Innovative Wirtschaftsförderungsmodelle

22.12.2015
Trends, Wirtschaft

Ein Beitrag von Daniela Krautsack, MBA, Urban Branding Expertin und Trendforscherin (Wien):

Innovative Wirtschaftsförderungsmodelle, die auf Nachhaltigkeit und Kooperation treffen

Das rot-grüne Regierungsübereinkommen 2015 trägt folgenden Titel: „Wien hat Chancen: Jobs mit Zukunft, Wirtschaft mit Verantwortung.“ Hört sich vielversprechend an, vor allem, wenn die Politik und Entscheidungsträger aus der Wirtschaft halten wollen, was beim letzten Pioneers Festival, der bekannten Konferenz für Jung-Unternehmer und Möchte-Gern-Start-Ups im Mai 2015 auf der Bühne gen Publikum versprochen wurde. Mit „Innovatives Wien 2020“ hat der Wiener Gemeinderat eine zukunftsweisende Innovationsstrategie beschlossen, an deren Zielen und Handlungsfeldern in den kommenden Jahren gearbeitet wird. Wien will alle Handlungsfelder für eine soziale und ökologisch nachhaltige Stadt nützen. Man will Herrn Wiener und Frau Wienerin zur digitalen Revolution einladen, die – so es ambitionierte Unternehmerinnen, wie bringt traditionelle Geschäftsmodelle immer mehr unter Druck und zerreißt alte Wertschöpfungsketten.

Gutes tun und damit Geld verdienen, das ist das Motto eines neuen und für die Förderlandschaft Europas recht unkonventionellen Wettbewerbs. Zu Konzepten rund um den globalen Wirtschaftstrend „Social Entrepreneurship“ lud die Wirtschaftsagentur Wien Unternehmen aus der Kreativwirtschaft ein und unterstützt Projekte finanziell, die auf unternehmerischem Weg nachhaltige Lösungen für soziale, ökologische und gesellschaftliche Problemstellungen bieten.

Doch halt – sind das nur schöne Worte oder ist soziales und nachhaltiges Unternehmertum tatsächlich mit wirtschaftlichem Erfolg in Einklang zu bringen? In eine bessere gesellschaftliche Zukunft zu investieren, kann einer Stadt und ihrer Wirtschaft nur guttun, meint die Ausschreibung der Wirtschaftsagentur. Erinnert mich an das gallische Verhalten der Schweden, die im globalen Setting mächtiger Klimasünder brav jede kleine Kaffeekapsel ordnungsgemäß zum Recycling bringen. Da identifiziert sich eine Nation mit einer Idee, einer Zukunftsvision und beschäftigt sich nicht mit der Kalkulation, ob die Anstrengungen weniger im Angesicht luft- und wasserverpestender Riesennationen überhaupt was bringt.

 Nachhaltige Erfolgsgeschichten

Der Trend hin zu sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit im Unternehmertum macht sich in Wien durch unterschiedliche Projekte immer stärker bemerkbar. Die Wiener Bäckerei Felzl hat mit der Designerin Katharina Dankl einen Brotautomaten entwickelt, der nach Ladenschluss überschüssiges Brot zu einem günstigeren Preis anbietet. Damit werden die Lebensmittel nicht verschwendet.

Credit: Daniela Krautsack
Credit: Daniela Krautsack

Wirtschaftsförderungen sind ein wesentliches Element einer wirkungsvollen Standortpolitik. Durch innovative Förderprogramme soll insbesondere die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen unterstützt werden. Zielgerichtet sind diese Förderungen primär an: Jungunternehmer/innen und bestehende Unternehmen aus den Sparten Industrie, des Dienstleistungssektors, Gewerbe und Handwerk. Was soll durch die Programme erzielt werden: Einerseits die Errichtung von neuen Betrieben resp. die Modernisierung und Erweiterung von bestehenden und die Schaffung von Dienstleistungsinnovationen, immer öfter mit der Auflage, zum Gemeinwohl beizutragen.

