art, wie Designer oft an Themen herangehen. Im Stadtmarketing gibt es zwei Begriffe. Wir sagen zum einen, wir sind Stadtentwickler und wir sind Stadtgestalter.

Bei der Stadtentwicklung geht es darum, dass etwas eingewickelt ist und ich entwickle. Es ist schon da und ich schaue nur, was das Besondere ist. Die Gestaltung, also die Stadtgestaltung ist ein aktiver Prozess. Design -also Designer und Gestalter ist ja ein Stück weit ein synonymer Begriff.

Wieso glaubst du, dass dieses Design Thinking, das aus dem Design kommt, auch für die Stadtgestaltung funktionieren könnte oder wo könnte es funktionieren? Was könnte man quasi lernen von den Designern, wenn man sich mit Städten beschäftigt?

Design Thinking
Marianne Drews_ph.Lupi Spuma
Alice Stori Liechtenstein
(c) Federico Floriani

Alice Stori Liechtenstein: Also ich glaube und gehe davon aus, dass die meisten Stadtentwickler oder die Leute, die in einer Stadt wohnen, nicht unbedingt Design gelernt haben. Sie haben vielleicht andere Sachen studiert, einen anderen Background, vielleicht waren sie nicht so kreativ geprägt oder geprägt ausgebildet.

Ich glaube, dass ein Designer- also ein wirklich guter Designer- einen Prozess lernt. Er hat einen sehr kreativen Kopf, er ist neugierig, er stellt sehr viele Fragen, er will immer verstehen, wie Sachen gemacht sind, um einen neuen Weg zu finden, um Sachen besser zu entwickeln.

Ich glaube, das ist was, wo einer von anderen lernen kann. Der Designer kann viel zu einem Stadtentwickler bringen, weil er gewohnt ist, Fragen zu stellen.

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Ich merke, wenn ich mit Designern zu tun habe und mit Ihnen über etwas spreche, das ich glaube zu kennen, dass ich aufgrund der vielen Fragen der Designer dann plötzlich selbst viel mehr nachzudenken beginne. Das ist, wo der Kopf anfängt zu funktionieren.

Arvid & Marie_ph.Lupi Spuma

Edgar Eller: Es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen?

Alice Stori Liechtenstein: Ich glaube, die richtige Frage zu stellen ist wirklich eine Kunst.

Da merke ich, wenn jemand wirklich interessiert ist. Wenn man anfängt zu verstehen, wie etwas funktioniert, stellt man sehr viele Fragen und dann kann man auch Probleme finden oder neue Entwicklungen machen.

Edgar Eller: Neue Dinge zu finden, neue Dinge zu entwickeln, Gesellschaft voranzubringen, das sind Charakteristika, die man der Urbanität zuschreibt. Urbanität ist nicht der gebaute Raum, sondern es ist eher eine Charaktereigenschaft. Das Weltmännische, Offene, und Zukunftsgewandte.

Wenn wir über diese Entwicklungen reden, dann reden wir über etwas, das man normalerweise den Städten zuschreibt.

Bezogen auf Österreich: Wir leben nicht alle in Städten und unsere Kollegen arbeiten natürlich nicht nur in Städten, sondern auch teilweise in Gemeinden, Marktgemeinden etc.

Trotzdem sagst du, dass dieses Thema der Land-Stadt-Beziehung, ebenfalls diese urbanen Charakteristika irgendwie brauchen kann.

Ich glaube, es geht um die Ansicht, dass die Ko-Existenz von urbanem und ländlichem Raum als uraler Raum eine sehr große Zukunft hat. Verstehe ich das richtig?

Alice Stori Liechtenstein: Ja, ich finde, das ist wirklich eine interessante Entwicklung. Ich glaube sehr stark daran. Ich habe früher immer nur in Städten gelebt und das Land hat mich wenig interessiert. Das war eine Oase. Das war etwas, wo sich alles nur um die Natur gedreht hat.

Ich habe wirklich eine idyllische Vorstellung vom Land gehabt. Jetzt, da ich am Land wohne, merke ich, es ist nicht wirklich so. Die Leute am Land haben die gleichen Bedürfnisse wie die Leute in der Stadt.

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Design Thinking
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Ich glaube, es sollte viel mehr Kooperationen geben und viel mehr Netzwerke zwischen Land und Stadt gebaut werden.

Es sollten nicht so starke Grenzen zwischen Land-Mensch/Stadt-Mensch gezogen werden.

Wenn man eine Brücke und Vernetzungen zwischen beiden baut, kann es große Vorteile für beide haben.

Ich glaube, in der Stadt müssen wir uns wirklich ein bisschen in die Natur verlieben, ohne romantische Vorstellungen. Wir müssen wissen, woher unser Essen kommt. Wir müssen ein bisschen mehr auf die Erde und die Qualität der Erde aufpassen.

Die Stadt bietet Kultur, Vielfältigkeit, man hat viel mehr Angebote.

Deswegen ist es auch wichtig für die Leute am Land, einen Zugang zur Stadt zu haben ohne dass alles eine Stadt wird.  Natürlich wird auch nicht mehr alles zu Land.

Edgar Eller: Dort, wo du arbeitest, wo euer Verein tätig ist, auf dem Schloss, das ist ja wirklich mitten am Land. Aber was ihr dort macht ist etwas sehr Städtisches, oder? Ihr beschäftigt euch mit Design, ladet Designer ein, um dort zu wirken, um dort auch etwas herzustellen. Du hast gesagt, die Bevölkerung auf dem Land hat das Bedürfnis, daran zu partizipieren, hat aber auch städtische Bedürfnisse.