Wer bestimmt denn, was der Gemeinschaft wohl tut? Internationale Best Practice Beispiele zeigen, dass mit dem nötigen Engagement und Know-how von BürgerInnen auch komplexe und kontroverse Grundsatzfragen diskutiert und mitentschieden werden können. Als gutes Beispiel hierfür kann die Arbeit der Organisation AmericaSpeaks dienen. In über 50 Großveranstaltungen mit mehr als 130.000 TeilnehmerInnen wurden umfangreiche Erfahrungen gesammelt und weltweit einzigartige Methoden zur Entscheidungsfindung mit großen Gruppen erarbeitet.

Sowohl hinsichtlich der Rekrutierung von TeilnehmerInnen, dem Zutrauen in die BürgerInnen, der exzellenten Aufbereitung inhaltlicher Grundlagen, der Transparenz der Entscheidungsfindung und der Fähigkeit, mit großen Gruppen klare Empfehlungen zu erarbeiten, kann man von AmericaSpeaks viel lernen. Österreichs vergleichsweise schwache „Partizipationskultur“ ist noch geprägt von den Auswirkungen des Josephinismus („Alles für das Volk; nichts durch das Volk“) und der Konkordanz-Demokratie/Korporatismus (hoher Stellenwert und Institutionalisierungsgrad der organisierten Interessenvertretung, die Bürgerbe- teiligung potenziell als Konkurrenz erlebt). Was Österreich jetzt braucht, ist die Einstellung: Alles kann sich ändern und wer Änderung möchte, muss sich dafür einsetzen.

Mag. Roland Murauer von CIMA Austria meint dazu im Interview-Gespräch: „All diese Modelle zur Beteiligung von BürgerInnen, Modelle zur Finanzierung, wie  Crowdfunding oder Modelle der Gemeinwohlökonomie – das sind populäre Schlagwörter, die in der direkten Bedeutung bisher kaum einen Niederschlag in Österreich gefunden haben. Sicher ist, dass Stadtmarketing den Gedanken der Gemeinwohlökonomie als Kern in sich trägt. Diese Begriffe finden ihre Anwendung eher in England und den USA. Wir haben uns für Ried im Innkreis eine kreative Wirtschaftsförderung aus Sacramento abgeschaut. Wir loben einen Wettbewerb aus, für den wir UnternehmensgründerInnen und JungunternehmerInnen aus dem Handel, der Gastronomie und Dienstleistungsbranche einladen. Die besten drei Business Pläne werden gefördert. Wir haben das so formuliert: „Ihr bekommt eine Fläche mietfrei zur Verfügung gestellt, einen Business Angel an Eure Seite, der Euch bei allen Schritten begleitet, und das Stadtmarketing schnürt Euch ein Werbe- und Marketingpaket. Eine interdisziplinär zusammengesetzte Jury bewertet Eure Konzepte. Wir kooperieren mit einer Bank und Medienpartnern vor Ort. Ab März 2016 startet dieses Experiment. Wir sind gespannt.“

Hier der Link zum Wirtschaftsförderungsprogramm „Calling All Dreamers“ aus Sacramento:http://downtownsac.org/start-a-business/dreamers-welcome/calling-all-dreamers-contest/meet-heather-wong-allspicery-owner/

Credit: Downtown Sacramento Partnership
Credit: Downtown Sacramento Partnership

„It’s fantastic to own your own business. To run a successful business, the dream is the most important thing. You have to believe in it.“ sagt eine von Sacramento’s Geschäftsinhaberinnen. Möge also der Geist des ‚American Dream’ nicht nur die vielen potentiellen JungunternehmerInnen in Österreich, sondern auch die VertreterInnen der politischen Landschaft, die sich um das Niederbrechen bürokratischer Hürden bemühen mögen, bald flächendeckend spürbar werden.

Dreamers aus Sacramento:

https://www.youtube.com/watch?v=r__hz7WbQE0

https://www.youtube.com/watch?time_continue=55&v=2wEkSNrjAO4

Quellen:

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