Die Frage ist, ist es mehr als eine Sehnsucht, also möchte man quasi so ein Stück sein wie in der Stadt oder ist es wirklich ein inhaltliches Bedürfnis? Möchte man an etwas andocken, was mir für mein eigenes Leben noch etwas gibt?

Das ist die Frage, welche Bedürfnisse die Landbevölkerung hat, wenn es um städtische Themen geht.

Auf der anderen Seite, wenn Designer zu euch kommen und dort ein paar Wochen leben, lernen sie etwas, was darüber hinausgeht?  Oder sagen sie nur, ach‘, es ist alles so schön grün hier? Also, lernen sie auch aus der Bevölkerung vor Ort etwas, was ihnen dann in der Stadt wieder hilft?

Alice Stori Liechtenstein: ich glaube, die Bevölkerung am Land hat die gleichen Bedürfnisse. Jeder Mensch ist neugierig, jeder Mensch will etwas lernen, jeder Mensch ist berührt von Kreativem oder Schönheit. Ich glaube, dass es egal ist, ob man am Land oder in der Stadt ist.

Wenn etwas Interessantes angeboten wird, schaut man zu. In diesem Sinne, finde ich, dass man auch am Land etwas anbieten muss, das kulturell, qualitativ und interessant ist.

Mit den Designern war es ein bisschen mehr so, dass muss ich ehrlich sagen, dass es für sie im ersten Jahr eher ein schöner Urlaub war. So wie, ah, ich bin im Grünen, es ist alles so ruhig.

Design Thinking
Charlap Hyman Herrero_ph.Lupi Spuma

Mittlerweile kenne ich mich besser am Land aus und versuche, die Designer auch wirklich hinter die Kulissen, hinter das Schloss blicken zu lassen.  

Nicht nur das schöne Bild, sondern auch etwas von der Mentalität und dem Alltag dort zu zeigen. Es gibt die, die es annehmen, andere finden es schwieriger.

Also das war sehr lustig: wir hatten zwei Designer aus New York und innerhalb der zehn Tage haben sie sich wirklich schwer getan früh aufzustehen und sich auf einen anderen Rhythmus einzustellen. Also haben sie ungefähr das gleiche Leben wie in New York bei uns geführt.

Ja, und sie waren überrascht, wenn um Acht am Abend nicht alle Geschäfte offen waren. Ich habe ihnen wirklich versucht zu zeigen, dass sie diese Möglichkeit mehr ausnutzen sollen, um wirklich zu verstehen, wie es in einer anderen Umgebung läuft. Es ist nicht eine Rarität bei uns.

Es passiert auch das Gleiche in den USA. Einfach raus von New York. Ich glaube, dass das etwas ist, das immer mehr wird –  also dass die Designer immer mehr merken, okay, es läuft ein bisschen anders und man sollte ein bisschen mehr entdecken.

Edgar Eller: Jetzt hat nicht jeder, also nicht jeder unserer Kollegen, die Möglichkeit, so wie du, einen Verein zu gründen oder in einem Schloss zu wohnen und dort quasi ein Format zu entwickeln. Hast du einen Tipp für die Kollegen und Kolleginnen draußen?

Was können sie tun, um die Verbindung zwischen dieser Urbanität, diesem städtischen Gedanken und der klein-städtischen oder ländlichen Arbeit, in der sie vielleicht stecken, zu finden?

Alice Stori Liechtenstein: Also, ich habe nichts Neues erfunden. Ich hatte gute Beispiele von Sachen, die mir gefallen haben.  Die waren überall in der Welt zerstreut. Ich habe von jedem etwas genommen und habe es einfach auf meine Situation adaptiert.

Es war nicht mein Ziel in einem Schloss zu wohnen. Ich habe es auch sehr schwierig gefunden und habe gedacht, okay, da muss ich etwas daraus machen. Es ist so: Kreativ zu sein bedeutet nicht, etwas revolutionär zu entwickeln. Es ist etwas, was vielleicht in einem anderen Bereich gut funktioniert, in eine neue Situation hineinzubringen.

Das wäre mein Rat: Man sollte herumschauen, und wenn einem etwas gefällt, das andere gut machen, dann kann man diese Sache auch bei sich weiterentwickeln und einfach ein Patchwork-Projekt machen. Also ich glaube, das ist etwas, das kann man dann überall umsetzen.

Edgar Eller: Vielen Dank!

Alice Stori Liechtenstein: Danke!

Praxistag Steyr: Design Thinking

Wer noch mehr über Design Thinking erfahren möchte, ist herzlich zu unserem nächsten Praxistag in Steyr am 3.07.2020 eingeladen. Hier erfahren Sie wie ein Design Thinking Prozess zur Gestaltung einer Region eingesetzt wurde. Am Beispiel des Stadtplatzes Leo wird gezeigt, welchen Einfluss Produktdesign auf regionale Entwicklungen hat.

Design Thinking
Stadtplatz LEO (c) Daniel Reichsthaler
unsere Location: das Gartenhaus in Steyr (c) Hertl Architekten

Zum Programm

Anmeldung zur Veranstaltung unter karin.klotzinger@stadtmarketing.eu

Weitere links zum Thema: virtueller Rundgang zur Ausstellung in Schloss Hollenegg und 3D Tour

Titelbild (c) Walden_02_ph.Simone_Sandahl

Karin Klotzinger

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